30. August 2015
Internetbasierte psychologische Behandlungen existieren noch nicht lange. Die ersten Versuche wurden in den späten 90er Jahren gestartet. Seither wurde eine große Menge an Programmen entwickelt, ebenso wurden Studien zu einer Reihe an psychiatrischen und somatischen Erkrankungen durchgeführt. Meistens diente dabei die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) als Verfahren. Im Folgenden berichten wir aus einer Metastudie, die die Ergebnisse vieler Studien aus einer längeren Zeitperiode untersucht und zu dem Ergebnis kommt, dass internetbasierte kognitive Verhaltenstherapie (IKVT) im Vergleich mit der herkömmlichen Psychotherapie in Anwesenheit eines Therapeuten gleich wirksam ist.
3. Mai 2015
Die sozialen Medien sind dazu da, dass Internetnutzer die Möglichkeit haben, digital zu kommunizieren und Informationen auszutauschen. Die Netzwerke werden neben privater Kommunikation z.B. dazu genutzt, sich als Bürger zu engagieren, sich an der Meinungsbildung zu beteiligen, Informationen über jeden Lebensbereich auszutauschen, wobei die Beteiligung für jeden eigenverantwortlich und selbstbestimmt ist. Ein weiterer Bereich ist die Selbsthilfe. Die Hälfte aller Selbsthilfevereinigungen, die im Netz vertreten sind, bieten die Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu kommen (Chats, Foren, Mailinglisten) und Wissen zu sammeln (Wikis, Blogs, Twitter, Facebook). Das zusätzliche digitale Angebot erweitert die Möglichkeiten der Selbsthilfe, da die Schwelle, sich Hilfe zu holen durch die Anonymität, den Zugriff rund um die Uhr und unabhängig vom Ort, stark gesenkt ist. Umso erstaunlicher und bedauernswerter ist es, dass Wissenschaftler nun herausfinden, dass die sozialen Medien nur sehr eingeschränkt für gesundheitlich-medizinische Themen genutzt werden. Der folgende Pressebericht zu einer solchen Studie verdeutlicht diesen erschreckenden Trend:
14. Oktober 2012
In Deutschland wartet ein Patient im Durchschnitt 3 Monate und länger auf einen ersten Termin mit dem Psychotherapeuten. Eine aktuelle Studie aus England, wo die Wartezeiten noch sehr viel länger sind, hat therapeutische Gespräche am Telefon als eine mögliche Alternative untersucht. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu der Studie von Ende September übersetzt, die Wirksamkeit und Kosten der Therapie untersuchte:
Eine neue Studie zeigt, dass eine Verhaltenstherapie über das Telefon genauso effektiv ist wie das traditionelle, direkte Gespräch mit dem Therapeuten. Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt in dem Fachjournal PLoS ONE veröffentlicht.
Die Untersuchung von Wissenschaftlern der University of Cambridge und ihren Kollegen vom NIHR CLAHRC und dem National Health Service (NHS) Midlands & East zeigte weiter, dass das Angebot einer Gesprächstherapie über das Telefon den Zugang von Menschen mit häufigen psychischen Erkrankungen zu einer Psychotherapie erleichtert und dabei dem NHS sogar noch Geld sparen könnte.
18. September 2012
Wer Depressionen hat und nach einem Psychotherapeuten Ausschau hält, kann selbst in einer größeren Stadt Schwierigkeiten haben einen freien Therapieplatz zu finden, weil es zu wenig Therapeuten gibt. Eine Alternative, zumindest zur Überbrückung, bieten seit ein paar Jahren Online-Therapieprogramme. Wir haben eine Presseerklärung vom Juli zu einer aktuellen Studie über die Wirksamkeit zwei solcher Therapieprogramme übersetzt:
Programme zur Online-Therapie von Depressionen können eine positive Wirkung haben, die über die bloße Verbesserung von Depressionssymptomen hinausgeht. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie von Forschern der Australian National University (ANU) in Canberra.
Dr. Lou Farrer vom Centre for Mental Health Research der ANU, das zum College of Medicine, Biology and Environment der ANU gehört, untersuchte die Wirksamkeit der Online-Therapieprogramme MoodGYM und BluePages bei Anrufern des australischen Krisentelefons „Lifeline“. Ihre Ergebnisse zeigten, dass sich die Online-Programme positiv auf eine Reihe von psychischen Problemen auswirkten – nicht nur auf Depressionen.
11. Dezember 2011
Wenn bei chronischen Schmerzen die Ursachen nicht bekannt sind, eignen sich Medikamente nur bedingt als Langzeitbehandlung, vor allem wegen ihrer Nebenwirkungen. Verhaltenstherapie kann vielen Schmerzpatienten das Leben mit der Krankheit erleichtern, ist aber relativ teuer. Eine neue Studie hat eine telefonische Gesprächstherapie als Alternative untersucht. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu der Studie vom November übersetzt, die zeigt, dass diese Therapieform effektiv und praktikabel ist:
Eine neue Studie aus England untersuchte die Wirksamkeit einer kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) bei Patienten mit chronischen Schmerzen, die von geschulten Therapeuten ausschließlich übers Telefon durchgeführt wurde. Nach sechs Monaten der Behandlung fühlten sich viele Schmerzpatienten deutlich besser.
Die Studie von Wissenschaftlern der University of Aberdeen und der University of Manchester wurde von Arthritis Research UK finanziert. Dies ist die erste Untersuchung über eine telefonische Verhaltenstherapie für Patienten mit chronischen, nicht-lokalisierten Schmerzen.
10. November 2011
Die Digitalisierung von Patientenakten und der Gebrauch des Internets nehmen in der Krankenversorgung immer mehr zu, auch wenn manche das vielleicht kritisch sehen. Eine aktuelle Studie amerikanischer Ärzte hat die Aussagekraft eines traditionellen Depressionstests und seiner Internetfassung verglichen. Wir haben die Presseerklärung des Krankenhauses über die Studie von Anfang November übersetzt, die die Vorzüge der Computerversion des Tests beschreibt:
Eine neu veröffentliche Studie von Forschern am Rhode Island Hospital in den USA zeigt, dass die Beurteilung des Behandlungserfolges bei Depressionspatienten mithilfe des Internets glaubhafte und zuverlässige Ergebnisse liefert. Weiter zeigt sie, dass die Internet- und Papierversionen einer Depressionsskala gleichwertig waren, dass aber Patienten die Internetversion bevorzugten. Die Studie erscheint in der Novemberausgabe des Journals of Clinical Psychiatry.
Der erste Autor der Studie Mark Zimmerman, Direktor der psychiatrischen Ambulanz am Rhode Island Hospital, und seine Mitarbeiter untersuchten 53 psychiatrische Patienten, die dort schon länger eine ambulante Behandlung für Depressionen machten. Die Patienten erhielten einen Fragebogen, den sie sowohl in Papierform als auch online ausfüllen konnten. Der Fragebogen, den das Team selbst entwickelt hat, ist ein Kurztest für Depressionen, der sich schnell auswerten lässt. Nach Meinung der Autoren war der Test zuverlässig und in der Klinik nützlich. Daher ließen sie die Patienten beide Versionen des Fragebogens ausfüllen und untersuchten, wie gut vergleichbar die Ergebnisse waren. Außerdem befragten sie die Patienten, welche Version sie bevorzugten.
8. Mai 2011
Menschen mit chronischen Depressionen vereinsamen oft mehr und mehr, weil sie sich von anderen zurückziehen, aber auch andere von ihnen. Eine neue Studie amerikanischer Forscher hat ein Behandlungsprogramm für Depressionen untersucht, bei dem die Stärkung sozialer Kontakte Teil der Therapie ist. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu der noch nicht veröffentlichten Studie von Ende März übersetzt, die auf ähnlichen Programmen für andere chronische Erkrankungen aufbaut:
Ein neues Programm an der University of Michigan (U-M) soll Patienten mit Depressionen helfen, besser mit ihren Beschwerden zurechtzukommen, indem es einen Menschen, der sich um sie kümmert, zu einem wichtigen Bestandteil ihrer Behandlung macht.
Die Patienten nehmen an dem Programm zusammen mit einem Partner teil, der ihr bester Freund, ein erwachsenes Kind oder irgendeine Vertrauensperson sein kann, die nicht bei ihnen zu Hause leben. Jede Woche beantwortet der Patient am Telefon kurz ein paar Fragen, die automatisch ausgewertet werden. Dann erhält der Partner eine Mitteilung per E-Mail, wie es dem Patienten gerade geht, und konkrete Vorschläge, wie der Partner ihm helfen kann.
1. Mai 2011
Eine Therapie über das Internet bietet eine Reihe von praktischen Vorteilen wie zum Beispiel geringere Kosten, aber das individuelle Feedback kann schwierig sein. Eine aktuelle Studie hat ein Online-Programm für Schlafstörungen bei Kindern getestet und zeigt, dass flexible Verhaltensempfehlungen für Eltern auch online möglich sind. Wir haben die Presseerklärung des Herausgebers der Studie von Ende März übersetzt. Eltern können das Programm (auf Englisch) bereits gratis nutzen:
Eine Studie in der Aprilausgabe des Journals SLEEP zeigt, dass ein Online-Programm effektive Hilfe für Schlafstörungen bei Kleinkindern bietet, wovon indirekt auch der Schlaf, die Stimmung und das Selbstvertrauen der Mütter profitieren. Die Ergebnisse zeigen, dass das Internet Eltern von kleinen Kindern mit Schlafproblemen einen uneingeschränkten Zugang zu individuell angepassten Verhaltensratschlägen ermöglichen kann.
Die Daten zeigen, dass kleine Kinder von Eltern, die an dem Online-Programm teilnahmen, deutlich besser schliefen. Die Kinder wachten nachts nur noch höchstens halb so oft auf, sie blieben höchstens halb so lange wach, und die längste durchgehende Schlafphase war mindestens zwei Stunden länger. Außerdem schliefen die Kinder schneller ein und bekamen nachts insgesamt mehr Schlaf. Die Mütter in der Behandlungsgruppe schliefen ebenfalls besser und fühlten sich weniger angespannt, depressiv, übermüdet und unkonzentriert. Dagegen waren der Schlaf und die Stimmung der Mütter in der Kontrollgruppe kaum verbessert.
26. März 2011
Eine Online-Psychotherapie bietet eine Reihe von potenziellen praktischen Vorteilen und kann bei vielen psychischen Erkrankungen wirksam sein. Bei sozialen Angststörungen etwa könnte sie Patienten helfen, die sonst vielleicht keinen Therapeuten aufsuchen würden. Eine aktuelle Studie des Psychologen Thomas Berger von der Universität Bern in Zusammenarbeit mit dem Karolinska-Institut in Schweden hat verschiedene Formen der Online-Kommunikation zwischen Patient und Therapeut untersucht und zeigt, dass in diesem Fall alle sehr effektiv waren. Wir haben diesmal die Zusammenfassung der wissenschaftlichen Veröffentlichung übersetzt, sie aber für den Blog etwas vereinfacht:
Mehrere Forschungsgruppen haben in kontrollierten Studien unabhängig voneinander die Wirksamkeit von Selbsthilfeprogrammen für soziale Angststörungen nachgewiesen, die über das Internet angeboten werden und nur minimale Unterstützung durch einen Therapeuten per E-Mail erfordern. Aber die Rolle und Notwendigkeit der Anleitung durch einen Therapeuten ist immer noch weitgehend unklar.
Diese Studie verglich den Nutzen eines zehnwöchigen Selbsthilfeprogramms für soziale Angststörungen, das online und ohne Anleitung durch einen Therapeuten angeboten wurde, mit derselben Behandlung, die durch eine minimale, aber wöchentliche Unterstützung durch einen Therapeuten per E-Mail ergänzt wurde. Außerdem wurde noch eine dritte Behandlungsmethode untersucht, bei der die Unterstützung flexibel gehandhabt wurde und je nach Wunsch und Bedarf des Patienten von gar keiner Unterstützung, über Kontakt per E-Mail bis zu Telefonaten reichen konnte.
9. März 2011
Eine Verhaltenstherapie für posttraumatische Belastungsstörungen setzt voraus, dass das traumatische Ereignis vorüber ist. Bei Soldaten kann das bedeuten, dass die Therapie erst nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst möglich ist. Eine aktuelle Studie hat als Alternative eine Behandlung mithilfe einer virtuellen Realität untersucht. Wir haben die Presseerklärung des Herausgebers der Studie vom Februar übersetzt, die zeigt, dass solch eine Behandlung auch bei aktiven Soldaten effektiv ist:
Ein Artikel, der in der nächsten Ausgabe des Journal of Traumatic Stress erscheint, ist einer der Ersten, der die Wirksamkeit einer Expositionstherapie bei aktiven Militärangehörigen mit posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) nachweist. Die Studie zeigt, dass Expositionstherapie mithilfe einer virtuellen Realität nach durchschnittlich sieben Therapiesitzungen zu einer deutlichen Verminderung von PTBS-Symptomen führte. Außerdem berichteten 62% der Patienten von Veränderungen ihrer PTBS-Symptome, die zuverlässig und von klinischer Bedeutung waren.