Wie kann das Internet die Behandlung von Depressionen erleichtern?
Die Digitalisierung von Patientenakten und der Gebrauch des Internets nehmen in der Krankenversorgung immer mehr zu, auch wenn manche das vielleicht kritisch sehen. Eine aktuelle Studie amerikanischer Ärzte hat die Aussagekraft eines traditionellen Depressionstests und seiner Internetfassung verglichen. Wir haben die Presseerklärung des Krankenhauses über die Studie von Anfang November übersetzt, die die Vorzüge der Computerversion des Tests beschreibt:
Eine neu veröffentliche Studie von Forschern am Rhode Island Hospital in den USA zeigt, dass die Beurteilung des Behandlungserfolges bei Depressionspatienten mithilfe des Internets glaubhafte und zuverlässige Ergebnisse liefert. Weiter zeigt sie, dass die Internet- und Papierversionen einer Depressionsskala gleichwertig waren, dass aber Patienten die Internetversion bevorzugten. Die Studie erscheint in der Novemberausgabe des Journals of Clinical Psychiatry.
Der erste Autor der Studie Mark Zimmerman, Direktor der psychiatrischen Ambulanz am Rhode Island Hospital, und seine Mitarbeiter untersuchten 53 psychiatrische Patienten, die dort schon länger eine ambulante Behandlung für Depressionen machten. Die Patienten erhielten einen Fragebogen, den sie sowohl in Papierform als auch online ausfüllen konnten. Der Fragebogen, den das Team selbst entwickelt hat, ist ein Kurztest für Depressionen, der sich schnell auswerten lässt. Nach Meinung der Autoren war der Test zuverlässig und in der Klinik nützlich. Daher ließen sie die Patienten beide Versionen des Fragebogens ausfüllen und untersuchten, wie gut vergleichbar die Ergebnisse waren. Außerdem befragten sie die Patienten, welche Version sie bevorzugten.
Zimmerman sagt: „Angesichts des wachsenden Interesses an der Entwicklung elektronischer Patientenakten und des zunehmenden Drucks eine Krankenversorgung in der klinischen Praxis einzuführen, die sich quantifizieren lässt, ist es zeitgemäß Internetsysteme zu entwickeln, mit denen man den Verlauf von Depressionen im klinischen Alltag besser verfolgen kann.“
Die Forscher stellten fest, dass die Ergebnisse mit Fragebögen in Papierform und auf dem Internet gut übereinstimmten. Außerdem zeigte sich, dass Patienten Fragebögen lieber auf dem Internet ausfüllten, denn sie fanden es bequemer, weniger zeitaufwändig, sicherer und sogar genauer und zuverlässiger.
Zimmerman meint: „Eine Beurteilung des Behandlungserfolges mithilfe des Internets hat mehrere potenzielle Vorteile gegenüber Tests mit Papier und Bleistift. Sie ist bequem für Patienten, mit geringeren Kosten verbunden, kann automatisch quantifiziert werden und die Daten lassen sich einfacher auswerten. Außerdem können Fragebögen auf dem Computer Patienten daran erinnern alle Fragen zu beantworten, sodass weniger Daten fehlen.“
Zum Schluss schreiben die Autoren, die Ergebnisse der Studie zeigen, dass man Tests über das Internet anbieten kann, mit denen sich der Erfolg einer Depressionsbehandlung zuverlässig und glaubhaft quantifizieren lässt. Zimmerman sagt: „Wir glauben, dass uns ein Internetsystem zur Messung des Behandlungserfolges helfen kann den Langzeitverlauf dieser oft chronischen Erkrankung zu verfolgen. Ein weiterer Vorteil ist, dass es eine kostengünstige Methode zum Sammeln von Daten ist, und dass Patienten sie bevorzugen.“
Quelle:
Lifespan News, 2. Nov 2011
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Rubrik: Depression, Online-Therapie
Tags: Internet, klinische Studie, Psychotherapie, Therapieforschung