30. Dezember 2012
Oft sprechen Patienten mit Depressionen nicht auf das erste Medikament an, das der Arzt verordnet. Die Suche nach einem geeigneten Antidepressivum, meistens ein akzeptabler Kompromiss zwischen Wirksamkeit und Nebenwirkungen, kann dann langwierig sein. Eine aktuelle Studie hat eine Kombination aus Medikamenten und Verhaltenstherapie als Alternative untersucht. Wir haben einen Presseartikel zu der Studie von Anfang Dezember übersetzt, die zeigt, dass Verhaltenstherapie die Wirksamkeit von Medikamenten verstärken kann:
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Stimmung eines Patienten mit Depressionen durch eine Kombination von kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) und Antidepressiva verbessert, ist dreimal so hoch wie bei einer Therapie mit Antidepressiva allein. Diese Ergebnisse, die im Lancet vorab online publiziert wurden, sind ermutigende Nachrichten für die zwei Drittel der Patienten mit Depressionen, bei denen Antidepressiva allein zu keinerlei Besserung geführt haben.
Depressionspatienten, die auf eine gezielte Behandlung mit Medikamenten nicht ansprechen, neigen zu wiederholten Schüben von Depressionen. In einer früheren Studie aus dem Jahre 2008 haben holländische Wissenschaftler gezeigt, dass eine KVT-Behandlung bei Patienten mit wiederkehrenden Depressionen sehr effektiv ist.
24. April 2012
Depressionen und Einsamkeit gehen oft miteinander einher und bedingen sich wahrscheinlich gegenseitig. Eine neue Studie hat diesen komplexen Zusammenhang am Beispiel von Singles untersucht. Gemeint sind hier Leute, die in ihrer Wohnung alleine leben und dabei eine feste Beziehung haben können oder auch nicht. Wir haben die Presseerklärung des Herausgebers der Studie von Ende März übersetzt, die zeigt, wie andere Faktoren das Zusammenspiel von Depressionen und Einsamkeit beeinflussen:
Die Anzahl der Menschen, die alleine leben, hat sich in den letzten dreißig Jahren verdoppelt. In Großbritannien und den USA ist heute jeder Dritte ein Single. Eine neue Studie, die jetzt in dem frei erhältlichen Journal BioMed Central Public Health erschienen ist, zeigt, dass das Risiko an Depressionen zu erkranken (für die Zwecke dieser Studie definiert als jemand, der Antidepressiva nimmt) bei Alleinstehenden um fast 80 Prozent höher ist als bei Menschen, die in irgendeiner sozialen Gruppe oder Familie leben.
Bei Frauen ließ sich ein Drittel dieses Risikos auf soziodemografische Faktoren wie mangelnde Bildung und geringes Einkommen zurückführen. Bei Männern waren die wichtigsten Einflussfaktoren ein schlechtes Arbeitsklima, fehlender Rückhalt am Arbeitsplatz oder im Privatleben und übermäßiger Alkoholkonsum.
6. April 2012
In Deutschland leiden mehr als eine Million Menschen an Demenz. Die meisten dieser Patienten sind pflegebedürftig. Eine aktuelle Studie hat die Wahnvorstellungen untersucht, die für Demenz charakteristisch sind. Wir haben den Presseartikel eines Sponsors der Universität über die Studie von Ende März übersetzt, die zeigt, dass die Wahnvorstellungen dieser Patienten gar nicht so irrational sind:
Demenz – ein akuter Verlust geistiger Fähigkeiten – kann sich durch Symptome wie Gedächtnisschwund, eine verkürzte Aufmerksamkeitsspanne und Desorientierung äußern. Sie tritt bei ernsten psychischen Störungen wie Alzheimer auf. Obwohl die Erkrankung häufig ist, besonders bei älteren Menschen, gibt es heute noch keine effektive Behandlung.
Laut Prof. Jiska Cohen-Mansfield vom Herczeg-Institut für Altersforschung und der Sackler-Fakultät für Medizin der Universität Tel Aviv in Israel werden Demenzpatienten oft psychotrope Medikamente verschrieben, um Symptome wie Wahnvorstellungen abzuschwächen. Aber sie sagt, dass diese Taktik manchmal mehr schadet als nützt. Denn viele der Wahnvorstellungen, unter denen Demenzpatienten leiden, können eine rationale Basis haben. Daher könnte es effektiver sein die Patienten mit Verhaltenstherapie als mit Medikamenten zu behandeln, meint Prof. Cohen-Mansfield. Ein besseres Verständnis ihrer Wahnvorstellungen hat direkte Auswirkungen auf die Betreuung von Menschen, die unter Demenz leiden, und wie wir die Patienten sehen.
4. Oktober 2011
Die Symptome von Burn-out können variabel sein. Eine Abgrenzung zu anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen, bei denen Stress eine Rolle spielt, kann daher manchmal schwierig sein. Eine aktuelle Studie hat einen neuen Test für Burn-out untersucht, der eine Diagnose erleichtern könnte. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu dem Verfahren übersetzt, das man auch zur Früherkennung von Burn-out einsetzen könnte:
Ihr Blut und der Spiegel eines Hormons in Ihrem Speichel könnten zeigen, ob Sie kurz vor dem Burn-out stehen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Dr. Sonia Lupien und Robert-Paul Juster vom Centre for Studies on Human Stress des Louis-H. Lafontaine Hospitals und der University of Montreal in Kanada. Unter Burn-out leidet nicht nur das Berufs- und Privatleben gestresster Arbeitnehmer. Auch das Risiko für andere körperliche und psychische Probleme steigt, wenn Symptome von Burn-out unbeachtet bleiben. Das ist umso bedeutender als nach Schätzungen der International Labor Organization zehn Prozent der Nordamerikaner und Europäer Burn-out, klinische Depressionen oder Ängste haben, die mit ihrem Arbeitsplatz zusammenhängen.
„Unsere Hypothese war, dass gesunde Arbeitnehmer mit chronischem Stress und milden Symptomen von Burn-out vermehrt physiologische Regulationsstörungen und einen niedrigeren Cortisolspiegel haben würden – ein Profil, das typisch für Burn-out ist“, erklärt Juster, der erste Autor der Studie. Cortisol ist ein Stresshormon, das eine Rolle bei der Stressantwort des Körpers und dem natürlichen Tagesrhythmus des Menschen spielt. Patienten, die unter Depressionen leiden, haben oft einen erhöhten Cortisolspiegel, während er bei Burn-out-Patienten meist niedrig ist. Zu viel Cortisol kann für die psychische und körperliche Gesundheit genauso schlecht sein wie zu wenig.
24. Mai 2011
Seit gut zwanzig Jahren sind keine Antidepressiva auf den Markt gekommen, die nach einem neuen Wirkungsmechanismus funktionieren. Doch die Effektivität und Verträglichkeit der gängigen Medikamente lässt zu wünschen übrig. Nun haben Forscher ein neues Gen entdeckt, das an der Entstehung von Depressionen beteiligt ist. Wir haben die Presseerklärung des Herausgebers der Studie von Ende April übersetzt, die helfen könnte effektivere Antidepressiva zu entwickeln, die über einen neuen Mechanismus wirken:
Eine aktuelle Studie beschreibt ein neues Gen, das mit klinischen Depressionen assoziiert ist. Die Untersuchung, die von Cell Press in der Aprilausgabe des Journals Neuron publiziert wird, zeigt, dass es einen bis jetzt unbekannten Mechanismus für klinische Depressionen gibt, und könnte den Weg für zukünftige Behandlungsstrategien für diese ernste Stimmungsstörung weisen.
Klinische Depressionen sind eine psychische Erkrankung, die zu erheblichen Produktivitätsverlusten im Arbeitsleben führt und manche Patienten bis zum Selbstmord treiben kann. „Die heutigen Medikamente sind für die Behandlung von klinischen Depressionen unverzichtbar, aber ihre klinische Wirksamkeit ist immer noch unbefriedigend, weil viele Patienten nicht auf sie ansprechen und unerwünschte Nebenwirkungen häufig sind“, erklärt der erste Autor der Studie Dr. Martin A. Kohli vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München. „Die Identifikation von Mechanismen, die Depressionen verursachen, dient der Entwicklung besserer Antidepressiva.“
12. Oktober 2010
Patienten mit Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen rauchen überdurchschnittlich viel. Das wird manchmal damit erklärt, dass Nikotin die Bildung von Glückshormonen fördert und für die Patienten eine Art der Selbstbehandlung darstellt. Nun wirft eine neue Studie Zweifel auf diese scheinbar plausible Hypothese. Wir haben einen Presseartikel von Medical News Today zu der Studie von Ende August übersetzt, die zeigt, dass Rauchen die Entwicklung von Depressionen sogar begünstigen könnte:
Eine aktuelle Studie kanadischer Wissenschaftler an Teenagern zeigt, dass Rauchen Symptome von Depression verstärken kann. Die Untersuchung war Teil einer größeren Langzeitstudie über Nikotinabhängigkeit bei Teenagern (NDIT) von Forschern des University of Montreal Hospital Research Centres, der University of Toronto und der University of Montreal.
25. Juni 2010
Depressionen bei Kindern im Vorschulalter äußern sich anders als bei älteren Kindern und sind schwer zu erkennen. Zum Beispiel wirken sich die Depressionen nicht auf die schulische Leistung aus und die Kinder werden noch weitgehend von den Eltern versorgt, die vielleicht auch deshalb nicht wahrhaben wollen, ihr Kind könnte depressiv sein. Wir haben die Presseerklärung des Herausgebers eines Übersichtsartikels vom Mai übersetzt, der auch neue Ansätze zur Therapie in diesem Alter vorstellt:
Es ist schwierig, sich einen depressiven Drittklässler vorzustellen. Es ist noch schwieriger, sich ein depressives Vorschulkind vorzustellen. Obwohl Depressionen bei Kindern wohlbekannt sind und behandelt werden, haben Forschungsstudien erst in letzter Zeit begonnen, Depressionen auch bei Kindern unter sechs Jahren zu untersuchen. In der neusten Ausgabe von Current Directions in Psychological Science, einem Journal der Association for Psychological Science, beschreibt die Kinderpsychiaterin und Forscherin Joan Luby von der Washington University in St. Louis in den USA die Ergebnisse aktueller Studien, die Depressionen bei Kindern im Vorschulalter und die Bedeutung der Früherkennung untersucht haben.
24. April 2010
Stress, Ängste und Depression stehen in einem komplexen Zusammenhang, was eine gezielte Behandlung von Patienten erschwert. Eine aktuelle Studie hat nun zwei Proteine im Gehirn identifiziert, die eine Schlüsselfunktion bei den molekularen Mechanismen zu haben scheinen. Wir haben eine Presseerklärung der Universität von vor zwei Wochen übersetzt, die die Ergebnisse der Studie und ihr therapeutisches Potential beschreibt:
Wissenschaftler an der University of Western Ontario in Kanada haben den biologischen Zusammenhang zwischen Stress, Ängsten und Depression entdeckt. Indem sie den Verbindungsmechanismus im Gehirn identifiziert, zeigt diese wegweisende Studie, die unter Leitung von Stephen Ferguson vom Robarts Research Institute der Universität durchgeführt wurde, wie genau Stress und Ängste zu Depressionen führen könnten. Weiter beschreibt die Studie einen Inhibitor, den Fergusons Team entwickelt hat. Das kleine Molekül könnte neue und bessere Methoden zur Behandlung von Ängsten, Depression und verwandten Störungen ermöglichen. Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt online in Nature Neuroscience veröffentlicht.
9. Januar 2010
Eine aktuelle Studie hat die Wirksamkeit von Medikamenten für die Behandlung von Depression untersucht und gezeigt, dass ein Nutzen der häufig verwendeten Antidepressiva nur in schweren Fällen nachgewiesen ist. Ich habe einen Artikel der New York Times vom 5. Januar übersetzt, in dem die Autoren der Studie meinen, eine nicht-medikamentöse Therapie kann für das Gros der Patienten mit weniger schweren Depressionen genauso effektiv sein:
Manche Medikamente, die oft bei Depression verschrieben werden, helfen in besonders schweren Fällen, aber bei den meisten Patienten wirken sie nicht besser als Placebos. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Untersuchung, die jetzt veröffentlicht wurde.
Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, eine langjährige Debatte über Antidepressiva beizulegen. Obwohl die Studie nicht bedeutet, dass die Medikamente für Menschen mit mittleren bis schweren Depressionen wertlos sind – denn vielen dieser Patienten scheinen sie zu helfen – erklärt sie wahrscheinlich den heftigen Gelehrtenstreit über die Wirksamkeit dieser Medikamente für Depressionspatienten insgesamt.
10. Dezember 2009
In der Persönlichkeitspsychologie werden fünf übergeordnete Typen von Persönlichkeitseigenschaften unterschieden. Eine neue Untersuchung hat nun gezeigt, dass zwei davon, die bei Patienten mit Depression gehäuft stärker beziehungsweise schwächer ausgeprägt sind, durch ein Antidepressivum verändert werden können. Laut Pressemitteilung des Fachjournals, die ich übersetzt habe, lassen die Ergebnisse darauf schließen, dass Antidepressiva vielleicht anders wirken als bisher angenommen wurde:
Die Persönlichkeit von Menschen, die Medikamente zur Behandlung von Depression einnehmen, kann sich verändern, und dieser Persönlichkeitswandel ist unabhängig von einer Besserung der Depressionssymptome. Das zeigt eine aktuelle Studie, die in der Dezemberausgabe der Archives of General Psychiatry aus der Reihe der JAMA/Archives-Journale erscheint.