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Kann ein einfacher Labortest vor Burn-out warnen?

4. Oktober 2011

men-doctor-s-sDie Symptome von Burn-out können variabel sein. Eine Abgrenzung zu anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen, bei denen Stress eine Rolle spielt, kann daher manchmal schwierig sein. Eine aktuelle Studie hat einen neuen Test für Burn-out untersucht, der eine Diagnose erleichtern könnte. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu dem Verfahren übersetzt, das man auch zur Früherkennung von Burn-out einsetzen könnte:

Ihr Blut und der Spiegel eines Hormons in Ihrem Speichel könnten zeigen, ob Sie kurz vor dem Burn-out stehen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Dr. Sonia Lupien und Robert-Paul Juster vom Centre for Studies on Human Stress des Louis-H. Lafontaine Hospitals und der University of Montreal in Kanada. Unter Burn-out leidet nicht nur das Berufs- und Privatleben gestresster Arbeitnehmer. Auch das Risiko für andere körperliche und psychische Probleme steigt, wenn Symptome von Burn-out unbeachtet bleiben. Das ist umso bedeutender als nach Schätzungen der International Labor Organization zehn Prozent der Nordamerikaner und Europäer Burn-out, klinische Depressionen oder Ängste haben, die mit ihrem Arbeitsplatz zusammenhängen.

„Unsere Hypothese war, dass gesunde Arbeitnehmer mit chronischem Stress und milden Symptomen von Burn-out vermehrt physiologische Regulationsstörungen und einen niedrigeren Cortisolspiegel haben würden – ein Profil, das typisch für Burn-out ist“, erklärt Juster, der erste Autor der Studie. Cortisol ist ein Stresshormon, das eine Rolle bei der Stressantwort des Körpers und dem natürlichen Tagesrhythmus des Menschen spielt. Patienten, die unter Depressionen leiden, haben oft einen erhöhten Cortisolspiegel, während er bei Burn-out-Patienten meist niedrig ist. Zu viel Cortisol kann für die psychische und körperliche Gesundheit genauso schlecht sein wie zu wenig.

Chronischer Stress und ein Cortisolspiegel, der aus dem Gleichgewicht geraten ist, können eine Art Dominoeffekt auf biologische Systeme ausüben, die miteinander in Verbindung stehen. Als „allostatische Last“ bezeichnet man die physiologischen Probleme oder den „Verschleiß“, der dann in diesen Systemen auftritt, und der das Risiko für Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und Störungen des Immunsystems erhöht. Wenn man verschiedene Faktoren wie Insulin, Zucker, Cholesterin, Blutdruck und Entzündungen untersucht, kann man einen Index für die allostatische Last errechnen und ihn dann benutzen, um Probleme zu erkennen, noch bevor sie sichtbar werden.

„Die Stärke des Modells der allostatischen Last liegt darin, dass es flexibel ist und zahlreiche biologische Systeme umfassen kann, die durch chronischen Stress strapaziert werden. Die Verwendung von Speichelproben und allgemein anerkannten Fragebögen ergänzt sich, sodass wir nicht nur die Empfänglichkeit für zum Beispiel Stoffwechselstörungen oder Herzerkrankungen messen können, sondern darüber hinaus auch die für psychische Probleme“, sagt Juster.

Diese erste Pilotstudie wurde an 30 Teilnehmern mittleren Alters durchgeführt. Die allostatische Last wurde durch Routine-Bluttests und zusätzlich durch Speichelproben bestimmt, die die Teilnehmer zu Hause sammelten, sowie während eines Stresstests im Labor. Außerdem füllten sie Fragebögen aus, mit denen ihr aktueller Stress sowie Symptome von Depression und Burn-out quantifiziert wurden.

Die Untersuchung ist Teil eines größeren Forschungsprogramms, das die Entwicklung einer personalisierten Medizin auf diesem Gebiet zum Ziel hat. Die personalisierte Medizin strebt die Anpassung der Behandlung an die Bedürfnisse des Einzelnen an. „Um individualisierte Ansätze bei Präventions- und Behandlungsstrategien stärker voranzutreiben, müssen wir die biologischen, psychologischen und sozialen Merkmale erforschen, die für eine Erkrankung charakteristisch sind“, sagt Lupien. „Bei Erkrankungen wie Burn-out, wo wir keinen Konsens über diagnostische Kriterien haben, und wo es Überschneidungen mit Depressionssymptomen gibt, ist es unerlässlich mehr als eine Methode zur Analyse zu benutzen. Ein Merkmal, das für Burn-out charakteristisch ist, scheint eine stark nachlassende Produktion des Stresshormons Cortisol zu sein sowie eine gestörte Regulation der physiologischen Mechanismen, die mit diesem Stresshormon interagieren.“

Kritisch anzumerken ist, dass Menschen mit Burn-out häufig mit Antidepressiva behandelt werden, die den Cortisolspiegel senken. Wenn der Cortisolspiegel bereits niedriger ist, als er sein sollte, könnte diese Art der Behandlung einen therapeutischen Fehler darstellen. „Die Verwendung eines Indexes für die allostatische Last erlaubt Forschern und Ärzten einen Einblick, wie sehr chronischer Stress an einem Menschen zehrt. In Zukunft brauchen wir Untersuchungen, die Menschen über einen längeren Zeitraum beobachten, um festzustellen, ob dieses Profil aus niedrigem Cortisol und physiologischen Regulationsstörungen tatsächlich das Autogramm des Burn-outs ist. Wenn ja, ist die Wissenschaft ihrem Ziel einen Schritt näher gekommen gestressten Arbeitnehmern zu helfen, noch bevor sie einen Burn-out haben“, sagt Juster.

Quellen:

UdeM News, 22. Feb 2011

Juster et al. Psychoneuroendocrinology, Juli 2011

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Rubrik: Burnout/Stress, Depression
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