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Sind wir, wenn wir krank sind, auch online weniger sozial aktiv?

3. Mai 2015

Die sozialen Medien sind dazu da, dass Internetnutzer die Möglichkeit haben, digital zu kommunizieren und Informationen auszutauschen. Die Netzwerke werden neben privater Kommunikation z.B. dazu genutzt, sich als Bürger zu engagieren, sich an der Meinungsbildung zu beteiligen, Informationen über jeden Lebensbereich auszutauschen, wobei die Beteiligung für jeden eigenverantwortlich und selbstbestimmt ist. Ein weiterer Bereich ist die Selbsthilfe. Die Hälfte aller Selbsthilfevereinigungen, die im Netz vertreten sind, bieten die Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu kommen (Chats, Foren, Mailinglisten) und Wissen zu sammeln (Wikis, Blogs, Twitter, Facebook). Das zusätzliche digitale Angebot erweitert die Möglichkeiten der Selbsthilfe, da die Schwelle, sich Hilfe zu holen durch die Anonymität, den Zugriff rund um die Uhr und unabhängig vom Ort, stark gesenkt ist. Umso erstaunlicher und bedauernswerter ist es, dass Wissenschaftler nun herausfinden, dass die sozialen Medien nur sehr eingeschränkt für gesundheitlich-medizinische Themen genutzt werden. Der folgende Pressebericht zu einer solchen Studie verdeutlicht diesen erschreckenden Trend:

Beim Posten in den sozialen Medien gibt es nur wenige Lebensthemen, die tabu sind. Wir schreiben über Essen, Arbeit, Spielen, Jagen, Quilten und vieles mehr. Alles will man der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen… außer unsere Gesundheit. Eine neue Studie der Brigham Young University (BYU) fand heraus, dass, während wir uns regelmäßig zur Diagnose gesundheitlicher Probleme Informationen online suchen, nur wenige von uns Informationen, Fragen oder Erfahrungen über diese Themen ins Netz stellen.

„Weniger als 15 % von uns stellen die Informationen online, die der Rest von uns liest“, sagte Rosemary Thackeray, Professorin für Gesundheitswissenschaft an der BYU und Hauptautorin der Studie, die in der Zeitschrift für medizinische Internetforschung veröffentlicht wurde. Laut der Studie gehen 60 % der Internetnutzer online auf der Suche nach Hilfe im Bezug auf Gesundheitsthemen, Ratschlägen, Erfahrungen anderer Nutzer in sozialen Medien und befragen online Artikel von Behandlern und Kliniken.

Thackeray glaubt, wenn Personen sozialer im Bezug auf Gesundheitsthemen in sozialen Netzwerken wären, würde die Qualität der Informationen steigen. „Wenn nur ein paar Leute über ihre Erfahrungen mit einem bestimmten Schmerzmittel berichten ist das anders als wenn das 10 000 tun“, sagte Thackeray. „Wenn wir die sozialen Medien wirklich gesellschaftlich ausschöpfen wollen, brauchen wir die echte kollektive Weisheit der breiten Masse.“

Nach Thackeray und ihrem Kollegen Ben Crookston und Josh West vom Pew Internet und American Life Projekt, beginnen dreiviertel der Leute ihre Jagd nach medizinischen Informationen online mittels Suchmaschinen wie Google oder Yahoo.Am Ende der Suche haben ungefähr ein Drittel soziale Netzwerkseiten (Facebook, Twitter) besucht während 41 % online Rankings oder Artikel von Ärzten und Kliniken durchforstet haben. Nur 10 % der Befragten jedoch stellten Artikel und 15 % Kommentare, Fragen und Informationen im Bezug auf Gesundheits-bezogene Themen online.

„Der dem Wort „sozial“ innewohnende Wert bei sozialen Medien liegt nicht in der Jagd nach Online- Gesundheitsinformationen“, sagte Thakeray. „Die sozialen Medien sind noch immer eine gute Quelle für Gesundheits-Informationen, aber ich denke nicht, dass sie jemals Ärzte und traditionelle Informationsquellen ersetzen können.“ Die Wissenschaftler sagen allerdings, dass soziale Medien wertvoller für alle Parteien sein können, wenn mehr Leute sich an den Diskussionen beteiligen würden. Patienten würden so gestärkt und Ärzte aufmerksamer auf den öffentlichen Diskurs im Bezug auf bestimmte medizinische Themen.

Die Herausforderung ist es nun, mehr Leute dazu zu bekommen, Gesundheits-Informationen im Internet zu verbreiten. „Wir sind noch nicht dort, aber wir werden das in Zukunft erreichen“, sagte Thackeray.

Ãœbersetzungsquelle:

http://www.sciencedaily.com/releases/2013/03/130325101524.htm

Der Text basiert auf Materialien, die von der Brigham Young University zur Verfügung gestellt werden.

Rubrik: Medienkonsum, Mensch & Gruppe, Online-Therapie


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