In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie ist zu dieser Frage ein Artikel erschienen, der den Forschungsstand zusammenfasst und eine eigene Studie zu dem Thema vorstellt. Ina Schreyer und Petra Hampel von der Universität Bremen stellen zusammenfassend folgendes fest:
– Die Lebensqualität von Jungen mit ADHS (in der vorliegenden Studie wurden nur Jungen untersucht) ist gegenüber Jungen ohne ADHS vermindert, sowohl hinsichtlich Familie, Freunden als auch der Schule.
– Auch die Lebensqualität der Mütter wird durch die Erkrankung eines Kindes mit ADHS beeinträchtigt. Dies ist auf den ersten Blick nicht wirklich überraschend. Bemerkenswert ist jedoch schon, dass die Einschränkungen offensichtlich höher sind als bei Müttern von chronisch kranken Kindern. Dies weist darauf hin, dass die Eltern von ADHS-kranken Kindern in außerordentlich hohem Maße durch die Krankheit belastet werden.
– Die Studie zeigte außerdem, dass sich das Erziehungsverhalten von Müttern von Jungen mit ADHS signifikant von dem Erziehungsverhalten von Müttern von gesunden Kindern unterschied. Im Einklang mit vorangegangenen Studien zu diesem Thema stellen die Autorinnen fest, dass das Erziehungsverhalten der untersuchten Müttern von ADHS-Kindern stärker kontrollierend und negativ war, zudem weniger positiv verstärkend und außerdem durch ein geringeres Interesse am Kind charakterisiert als bei Müttern mit gesunden Kindern.
Aus vorangegangenen Studien weiß man, dass negatives Erziehungsverhalten an der Aufrechterhaltung von ADHS beteiligt sein kann oder wie es die Autorinnen formulieren: „Das Chronifizierungsrisiko steigt [an], je höher die Rate negativer Eltern-Kind Interaktionen ist.“
Für die Behandlung von ADHS-kranken Kindern bedeutet das, dass die Eltern aktiv miteinbezogen werden sollten. Zum einen, um sie selbst darin zu unterstützen, ihre eigene Lebensqualität wieder zu steigern und zum anderen um ihnen zu helfen ihre Interaktionen mit ihrem Kind zu verbessern und somit einen Risikofaktor für die Aufrechterhaltung von ADHS zu verringern.
Quelle:
Schreyer & Hampel. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 37 (1), 2009, 69-75
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