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Rubrik: Kinder & Jugendliche

Berührungen als Tor zur Welt?

3. April 2017

In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte vor allem ein Arzt in Kolumbien die sogenannte Känguru-Methode zur Behandlung von Frühgeborenen. Aus Mangel an technischer Ausrüstung und medizinischen Behandlungsmethoden an der neonatalen Intensivstation in Bogotá wurden die zu früh geborenen Säuglinge so häufig wie möglich im Kontakt mit der nackten Haut der Mutter oder ergänzend Angehörigen und Pflegepersonal in Berührung gebracht. Durch die Wärme, körperliche Nähe und Erleichterung beim Stillen, ließen sich Sterblichkeitsrate und Infektionsrisiko für diese Frühgeborenen verringern. Die Methode und Weiterentwicklungen fanden nach Veröffentlichung große Aufmerksamkeit und Verbreitung. Auch heute wird noch intensiv erforscht, wie sich verschiedene Berührungserfahrungen aus der allerersten Lebenszeit auswirken:


Wann startet man am besten mit der Behandlung einer Lese- Rechtschreibschwäche?

26. Februar 2017

Die Lese- Rechtschreibschwäche (LRS) ist eine Teilleistungsstörung, das heißt, dass die Beeinträchtigung der Betroffenen sich nur auf den Leistungsbereich des Lesens und Schreibens bezieht und ein Auftreten nichts z. B. mit der Intelligenz einer Person zu tun hat. Betroffene haben Schwierigkeiten mit dem Umsetzen von gesprochener Sprache in Schrift und umgekehrt. Doch mit Hilfe spezieller Therapieangebote können die Leistungsunterschiede kompensiert werden. Dies ist umso wichtiger, wenn man bedenkt, dass Kinder mit LRS oft unter Sekundärproblemen leiden, was bedeutet, dass sie emotional und sozial oft durch Unverständnis anderer – z. B. Verwechslung mit Dummheit oder Faulheit – unnötig beeinträchtigt und in ihrer gesamten Entwicklung negativ beeinflusst werden.


Das Gefühl von Sicherheit – ein ausschlaggebender Faktor bei den Schulleistungen von Jugendlichen?

21. September 2016

Jetzt zu Schulbeginn sind die Hoffnungen der Eltern groß, dass das kommende Schuljahr für das eigene Kind ein Erfolg ist, das ehemalige Leistungsniveau gehalten bzw. verbessert wird, wenn denn Bedarf besteht. Oft stehen bei der Reflexion über die Schulnoten intellektuell-kognitive, motivationale und organisatorische Faktoren wie z. B. Zeitaufwand, Lehrmaterial, allgemeine Motivierbarkeit zum Lernen etc. im Mittelpunkt. In den Hintergrund gerät dabei leicht, dass auch emotionale Faktoren einen Einfluss auf die Schulleistung haben. Der folgende Artikel will darauf aufmerksam machen, was Kinder als Basis für eine kognitive Weiterentwicklung ebenfalls benötigen und mehr Achtsamkeit für eher vernachlässigte Themen schaffen, also als Denkanstoß dienen.


Ist der Vater in der Eltern-Kind-Triangel wirklich das dritte Rad am Wagen?

17. August 2016

Es gibt in der Psychologie das Konzept der Triangulation. Darunter versteht man, dass das Kind zusätzlich zur Mutter-Kind-Dyade, also der intensiven Zweierbeziehung zwischen Mutter und Kind, noch eine Beziehung zu einem Dritten, dem Vater aufbaut. Durch diese zweite bedeutsame Bindung bekommt das Kind nach dieser Vorstellung die Möglichkeit, sich immer wieder von der Mutter lösen zu können und dadurch erste Schritte in die Autonomie zu gehen. Die Bindung zum Vater ermöglicht in diesem Konzept zusätzlich die Förderung kognitiver und emotionaler Fähigkeiten und ist damit genauso Bestandteil der Entwicklung des Kindes wie die Bindung zur Mutter. Folgende aktuelle Forschungsergebnisse amerikanischer Forscher belegen ähnliche positive Effekte durch den Vater, die lange Zeit vernachlässigt wurden:


Was sagen 50 Jahre Forschung zum Thema „Schläge in der Kindererziehung“?

23. Mai 2016

Nach §1631 des Bürgerlichen Gesetzbuchs der Bundesrepublik Deutschland zu Inhalt und Grenzen der Personensorge ist jegliche Art von körperlicher Bestrafung von Kindern verboten. Der Text lautet: „(2) Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“ Der deutsche Rechtsstaat ist durch die erdrückende Beweiskraft der jahrzehntelangen Forschung zum Thema im Jahr 2000 aktiv geworden. Er sorgte per Gesetz dafür, dass hier lebende Kinder so geschützt sind, dass sie sich bestmöglich entwickeln können. Weltweit waren die skandinavischen Länder Vorreiter, Schweden verabschiedete schon 1989 ein derartiges Gesetz. Im europäischen und lateinamerikanischen Raum haben sich mittlerweile viele Länder angeschlossen, wobei es in Europa eine Zweiteilung gibt, die eine Unterscheidung zwischen Schlägen in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten von Schlägen zu Hause unterscheidet. In Italien und Frankreich sind beispielsweise Schläge zur Züchtigung zu Hause gesetzlich nicht verboten. Die Vereinigten Staaten liegen beim Schutz Minderjähriger weit hinten, es gibt keine gesetzliche Regelung zur körperlichen Züchtigung von Kindern. Der folgende Artikel versteht sich auf diesem Hintergrund besser, da darin eine Unterscheidung zwischen körperlichen Strafen zur Züchtigung und körperlich missbrauchender Gewalt gemacht wird.


Spielt das Alter der Mutter zum Zeitpunkt der Geburt eine Rolle bei der Ausprägung späterer Depressionssymptome des Kindes?

23. November 2015

Bei der heutigen Diskussion um den Zeitpunkt des Kinderkriegens, wenn es z.B. darum geht, dass Frauen Karriere machen wollen, und das Alter der werdenden Eltern immer weiter nach hinten rutscht, ist es interessant zu sehen, welchen Einfluss dieser Faktor auf die Entwicklung der Kinder hat. Erste Studien werden veröffentlicht, die bestimmten eingeschränkten Altersgruppen und Effekten nachgehen. Eine dieser kürzlich veröffentlichten Studien aus Australien fand doch einen erst mal eher kontraintuitiven Zusammenhang: Nach dieser Studie, die von der Amerikanischen Psychologenvereinigung (APA) veröffentlicht wurde, entwickeln Töchter, aber nicht die Söhne, von Müttern, die ab einem Alter von 30 Jahren entbinden, als junge Erwachsene eher Depressionssymptome als die Töchter von jungen Müttern.


Aus der Reihe „Postnatale Depression (PND)“: Können depressive Mütter gute Mütter sein?

29. September 2015

Bei aller Konzentration auf die möglichen Auswirkungen einer PND auf die Mutter-Kind Beziehung und Entwicklung des Kindes, ist es wichtig, den Blick auch positiv auf Bewältigungsmöglichkeiten zu richten. Mütter mit einer PND sind durch die Verantwortung für das Kind einer großen Belastung ausgesetzt, die gute Nachricht ist aber, dass sie mit Hilfe von außen trotzdem eine positive Umwelt für das Kind schaffen können. Und wer weiß, vielleicht wirkt sich das längerfristig positiv auf ihre Stimmung aus.


Hilft es unseren Kindern, wenn wir ihnen sagen, dass sie besser als andere sind, oder schaden wir ihnen damit sogar?

7. April 2015

„Wer aber leicht werden will und ein Vogel, der muß sich selber lieben: – also lehre ich. Nicht freilich mit der Liebe der Siechen und Süchtigen: denn bei denen stinkt auch die Eigenliebe! Man muß sich selber lieben lernen – also lehre ich – mit einer heilen und gesunden Liebe: daß man es bei sich selber aushalte und nicht umherschweife (Nietzsche, Also sprach Zarathustra).“ Diese Eigenliebe, die man vielleicht mit gesundem Selbstbewusstsein übersetzen kann, das auf der Dimension zwischen Selbstunsicherheit und Narzissmus in der Mitte liegt, ist etwas, das wir nicht nur für uns selbst gerne erreichen wollen, sondern etwas, das wir unseren Kindern gerne mit auf ihren Lebensweg geben würden. Wie macht man es am besten? Im ersten Moment scheint es sinnvoll, Ihnen immer wieder zu sagen, dass man sie für besonders hält. Aber erziehen wir sie damit nicht zu Narzissten, die Begegnungen mit anderen auf Augenhöhe scheuen, um sich vor dem eigenen Minderwert zu schützen und sich in Größenideen über sich selbst flüchten? Dieser Frage gingen amerikanische und holländische Forscher nach, deren Ergebnisse im Folgenden Pressebericht zusammengefasst sind.

Wenn man es vermeiden will, die eigenen Kinder zu Narzissten zu erziehen, sollte man sie nicht überbewerten. Das ist die eingängige Botschaft einer neuen Studie von Wissenschaftlern der Ohio State University in Columbus und der University of Amsterdam in den Niederlanden, die in der Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht wurde.


Geht Internetabhängigkeit mit anderen psychischen Belastungen einher?

20. Februar 2015

In den 90er Jahren erforschten Reeves & Nass, zwei amerikanische Medien- und Kommunikationswissenschaftler, ihre breit kritisierte Theorie der „Media Equation“. Sie besagt, dass mediales Leben gleich realem Leben ist und Menschen ihre Computer und technischen Geräte wie andere Menschen behandeln. Sie führten dazu ein Experiment durch, bei dem Probanden mit Hilfe eines PC´s Fakten über amerikanische Popkultur lernen sollten. Nach der Lernphase wurde das neu erworbene Wissen der Probanden getestet und „der PC sollte sich selbst einschätzen“ wie gut er die Fakten vermitteln konnte. Die Antwort des PC´s wurde von den Forschern so programmiert, dass er sich immer als „gut gemacht“ evaluierte. Der bedeutende Teil des Experiments folgte im Anschluss. Die Versuchspersonen wurden im Nachhinein zu einer Einschätzung der Leistung des PC´s gebeten. Der eine Teil der Versuchspersonen sollte diese Fragen an dem PC beantworten, an dem er die Fakten lernte, der andere Teil an einem anderen PC. Dabei kam bemerkenswerterweise heraus, dass die Einschätzungen am „betroffenen“ PC fast ausschließlich gut waren, am anderen PC aber viel bunter gemischt und negativer. Reeves und Nass schlossen daraus, dass Personen unbewusst soziale Konventionen auf Geräte anwenden. Im Folgenden übersetzten Pressebericht geht es um das Thema der Internet- und PC-Spielsucht. Beim Lesen könnte es interessant sein, die Media Equation als Erklärungsansatz im Hinterkopf zu behalten. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die häufigsten Internetabhängigen junge Männer sind, die Mehrspieler-Rollenspiele im Netz frequentieren und sich dabei mit ihren Avataren (digitale Repräsentationen/Figuren ihrer selbst) extrem identifizieren.

Chatten über WhatsApp anstelle Freunde im echten Leben zu treffen, Urlaubsfotos über Facebook teilen statt sie sich unter vier Augen zu zeigen, Videospiele spielen anstelle raus zu gehen. Die digitalen Medien spielen eine wichtige Rolle in unserem Alltag. Einige Menschen jedoch verbringen besonders viel Zeit online und schaffen es nicht, sich davon loszureißen.


Mehr Verantwortung für Eltern und Kinder, wenn Hightech Weihnachtsgeschenke auf dem Gabentisch liegen?

29. Dezember 2014

Die schöne neue Welt der modernen Technik bietet uns viele Verbesserungen und Möglichkeiten im alltäglichen Leben. Aber sie birgt auch Gefahren, deren Opfer besonders Kinder und Jugendliche werden können. Jeder hat schon die schockierenden Nachrichten über Selbstmorde Jugendlicher gehört, die den grausamen Beschimpfungen ihrer Mitschüler in sozialen Netzwerken nicht mehr gewachsen waren. Die Abzocke diverser Anbieter, die Kinder mit Gratis-Smartphones, IQ-Tests und vermeintlich kostenlosen Hausaufgabenhilfen zur Kasse bitten, hat die Runde gemacht. Was aber können wir tun, um unsere Kinder zu schützen? Eine amerikanische Psychiaterin und Wissenschaftlerin gibt Auskunft über die Ergebnisse ihrer jahrelangen Forschung zu dem Thema. Sie kommt zu dem Schluss, dass zwei Faktoren besonders wichtig sind: Aufklärung durch offene Diskussionen mit den Kindern und Eingebunden-Sein in das Leben der Kinder. Sie nennt einige Warnsignale, die auf Probleme der Kinder hinweisen und auf die wir achten können. Hier folgt der Pressebericht in Übersetzung:

Smartphones, Laptops, Tablets und Videospiele wurden oft und gerne auf Weihnachts-Wunschlisten vieler Kinder und Jugendlicher aufgelistet. Für Eltern allerdings bedeutet diese Art von Geschenk mehr als nur Weihnachten zu retten. Sie müssen dafür sorgen, dass ihre Kinder geschützt sind, wenn sie online gehen.

„Eine Schwierigkeit dabei, Kindern den Umgang mit Hightech Geräten beizubringen, ist, ihnen die damit einhergehende Verantwortung klar zu machen. Eltern müssen sich selbst fragen, ob ihr Kind wirklich schon bereit dazu ist. Sie müssen sich mit ihren Kindern zusammen setzen, um eine offene Diskussion über Grenzen zu führen und sogar bereit sein die Bedienung des Geschenks zusammen zu erlernen.“, sagte Dr. med. Theodote Pontikes, Kinderpsychiaterin an der Loyola University Health System und Privatdozentin am Lehrstuhl Psychiatrie und Verhaltensneurowissenschaften an der Loyola University Chicago Stritch School of Medicine.


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