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Spielt das Alter der Mutter zum Zeitpunkt der Geburt eine Rolle bei der Ausprägung späterer Depressionssymptome des Kindes?

23. November 2015

Bei der heutigen Diskussion um den Zeitpunkt des Kinderkriegens, wenn es z.B. darum geht, dass Frauen Karriere machen wollen, und das Alter der werdenden Eltern immer weiter nach hinten rutscht, ist es interessant zu sehen, welchen Einfluss dieser Faktor auf die Entwicklung der Kinder hat. Erste Studien werden veröffentlicht, die bestimmten eingeschränkten Altersgruppen und Effekten nachgehen. Eine dieser kürzlich veröffentlichten Studien aus Australien fand doch einen erst mal eher kontraintuitiven Zusammenhang: Nach dieser Studie, die von der Amerikanischen Psychologenvereinigung (APA) veröffentlicht wurde, entwickeln Töchter, aber nicht die Söhne, von Müttern, die ab einem Alter von 30 Jahren entbinden, als junge Erwachsene eher Depressionssymptome als die Töchter von jungen Müttern.

„Diese Studie legt nahe, dass ein höheres Alter von Müttern bei Geburt mit Symptomen wie Depression, Angst und Stress bei ihren jungen erwachsenen Töchtern einhergeht“, sagte Jessica Tearne, die wissenschaftliche Mitarbeiterin an der University of Western Australia und Hauptautorin der Studie ist. Die Studie erscheint in der Zeitschrift „Journal of Abnormal Psychology“.

Tearne und ihre Kollegen analysierten Daten aus einer größeren australischen Erhebung (Raine-Studie), in deren Verlauf von 1989 bis 1991 schwangere Frauen psychologische und demographische Informationen zur Verfügung stellten. Im Verlauf von 23 Jahren wurden deren Kinder in verschiedenen Altersstufen psychologisch untersucht.

Bei der Analyse wurden das selbst eingeschätzte Level verschiedener Symptome von Depression, Angst und Stress von 1200 Kindern im Alter von 20 Jahren ausgewertet und mit dem Alter der Eltern zum Zeitpunkt der Geburt in Verbindung gesetzt. Töchter, deren Mütter bei ihrer Geburt zwischen 30 und 34 Jahre alt waren, berichteten signifikant höhere Stresslevel und Töchter, deren Mütter bei ihrer Geburt über 35 Jahre alt waren, hatten signifikant höhere Stress-, Depressions- und Angstlevel im Vergleich zu Töchtern, deren Mütter zum Zeitpunkt der Geburt unter 30 Jahre alt waren.

Bei den 5 % der Mütter, die zum Zeitpunkt der Geburt unter 20 Jahre alt waren, ergab sich kein Effekt. Ebenfalls scheint das Alter des Vaters keinen Einfluss zu haben. Alle gefundenen Effekte gelten nur für Töchter, nicht für Söhne.

Obwohl die genaue Ursache für diesen Zusammenhang nicht bekannt ist, geht Tearne davon aus, dass es nicht unbedingt biologisch bedingt sein muss. „Eine Hypothese ist, dass Schwierigkeiten durch den großen Altersunterschied zwischen Mutter und Tochter hervorgerufen werden. Es kann sein, dass ein so großer Altersunterschied zu einem extrem großen Unterschied im Wertesystem führen kann, der Spannungen in der Beziehung hervorruft und zu Stress, Sorgen und Traurigkeit bei dem Kind führen kann, besonders beim Übergang zum Erwachsenwerden.“

Eine andere mögliche Erklärung könnte sein, dass Mütter über 30 zum Zeitpunkt der Datenerhebung in ihren 50ern waren und damit mit stärkeren altersbedingten Gesundheitsproblemen zu kämpfen haben. Auch das könnte zu höheren Symptombildungen bei den Kindern führen. Andere Studien zeigten, dass Töchter von den Gesundheitsproblemen der Mütter stärker betroffen sind als Söhne, was den gefundenen Geschlechterunterschied erklären könnte.

Es ist nach den Autoren der Studie wichtig zu erwähnen, dass hier Stresssymptome erfasst wurden, aber keine klinischen Diagnosen. Es könnte sein, dass die Kinder älterer Mütter mehr Symptome im Bereich von Stress, Depression und Angst erleben, aber das heißt nicht, dass sie unbedingt eine diagnostizierbare psychische Störung entwickeln.

Quelle:
http://www.sciencedaily.com/releases/2015/11/151117145050.htm
Der Text basiert auf Materialien, die von der American Psychological Association (APA) zur Verfügung gestellt werden.

Rubrik: Angst- & Panikstörung, Burnout/Stress, Depression, Kinder & Jugendliche


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