skip to content

Wie hängt Internet-Abhängigkeit mit anderen Störungen zusammen?

14. Oktober 2009

In dem Informationsdienst Science Daily ist vor wenigen Tagen eine Zusammenfassung eines Artikels aus Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine erschienen, die mir interessant erscheint. Hier wird der Zusammenhang zwischen Internetabhängigkeit und anderen klinischen Erkrankungen wie ADHS oder Sozialphobie dargestellt. Im Anschluss meine Übersetzung dieses Beitrages in Auszügen:

Junge Menschen mit Störungsbildern wie Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Sozialphobie (Ängste vor dem Zusammensein in Gruppen), Feindseligkeit und Depressionen könnten eher dazu neigen, auch eine Internetabhängigkeit zu entwickeln.

Aus früheren Untersuchungen ist bekannt, dass bis zu 17,9 Prozent (je nach Kriterienraster)  junger Menschen in westlichen wie auch in östlichen Gesellschaften internetabhängig sind. So wurde schon vorgeschlagen, Internetabhängigkeit wie auch Spielsucht in das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders mit aufzunehmen. „Aus diesem Grund ist die Identifizierung von Risikofaktoren für Internetabhängigkeit wichtig zur Vorsorge bzw. einem frühen Eingreifen bei einer Internetabhängigkeit von jungen Menschen.”

Chih-Hung Ko, M.D., vom Kaohsiung Medical University Hospital und der Kaohsiung Medical University in Kaohsiung in Taiwan und seine Mitarbeiter untersuchten den Zusammenhang von psychiatrischen Symptomen wie ADHD, Sozialphobie und Feindseligkeit mit der Internetabhängigkeit. Die Forscher testeten 2.293 Schüler der siebten Klasse (1179 Jungen und 1114 Mädchen) aus 10 Oberschulen im Süden Taiwans und achteten dabei auch auf Unterschiede beim Vorhersagewert von Störungsbildern zwischen Jungen und Mädchen. Die psychologischen Störungsbilder wurden mithilfe von Fragebögen festgestellt, die die Schüler selbst ausfüllten. Das Vorliegen einer Internetabhängigkeit wurde anhand der Punkteskala für Internetabhängigkeit nach Chen (CIAS) ausgewertet. Die Fragebögen wurden zu Anfang der Studie, und dann nach 6, 12 und 24 Monaten ausgewertet und ergaben Testwerte von 26 bis 104 Punkten. Studienteilnehmer mit 64 oder mehr Punkten wurden als internetabhängig eingestuft.

Von allen Teilnehmern wurden 233 (10,8%) als internetabhängig eingestuft und 1929 (89,2%) als nicht internetabhängig. Die Forscher schreiben, dass zwar über die zweijährige Dauer der Studie Depressionen, ADHD, Sozialphobie und Feindseligkeit alle das Auftreten einer Internetabhängigkeit vorhersagten, jedoch Depressionen und Sozialphobie nur bei jungen Mädchen. Außerdem hatten Feindseligkeit bei Jungen und ADHD bei Mädchen die größte Vorhersagekraft für Internetabhängigkeit. —

Dies bedeutet, dass das Risiko, internetabhängig zu werden, für die genannten Gruppen überdurchschnittlich hoch ist. Im Umkehrschluss heißt dies, dass bei Jugendlichen, die unter diesen Störungen leiden, besonders darauf geachtet werden sollte, ob Anzeichen für eine Internetabhängigkeit vorliegen, damit man diese bereits im Frühstadium adressieren und behandeln kann.

Quellen: Science Daily, Oktober 6th 2006, basierend auf: Chih-Hung Ko; Ju-Yu Yen; Cheng-Sheng Chen; Yi-Chun Yeh; Cheng-Fang Yen. Predictive Values of Psychiatric Symptoms for Internet Addiction in Adolescents: A 2-Year Prospective Study. Arch Pediatr Adolesc Med., 2009; 163 (10): 937-943.

Verwandte Artikel:

Macht Fernsehen unglücklich?

Ist Einsamkeit ansteckend?

Kann Angst vor der Angst zu einer Depression führen?

Sind depressive Kinder suchtgefährdet?

Rubrik: ADHS, Angst- & Panikstörung, Depression, Medienkonsum
Tags: , , ,


Comments are closed.

Zurück zum Anfang