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Was kostet Spielsucht?

5. Februar 2009

Neben der (klassischen) Möglichkeit, durch umfangreiche repräsentative Erhebungen die Verbreitung und Entwicklung von Spielsucht in der Bevölkerung festzustellen, gibt es noch einen anderen interessanten Ansatz. Im Informationsdienst Wissenschaft ist eine  Pressemeldung der Medizinischen Hochschule (MHH) in Hannover zu lesen, aus der nicht nur die Verbreitung bzw. die Entwicklung der Spielsucht in einer Stadt wie Hannover, sondern auch die ökonomischen Folgen deutlich werden. Die Pressemeldung ist knapp und einleuchtend, so dass ich sie an dieser Stelle einfach aus ihr zitieren darf:

„Hannovers Glücksspieler haben im Jahr 2007 im Vergleich zu 2005 deutlich mehr Geld in den Spielhallen im Stadtgebiet verloren, wie der Arbeitskreis gegen Spielsucht e. V. in Unna in seinem jüngst veröffentlichten Bericht mitteilt. 2007 wurden 23,3 Millionen Euro an Geldspielautomaten verloren. 2005 waren es noch 18,2 Millionen Euro. Parallel ist die Anzahl an Geldspielgeräten in Spielhallen und Gaststätten in Hannover ebenfalls um etwa 20 Prozent gestiegen auf 1.500 Geräte.

Dr. Felix Wedegärtner von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) warnt vor dem Suchtpotenzial. „Es stehen mehr Geräte pro Fläche und diese sind häufiger ausgelastet“, erläutert Dr. Wedegärtner, wissenschaftlicher Leiter des Arbeitsbereichs Glücksspielsucht in der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie der MHH. „Bei den heute in Spielhallen verbreiteten Geldspielgeräten kann zudem mit sehr hohen Einsätzen gespielt werden, bis zu 20 Euro pro Ausspielung. In einem fünfsekündigen Moment können so mehrere tausend Euro gewonnen werden. Das schafft einen hohen Anreiz“, sagt Dr. Wedegärtner. „Dieses Glücksspiel ist nach meiner Auffassung in gleichem Maße suchtgefährdend wie das Glücksspiel in Spielbanken. Die gesetzlich vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen für Spieler sind in Spielhallen aber wesentlich schwächer als in Spielbanken.“ […]

Quelle:

Informationsdienst Wissenschaft, 05.01.2009

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Rubrik: Sucht/Substanzmissbrauch
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1 Kommentieren

  1. Kai Sender
    November 6th, 2013

    Gerade weil heute die Gewinnmöglichkeiten in den „normalen“ Spielhallen so hoch sind und die Zeitabstände zwischen den Spielen so gering, ist die Gefährdung durch Spielhallen ebenso groß wie durch staatliche Casinos.
    Es wird Zeit für die Möglichkeit, sich als Glücksspielsüchtiger landesweit auch in allen Spielhallen sperren lassen zu können!

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