Lässt sich Wut soziologisch erklären?
In einer neuen Studie haben Forscher untersucht, welche Leute sich am meisten ärgern, und haben gezeigt: Es sind die, die auch am meisten Grund dazu haben. Doch zeigt die Studie weiter, dass diesen Menschen der Abbau von Stress helfen sollte. Nachfolgend die Pressemitteilung der Wissenschaftler in meiner Übersetzung:
Jüngere Menschen, Leute mit Kindern und weniger Gebildete ärgern sich öfter. Das ist das Ergebnis der neusten Forschung an der University of Toronto über eine der häufigsten negativen Gefühle in unserer Gesellschaft.
Professor Scott Schieman vom Fachbereich Soziologie der University of Toronto in Kanada veröffentlichte jetzt die Ergebnisse seiner neusten Studie über das Empfinden von Ärger, die auf einer Umfrage unter mehr als 1000 Amerikanern im Alter von achtzehn Jahren oder älter beruht. In einem Kapitel für das International Handbook of Anger, das im Januar 2010 erscheinen soll, beschreibt Schieman die elementaren sozialen Verhaltensmuster und Zusammenhänge des Ärgerns. Einige der wichtigsten Ergebnisse seiner Untersuchung sind:
Jüngere Menschen ärgern sich häufiger als ältere Erwachsene. Das liegt vor allem daran, dass sich jüngere Menschen eher unter Zeitdruck fühlen, sich in wirtschaftlichen Notlagen sehen und zwischenmenschliche Konflikte am Arbeitsplatz verspüren (drei entscheidende Stressfaktoren, die bei Menschen den Pegel von Ärger ansteigen lassen).
Ein Gefühl der Hetze kündigt aufkommenden Ärger am zuverlässigsten an, insbesondere in seinen unterschwelligen Formen, wie wenn man genervt ist.
Leute mit Kindern im Haushalt ärgern sich mehr und verhalten sich entsprechend (d.h. sie schreien mehr rum). Dieser Zusammenhang ist bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern.
Im Vergleich zu Leuten, die kürzer zur Schule gingen, ärgern sich besser gebildete Menschen weniger, aber wenn doch, handeln sie eher proaktiv (d.h., sie versuchen zum Beispiel, die Situation zu ändern oder darüber zu reden).
Leute mit mehr Geldsorgen neigen dazu, sich stärker zu ärgern. Dieser Zusammenhang ist bei Frauen und jüngeren Erwachsenen viel deutlicher.
„Die soziologische Analyse des Ärgers kann Aufschluss darüber geben, wie die Zustände in der Gesellschaft emotionale Unterschiede beeinflussen”, sagt Schieman. „Warum ärgern sich manche Leute offenbar mehr als andere? Und was sagt das aus über soziale Ungleichheiten und ihren Einfluss auf unser Leben im Alltag?“
Quelle:
University of Toronto, 30.11.09
Verwandte Artikel:
Welchen Einfluss haben Kinder auf das Beziehungsglück?
Belastet Freiheit die eigene Work-Life Balance?
Weitere Links:
Wie hilft Psychotherapie bei Stress und Burn-Out?
Wie hilft Psychotherapie bei akuten Krisen?
Zur Praxis für Psychotherapie in München
Zur Praxis für Psychotherapie in Düsseldorf
Rubrik: Burnout/Stress
Tags: Aggression, Geschlechterunterschiede, Sozialpsychologie