Wie sollte man als Vorgesetzter mit Workaholikern umgehen?
Ein Workaholiker ist jemand, für den die Arbeit zur Sucht geworden ist. Das krankhafte Verhalten wird oft von Vorgesetzten noch verstärkt. Eine neue Studie hat die Zufriedenheit von Workaholikern am Arbeitsplatz untersucht. Für diese Untersuchung war der Begriff „Workaholiker“ weit gefasst als Leute, die „sehr hart arbeiten“. Wir haben die Pressemitteilung der Universität zu der Studie vom Mai übersetzt, die Managern Tipps für den Umgang mit arbeitswütigen Mitarbeitern gibt:
Workaholiker neigen zu Extremen. Einerseits sind sie hoch zufrieden mit ihrer Arbeit und äußerst kreativ. Andererseits sind sie aber oft auch sehr frustriert und erschöpft. Nun gibt eine neue Studie von Forschern der Florida State University praktische Ratschläge für Manager, wie man diesen Mitarbeitern helfen kann am Arbeitsplatz gesund und effektiv zu bleiben.
Wayne Hochwarter, Jim Moran Professor für Betriebswirtschaft am College of Business der Florida State University und sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Daniel Herrera untersuchten mehr als 400 Arbeitnehmer in qualifizierten Berufen und in der Verwaltung. Etwa sechzig Prozent dieser Arbeitnehmer hielten sich für Workaholiker, für die charakteristisch ist, dass sie „Schuldgefühle haben, wenn sie einen Tag frei nehmen.“
Diese Leute, die sich selbst als Workaholiker bezeichneten, gaben an, dass sie durch ihren Arbeitsstil sowohl Vor- als auch Nachteile hatten. Zum Beispiel meinten Workaholiker sich mehr Mühe zu geben als andere. Sie beklagten sich aber auch häufiger über Angespanntheit. Sie waren eher bereit anderen zu helfen, meinten aber auch, dass ihre Kollegen glaubten einen Anspruch auf ihre Hilfe zu haben.
„Wir stellten fest, dass es ein Maß an Workaholismus gibt, das für die Effizienz auf der Arbeit und für die Gesundheit optimal ist“, sagt Hochwarter. „Aber ein übertrieben geringer oder hoher Arbeitseifer dürfte der Firma und dem Mitarbeiter gleichermaßen schaden.“
Nachdem sie die Workaholiker identifiziert hatten, teilten die Wissenschaftler sie in zwei Gruppen ein: Workaholiker, die Hilfe hatten (wie Kollegen, Pausen, Geräte und soziale Unterstützung), und solche, die keine Hilfe hatten.
„Wir konnten sehen, dass ein Workaholiker wirklich zu kämpfen hat, wenn er sich allein gelassen fühlt oder meint seine Situation sei hoffnungslos“, sagt Hochwarter.
Die Daten zeigten bei Workaholikern, die Hilfe hatten:
• eine 40 Prozent höhere Jobzufriedenheit
• ein 33 Prozent geringeres Risiko für einen Burnout
• ein 30 Prozent höheres Selbstwertgefühl als Mitarbeiter
• 30 Prozent seltener das Gefühl von Kollegen ausgegrenzt zu werden
• ein 25 Prozent stärkeres Gefühl von Erfüllung durch den Beruf
• 20 Prozent weniger Frustration auf der Arbeit
„Angesichts der Unbeständigkeit in der heutigen Arbeitswelt ist die Fähigkeit hart zu arbeiten, Überstunden zu machen und seinen Wert unter Beweis zu stellen äußerst wichtig“, sagt Herrera. „Deshalb wird der Workaholismus noch auf viele Jahre eine große Rolle spielen.“
Aber es ist möglich die Anstrengungen eines Workaholikers in eine positive Richtung zu lenken, schreiben die Forscher.
Erstens sollten sich Führungskräfte mit Workaholikern zusammen setzen, um herauszufinden, welche materiellen und sozialen Ressourcen sie benötigen, und dann auf eine faire und vernünftige Art und Weise dafür sorgen, dass sie diese Ressourcen bekommen, meinen die Forscher. Oft glauben Manager, dass Workaholiker einfach wollen, andere sollen ihnen nicht in die Quere kommen. In Wirklichkeit aber haben die meisten Workaholiker das Ziel ihren Beitrag in der Firma zu leisten, persönlich Erfolg zu haben und zu sehen, wie sich ihre Anstrengungen am Ende auswirken – Ziele, die sehr viel eher mit Ressourcen zu erreichen sind.
Zweitens müssen Manager, realistischere Erwartungen haben, schreiben sie. Workaholiker sind oft die produktivsten Mitarbeiter einer Firma – zu ihnen gehen Manager, wenn sie ein wichtiges neues Projekt haben oder ein Abgabetermin bedrohlich näher rückt. Weil sie so wertvoll sind, haben viele Manager die Angewohnheit Workaholiker völlig zu verausgaben und ihnen zu versprechen, dass sie sich später erholen können, was dann oft nie passiert.
„Es ist wichtig, dass man realistische Erwartungen hat, die sowohl die Arbeit berücksichtigen als auch den Menschen, der die Arbeit macht“, sagt Hochwarter. Die Warnzeichen eines Burnouts kann man erkennen. Wenn man sie ignoriert, wird das irgendwann unerwünschte Folgen haben – von einer nachlassenden Leistung bis hin zum Tod eines Menschen.“
Quelle:
Florida State University News, 21. Mai 2013
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Rubrik: Burnout/Stress, Leistungsfähigkeit, Mensch & Gruppe, Sucht/Substanzmissbrauch
Tags: Prävention, Risikofaktor, Selbstbild, soziales Netzwerk, Sozialpsychologie
Angela
Juli 6th, 2013
Workoholiker sind eigentlich wirklich arme Menschen. Ich denke, dass die meisten nach außen hin ein anderes Bild von sich geben, als der sie eigentlich wirklich sind. Workoholiker profilieren sich nach außen hin durch die Arbeit, aber privat denke ich haben die meisten kein ausgeglichenes Seelenleben.