Welche Arbeitnehmer sind am meisten gestresst?
Immer mehr Menschen leiden heute unter beruflichem Stress bis zum Burn-out. Die Gründe sind sicher vielschichtig, von gesellschaftlichen Veränderungen bis zu technischen Neuerungen wie E-Mail oder Handys. Eine aktuelle Studie hat einen anderen Aspekt untersucht – die Einstellung von Menschen zu ihrer Arbeit. Wir haben die Presseerklärung der Forscher zu ihrer Studie vom Januar übersetzt, die zeigt, inwieweit der Stress auch selbst gemacht ist:
Die wichtigsten Mitarbeiter in einem Betrieb könnten das größte Stressrisiko haben. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie von Forschern des Centres for Addiction and Mental Health (CAMH) in Toronto in Kanada. In einer Umfrage unter 2 737 Beschäftigten gaben 18 Prozent an, sie empfänden ihren Job als „sehr stressig“.
Besonders häufig standen Manager und Fachkräfte unter starken Stress. Auch Arbeitnehmer, die meinten, es könnte negative Auswirkungen für andere haben, wenn sie ihren Job nicht gut erledigen, die Überstunden machten oder keine geregelten Arbeitszeiten hatten, waren sehr gestresst. Die Studie wurde diesen Monat im International Journal of Occupational and Environmental Medicine (IJOEM) veröffentlicht.
„Am meisten gestresst sind die Leute, die in ihrem Job am meisten aufgehen“, sagt Dr. Carolyn Dewa. Die Wissenschaftlerin leitet das Forschungs- und Evaluationsprogamm für Arbeit und Wohlbefinden am CAMH. „Arbeitgebern sollte viel daran gelegen sein die Gesundheit dieser Mitarbeiter zu erhalten. Aus einer geschäftlichen Perspektive ist es im besten Interesse einer Firma, diese Mitarbeiter zu unterstützen.“
Charakteristisch für stressige Jobs war, dass Mitarbeiter in solchen Positionen engagiert waren und Verantwortung trugen. Wenn Mitarbeiter das Gefühl hatten, dass eine schwache Arbeitsleistung dazu führen könnte, dass sich jemand verletzt oder Geräte, Ruf oder Finanzen der Firma geschädigt werden, gaben sie doppelt so oft an unter starkem Stress zu stehen.
Ein Arbeitsplatz, der sehr weit von zu Hause entfernt war, oder mit Geschäftspartnern essen gehen oder beruflich reisen zu müssen erhöhten ebenfalls den Stress. Den gleichen Effekt hatten unregelmäßige Arbeitszeiten wie Bereitschaftsdienst, Schichtarbeit oder eine komprimierte Arbeitswoche.
Chronischer Stress kann Burn-out verursachen und schon bestehende psychische Gesundheitsprobleme verschlimmern oder zu Arbeitsunfähigkeit wegen körperlichen Erkrankungen führen.
Das Ziel der Studie war die Einstellung zu verstehen, die Arbeitnehmer zu den Pflichten und Besonderheiten ihres Jobs haben, und wie sie ihren Stress erleben. Diese Informationen könnten nützlich sein, um Maßnahmen zu entwickeln, die sowohl auf den Arbeitnehmer als auch auf seine Arbeitsumgebung abzielen, was als einer der effektivsten Ansätze gilt.
„Es ist wichtig, dass Arbeitnehmer Hilfe für ihre psychischen Gesundheitsprobleme bekommen können. Langfristig gesehen können diese Maßnahmen helfen etwas von den 17 Milliarden Dollar Kosten einzusparen, die Kanada jedes Jahr durch Produktivitätsverluste hat“, sagt Dewa. „Arbeitgeber sollten sich fragen: ‚Was tue ich, um Stress bei meinen wertvollsten Leuten zu reduzieren?’“
Befragt wurden Erwachsene in der Provinz Alberta im Alter von 18 bis 65 Jahren, die im Jahr zuvor in den verschiedensten Branchen tätig waren, wie Büros, Herstellung, Bau, Landwirtschaft, Dienstleistungen und andere. Dewa bemerkt: „Die Ursachen von Stress, die wir identifiziert haben, werden die gleichen bei kanadischen Arbeitnehmern sein, egal wo sie leben, weil sie an unterschiedlichen Orten und Arbeitsplätzen in unserer Umfrage gleich waren.“
Am anderen Ende des Spektrums waren die 82 Prozent der Arbeitnehmer, die wenig oder keinen Stress angaben. Diese Gruppe war typischerweise männlich, alleinstehend, unter 25 Jahre alt oder arbeitete in einem kleinen Betrieb. Außerdem gaben Arbeitnehmer seltener an, dass sie ihre Arbeit als sehr stressig empfinden, wenn sie mit ihrem Job zufrieden waren.
Die Autoren merken an, dass Arbeitnehmer aus Alberta im Vergleich zum Rest Kanadas etwas weniger gestresst sind.
Quellen:
Centre for Addiction and Mental Health, 25. Jan 2011
Dewa et al. IJOEM, Jan 2011
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Rubrik: Burnout/Stress
Tags: Persönlichkeit, Prävention, Risikofaktor, Selbstbild, Wahrnehmung