Macht hoher sozialer Status glücklich?
Eine aktuelle Studie von amerikanischen Forschern zeigt, dass sich im Gehirn von Menschen mit einem hohen sozialen Status mehr „Glücksrezeptoren“ feststellen lassen. Wie oft bei Untersuchungen dieser Art, bleibt ungeklärt, ob diese Rezeptoren Menschen glücklicher machen oder aber das Gehirn mehr solche Moleküle bildet, um mit dem Glück des sozialen Zuspruchs fertig zu werden. Ich habe die Pressemitteilung des Herausgebers vom 3. Februar übersetzt:
Normalerweise denken wir bei den Vorteilen, die Menschen von ihrem sozialen Status haben, zuerst an Belohnungen von außerhalb. Nun zeigt eine neue wissenschaftliche Veröffentlichung in der Februarausgabe von Biological Psychiatry, einem Fachjournal von Elsevier, dass es auch innere Belohnungen gibt.
Dr. Martinez und ihre Mitarbeiter stellten einen Zusammenhang zwischen einem hohen sozialen Status, starkem sozialen Rückhalt und der Dichte von Dopamin-D2/D3-Rezeptoren im Striatum fest. Das Striatum ist eine Gehirnregion, die eine zentrale Rolle beim Empfinden von Belohnung und Motivation spielt. Der Neurotransmitter (Botenstoff) Dopamin und die Rezeptoren, an die er bindet, haben eine Schlüsselfunktion bei der Entstehung dieser Verhaltensreaktionen im Striatum.
Die Forscher von der Columbia University in New York untersuchten den sozialen Status und sozialen Rückhalt bei gesunden Testpersonen. Dann verwendeten sie PET (Positronen-Emissions-Tomographie), ein Verfahren für das diagnostische Imaging, um Bildaufnahmen zu machen, mit denen sich die Anzahl der Typ 2-Rezeptormoleküle für Dopamin im Gehirn der Versuchsteilnehmer bestimmen ließ.
Die Ergebnisse zeigten, dass Menschen, mit einen hohen sozialen Status ihr Leben wahrscheinlich deshalb als angenehmer und stimulierender erfahren, weil sie mehr Rezeptormoleküle im Striatum haben, an die Dopamin binden und seine Wirkung entfalten kann, die der eines „Glückshormons“ ähnelt.
Dr. Martinez erläutert die Ergebnisse näher: „Wir haben gezeigt, dass eine geringe Anzahl von Dopaminrezeptoren mit niedrigem sozialen Status assoziiert war und eine hohe mit einem besseren sozialen Status. Den gleichen Zusammenhang beobachten wir auch zwischen der Rezeptorzahl und den Angaben der Versuchsteilnehmer zu ihrem sozialen Rückhalt bei Freunden, Familie oder anderen wichtigen Menschen in ihrem Leben.“
Dr. John Krystal, der Herausgeber von Biological Psychiatry, meint: „Diese Ergebnisse bieten einen interessanten Einblick in eine grundlegende soziale Verhaltensweise – unser Bestreben, einen hohen sozialen Status zu erlangen. Man kann sich gut vorstellen, dass Menschen mit mehr D2-Rezeptoren hoch motiviert sind und sich in sozialen Situationen stärker engagieren. Dadurch bringen sie es im Leben weiter und haben mehr sozialen Rückhalt.“
Diese Ergebnisse könnten auch von Bedeutung sein, um zu verstehen, warum manche Menschen stärker zu Alkohol- und Drogenmissbrauch neigen. Denn die Untersuchungen von Dr. Nora Volkow, der Direktorin des National Institute on Drug Abuse in den USA, und ihrer Mitarbeiter haben gezeigt, dass ein niedriges Niveau von D2/D3-Rezeptoren zum erhöhten Risiko für Alkoholabhängigkeit bei Menschen mit beitragen kann, deren Verwandte ebenfalls Alkoholprobleme haben. Nach dem derzeitigen Stand ihrer Forschung könnten Menschen mit einer Neigung zu Alkoholmissbrauch und wenigen D2/D3-Rezeptormolekülen auch empfindlicher auf einen niedrigen sozialen Status und schwächeren sozialen Rückhalt reagieren. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass diese sozialen Faktoren zum Risiko für Alkohol- und Drogenmissbrauch mit beitragen.
Diese Ergebnisse sind von besonderem Interesse, weil sie die Neurobiologie des Menschen in einen sozialen Kontext stellen, und der Mensch ist von Natur aus ein soziales Wesen. In gesellschaftlichen Zusammenhängen wie diesem zeigt sich die wahre Bedeutung biologischer Einflüsse auf unser Verhalten.
Quellen:
e!Science News, 3. Feb 2010
Martinez et al. Biological Psychiatry, Feb 2010
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Rubrik: Glücksforschung, Hirnforschung, Mensch & Gruppe, Sucht/Substanzmissbrauch
Tags: Drogen, Neurotransmitter, Risikofaktor, soziales Netzwerk