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Ist Zufriedenheit erblich?

21. Mai 2011

Ist Aspirin auch bei Migräne wirksamMancher wird scheinbar als Frohnatur geboren, ein anderer eher als Neurotiker. Eine aktuelle Studie hat ein Gen untersucht, das zu einer solchen Veranlagung beitragen könnte. Es kodiert für ein Protein, das eine wichtige Rolle im Belohnungssystem des menschlichen Gehirns und bei der Entstehung von Krankheiten wie Depressionen spielt. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu der Studie von Anfang Mai übersetzt, die auch auf die Bedeutung von Umwelteinflüssen hinweist:

Eine neue Studie zeigt, dass ein Mensch glücklicher ist, wenn er eine aktivere Variante eines Gens hat, das im Gehirn den Transport des Botenstoffs Serotonin (oder auch 5-HT) reguliert.

Die Ergebnisse der Studie, die heute im Journal of Human Genetics erscheint, zeigen zum ersten Mal einen direkten Zusammenhang zwischen dem genetischen Make-up und dem Glücksempfinden eines Menschen, wie es sich in seiner Zufriedenheit mit dem Leben ausdrückt.

Die Studie von Jan-Emmanuel De Neve, einem Verhaltensökonom an der London School of Economics and Political Science (LSE), analysierte genetische Daten von mehr als 2 500 Menschen, die am National Longitudinal Study of Adolescent Health (eine Langzeitstudie) teilnehmen und für die US-Bevölkerung repräsentativ sind. Er untersuchte insbesondere, welche funktionellen Varianten des 5-HTT-Gens die Teilnehmer hatten.

Das 5-HTT-Gen, das für den Serotonin-Transporter in der Zellmembran von Nervenzellen kodiert, hat zwei genetische Varianten (Allele), eine lange und eine kurze. Das lange Allel ist genetisch aktiver, sodass die Zellmembran von Nervenzellen mit dieser Variante mehr Serotonin-Transportermoleküle enthält. Der Mensch erbt je eine Genkopie von beiden Eltern und kann daher drei Genotypen (Kombinationen von Allelen) haben, lang-lang, kurz-kurz oder lang-kurz.

Die Studie verglich die Genotypen der Teilnehmer mit ihrer Antwort auf die Frage „Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit Ihrem Leben?”. Fünf Antworten waren möglich: sehr zufrieden, zufrieden, unzufrieden, sehr unzufrieden oder keine Angabe.

Die Ergebnisse zeigten, dass ein viel höherer Prozentsatz von Menschen mit dem aktiveren Genotyp „lang-lang“ mit ihrem Leben sehr zufrieden (35%) oder zufrieden (34%) waren als Menschen mit dem weniger aktiven Genotyp „kurz-kurz“ (jeweils 19%). Umgekehrt waren 26% der Menschen mit dem Genotyp „kurz-kurz“ unzufrieden, aber nur 20% mit dem Genotyp „lang-lang“.

Die Studie zeigte, dass Träger eines einzigen langen Allels eine 8,5 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit hatten mit ihrem Leben sehr zufrieden zu sein als Menschen ohne eine Kopie des langen Allels des 5-HTT-Gens. Menschen mit zwei Kopien des langen Allels hatten sogar eine durchschnittlich 17 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit mit ihrem Leben sehr zufrieden zu sein. Diese Unterschiede waren statistisch signifikant.

Jan-Emmanuel De Neve sagt: „Man vermutet schon lange, dass dieses Gen einen Einfluss auf die psychische Gesundheit eines Menschen hat. Aber diese Studie zeigt zum ersten Mal, dass es maßgeblich daran beteiligt ist, wie zufrieden ein Mensch mit seinem Leben ist.“

„Die Ergebnisse der Studie zeigen einen starken Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit eines Menschen und diesen funktionellen Varianten des 5-HTT-Gens. Natürlich bestimmt nicht nur dieses eine Gen unser Wohlbefinden – andere Gene und vor allem Erfahrungen, die wir im Laufe des Lebens machen, werden auch weiter den Großteil der Variabilität bei der Zufriedenheit von Menschen erklären. Aber dieses Ergebnis hilft zu erklären, warum die Zufriedenheit jedes Menschen ein individuelles Ausgangsniveau hat, und warum manche Menschen von Natur aus zufriedener sind als andere, und das verdanken wir zum großen Teil unserem individuellen genetischen Make-up.“

Quellen:

London School of Economics, 6. Mai 2011

De Neve. Journal of Human Genetics, Mai 2011

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Rubrik: Depression, Glücksforschung, Hirnforschung
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