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Wie viele Väter leiden unter Depressionen?

15. September 2010

Mehrere Untersuchungen der letzten Zeit haben gezeigt, dass auch Väter unter postnatalen Depressionen leiden können, doch die Schätzungen für die Häufigkeit gehen, je nach Definition einer Depression, weit auseinander. Eine neue Studie hat nun ausgewertet, wie viele junge Eltern in England unter realistischen Bedingungen, also von ihrem Hausarzt die Diagnose Depression erhalten. Wir haben die Presseerklärung des MRC, der die Studie finanzierte, von voriger Woche übersetzt, die zeigt, dass postnatale Depressionen bei Vätern nicht viel seltener sind als bei Müttern:

Ein Fünftel aller Väter und mehr als ein Drittel aller Mütter erkranken an Depressionen, bevor ihr Kind zwölf Jahre alt wird, wobei die Häufigkeit im ersten Jahr nach der Geburt am höchsten ist. Das zeigt eine neue Studie des Medical Research Councils (MRC) in England, die in den Archives of Paediatrics & Adolescent Medicine veröffentlicht wurde. Depressionen der Eltern haben auch ernste Auswirkungen auf die Kinder, und daher fordern Wissenschaftler ein verstärktes Bewusstsein dafür, dass Depressionen nicht nur bei Müttern, sondern auch bei Vätern auftreten, und eine genauere Erforschung der Gruppen mit dem höchsten Risiko.

Die Studie von Wissenschaftlern am MRC General Practice Research Framework und dem University College London (UCL) zeigte, dass eine von sieben Müttern und einer von achtundzwanzig Vätern im ersten Jahr nach der Geburt ihres Kindes an Depressionen erkrankten. Zu den Faktoren, die Depressionen auslösen, gehören der Stress, der mit einem Baby verbunden ist, wie zum Beispiel Schlafmangel, veränderte Pflichten und zusätzliche Anforderungen an die Beziehung der Eltern. Im Durchschnitt hatten 7,5 Prozent der Kinder unter zwölf eine Mutter mit Depressionen und 2,7 Prozent einen Vater mit Depressionen. Das Risiko war bei jüngeren Eltern (fünfzehn bis vierundzwanzig Jahre) am größten, besonders wenn sie eine Vorgeschichte von Depressionen hatten oder in sozial schwachen Wohngegenden lebten.

Professor Irwin Nazareth, der Direktor des MRC General Practice Research Framework und Leiter der Studie, sagt:

„In der ärztlichen Praxis ist es Standard, Mütter von Babys vorsorglich auf Depressionen zu untersuchen, aber im Moment gibt es kein entsprechendes Programm für Väter. Unsere Ergebnisse zeigen, dass auch für Väter ein dringender Bedarf besteht. Wir hoffen, dass unsere Daten von Nutzen für das National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE) sind und es ermutigen, seine Richtlinien zu ändern.”

„Depressionen der Eltern können auch ernste Auswirkungen auf das Verhalten und die Entwicklung von Kindern haben, und deshalb ist es so wichtig, sie besser zu verstehen, um die Belastungen für die ganze Familie zu vermindern. Außerdem müssen wir Hausärzte unterstützen, indem wir sie schulen, Eltern mit dem höchsten Risiko zu erkennen, wie zum Beispiel junge Eltern.”

Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler die Patientenunterlagen von 86957 Familien in 350 Hausarztpraxen aus den Jahren 1993 bis 2007. Eltern mit Depressionen wurden anhand ihrer Krankenakten identifiziert und die Akten bis zu zwölf Jahre weiterverfolgt. 19286 Mütter hatten insgesamt 25176 Episoden von Depression, während 8012 Väter insgesamt 9683 Episoden von Depression hatten.

Professor Stephen Holgate, der Vorsitzende des Population and Systems Medicine Boards des MRC, sagt:

„Untersuchungen, wie diese, die zu Verbesserungen und Veränderungen in der klinischen Strategie und Praxis führen, sind von zentraler Bedeutung für die Aufgabe des MRC, die Entscheidungsträger im Gesundheitswesen zu informieren. Dies ist die erste Studie, die Depressionen der Eltern über den größten Teil des Lebens eines Kindes dokumentiert und ein genaues Bild vom Entwicklungsmuster der Depressionen bei Eltern zeichnet. Indem wir die Menschen mit dem höchsten Risiko identifizieren, können wir zu Verbesserungen bei der Erkennung und dem Management der Erkrankung in der Zukunft beitragen.”

Quellen:

Medical Research Council, 6.9.10

Davé et al. Archives of Paediatrics & Adolescent Medicine, Sept 2010

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Rubrik: Depression, Kinder & Jugendliche
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