Wie verbreitet sind Depression und Angststörungen im Vorschulalter?
Nach einer aktuellen Studie, die jetzt im Journal of Child Psychology and Psychiatry veröffentlicht wurde, leiden fast 15 Prozent aller Kindern schon im Vorschulalter an ungewöhnlich hochgradiger Depression und Angststörungen. Weiter zeigte die Untersuchung, die fünf Jahre dauerte, dass Kinder mit ungewöhnlich hochgradiger Depression und Angststörungen überdurchschnittlich oft Mütter mit einer Vorgeschichte von Depression haben.
Durchgeführt wurde die Studie in Kanada von einem internationalen Team aus Forschern der Université de Montréal, der Université Laval und der McGill University, sowie des Inserm (Institut national de la santé et de la recherche médicale) in Frankreich, der Carnegie Mellon University in den USA und dem University College Dublin in Irland.
„Bereits im ersten Lebensjahr lassen sich Anzeichen dafür finden, dass manche Kinder mehr als andere Risikofaktoren haben, die eine spätere Entwicklung von hochgradiger Depression und Angststörung begünstigen”, sagt Sylvana M. Côté, die Hauptautorin der Studie ist und Professorin am Department of Social and Preventive Medicine der Université de Montréal. „Ein schwieriges Temperament im Alter von fünf Monaten sagte Depression und Angststörungen bei den Kindern am ehesten voraus.“
Für die Untersuchung werteten die Wissenschaftler einmal jährlich eine typische Gruppe von Vorschulkindern vom Alter von 5 Monaten bis 5 Jahren aus. Alle 1758 Kinder waren in Québec geboren, und ihre Mütter gaben in umfangreichen Interviews Auskunft über Verhalten und Familienmitglieder der Kinder.
„Unsere Ergebnisse zeigten auch, dass lebenslange Depression der Mutter (d.h. Depression vor oder auch nach der Geburt des Kindes) der zweit wichtigste Risikofaktor für außergewöhnliche Probleme mit Depression und Angststörungen im Vorschulalter war“, betont Dr. Côté. „Damit zeigt unsere Studie zum erst Mal, dass das Temperament von Kleinkindern und lebenslange Depression der Mutter schon vor dem Eintritt ins Schulalter die Weichen stellen kann zu dann noch weiter zunehmenden Problemen mit Depression und Angststörungen später im Leben.“
„Jetzt kommt es darauf an, dass wir vorbeugende Maßnahmen an Kleinkindern mit einem erhöhten Risiko für spätere Depression und Angststörungen austesten“, fährt Dr. Côté fort. „Die Heilberufe sollten sich gezielt schon um Kleinkinder mit einem erhöhten Risiko kümmern, genauso wie um ihre Eltern, damit sie einen langfristigen Einfluss auf ihre Gesundheit nehmen können.“
UdeMNouvelles, 27.8.09
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Rubrik: Angst- & Panikstörung, Depression, Kinder & Jugendliche
Tags: Entwicklung, Persönlichkeit, Prävention, Risikofaktor, Umwelt