Wie hängt Schlaf mit Kreativität & Erinnerungsvermögen zusammen?
Der Schlaf ist für Menschen viel mehr als nur eine Ruhepause. Tatsächlich ist beim Schlafen der Energieverbrauch kaum geringer als im Wachzustand. Besonders aktiv ist das Gehirn. Ein aktueller Artikel beschreibt eine wichtige Funktion des Schlafes, die Regeneration des Arbeitsgedächtnisses. Wir haben eine Pressemitteilung des Herausgebers des Artikels vom November übersetzt, der einen kurzen Überblick über dieses Gebiet der Schlafforschung bietet:
Als Menschen verbringen wir etwa ein Drittel unseres Lebens damit zu schlafen. Also muss es zu etwas gut sein, oder? Wissenschaftler haben festgestellt, dass der Schlaf hilft Erinnerungen zu konsolidieren, indem er sie im Gehirn fixiert, sodass wir sie später wieder abrufen können. Nun zeigen neue Untersuchungen, dass der Schlaf die Erinnerungen scheinbar auch reorganisiert, indem er emotionale Details herausgreift und Erinnerungen umgestaltet, damit wir neue und kreative Ideen hervorbringen können, schreiben die Autoren eines Artikels in Current Directions in Psychological Science, einem Journal der Association for Psychological Science.
„Der Schlaf verstärkt Erinnerungen”, sagt Jessica D. Payne von der University of Notre Dame in Illinois, die den Übersichtsartikel zusammen mit Elizabeth A. Kensinger vom Boston College schrieb. „Außerdem scheint er etwas zu machen, dass ich noch sehr viel interessanter finde, nämlich Erinnerungen reorganisieren und umstrukturieren.“
Payne und Kensinger untersuchen, was während des Schlafes mit Erinnerungen geschieht, und haben gezeigt, dass Menschen oft den emotionalsten Teil einer Erinnerung am besten behalten. Zum Beispiel kann man jemandem eine Szene vorspielen, in der etwas starke Emotionen auslöst, wie ein total zerstörtes Auto im Vordergrund. Dann wird er sich besser an das Emotionale erinnern können als etwa an die Palmen im Hintergrund – besonders wenn man seine Erinnerung nach einer Nacht Schlaf testet. Sie haben auch die Gehirnaktivität während des Schlafes gemessen und festgestellt, dass dann Gehirnregionen aktiv sind, die mit Emotionen und der Konsolidierung des Gedächtnisses zusammenhängen.
„In unserer schnelllebigen Gesellschaft ist eines der ersten Dinge, wo wir Abstriche machen, unser Schlaf”, sagt Payne. „Ich glaube, dahinter steht die völlig falsche Vorstellung, dass das schlafende Gehirn nichts tut.“ Aber das Gehirn ist sehr aktiv. Es verfestigt die Erinnerung nicht einfach, sondern es ordnet sie und wählt dabei die Informationen aus, die am meisten hervorstechen. Sie meint, das erlaubt Menschen, kreative und neue Ideen hervorzubringen.
Payne hat sich die Forschung zu Herzen genommen. „Ich gönne mir selbst jede Nacht acht Stunden Schlaf. Früher habe ich das nie getan – bis mir meine eigenen Daten klar wurden“, sagt sie. Leute, die sagen, sie werden noch genug schlafen, wenn sie tot sind, opfern etwas von ihrer Fähigkeit kreativ zu sein, meint sie. „Wir können auch mit weniger Schlaf auskommen, aber das hat tief greifende Auswirkungen auf unsere kognitiven Fähigkeiten.“
Quellen:
Association for Psychological Science, 12.11.10
Payne & Kensinger. Current Directions in Psychological Science, 2010
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Rubrik: Hirnforschung, Leistungsfähigkeit, Schlafstörungen
Tags: Gehirnaktivität, Neurophysiologie, Umwelt, Wahrnehmung
FrankAb
Januar 28th, 2011
Interessant. Denn diese Beobachtung mache ich bereits seit einigen Jahren, seit dem ich selten mehr als 7 Stunden schlafe, aufgrund externer Faktoren (Arbeit, Freundeskreis, Strss). Das Resultat sind Aufmerksamkeitsdefizite, mangelnde Kreativität, fehlender Enthusiasmus.
Aus diesem Grund bin ich u.A. auch ein starker Befürworter von alternativen Arbeitszeitmodellen.