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Welche Auswirkungen hat Mobbing in der Schule auf die Zuschauer?

23. Dezember 2009

bullying bystander sEine aktuelle Studie hat untersucht, welche Folgen tatenloses Zuschauen beim Mobbing für Schüler hat, und gezeigt, dass sie seelisch noch mehr leiden als die Opfer selbst. Ich habe einen Presseartikel über die Studie von letzter Woche übersetzt, in dem die Autoren raten, Zuschauer sollten auch im eigenen Interesse gegen Mobbing aktiv werden:

Eine neue Studie zeigt, wenn Schüler zuschauen, wie ihre Kameraden unter der verbalen oder physischen Quälerei eines Mitschülers leiden, könnten sie das Geschehen als genauso große oder sogar größere seelische Notlage empfinden als das Opfer selbst.

Täter und Zuschauer beim Mobbing nehmen auch eher Drogen und trinken Alkohol, so das Ergebnis der Studie, die in der Dezemberausgabe von School Psychology Quarterly, einem Journal der American Psychological Association, veröffentlicht wurde.

„Es ist gut belegt, dass Kinder und Jugendliche, die in ihrer Familie oder außerhalb der Schule Gewalt ausgesetzt sind, ein höheres Risiko für psychische Probleme haben als Kinder in einer gewaltfreien Umgebung”, sagt Prof. Ian Rivers, der Leiter der Studie von der Brunel University in London. „Es sollte niemanden überraschen, wenn Gewalt in der Schule ein ähnliches Risiko darstellt.”

Die Forscher machten eine Umfrage unter 2002 Schülern im Alter von zwölf bis sechzehn Jahren an vierzehn staatlichen Schulen in England. Sie legten den Schülern eine längere Liste mit Verhaltensweisen vor, die für Mobbing charakteristisch sind, wie beschimpfen, treten, hauen, Gerüchte verbreiten und Gewalt androhen. Die Schüler gaben an, ob sie sich in den vorangegangenen 9 Wochen in der Schule selbst so verhalten hatten, es mit angesehen hatten oder Opfer solcher Verhaltensweisen geworden waren und, falls ja, wie oft.

Die Mehrheit der Schüler (63 Prozent) sagte, sie wären Zeuge geworden, wie Kameraden gemobbt wurden. Nach eigenen Angaben waren 34 Prozent der Befragten zu Opfern und 20 Prozent zu Tätern geworden. Etwa 28 Prozent sagten, sie hätten überhaupt nichts mit Mobbingvorfällen zu tun gehabt. Mädchen gaben öfter an als Jungen, dass sie Mobbing beobachtet hatten.

Die Schüler antworteten auch Fragen, ob sie bestimmte Symptome von seelischen Nöten hatten, wie Gefühle von Depression, Ängsten, Feindseligkeit oder Minderwertigkeit. Außerdem wurden sie gefragt, ob sie jemals Zigaretten, Alkohol und andere Drogen ausprobiert oder benutzt hatten.

Die Ergebnisse zeigten, dass Schüler eher unter seelischen Nöte litten, wenn sie Mobbing mit ansahen, als wenn sie selbst Täter oder Opfer von Mobbing waren. Das war sogar dann der Fall, wenn die Schüler nicht selbst ein Opfer waren. Allerdings ließen sich geistig-seelische Probleme auch dann mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagen, wenn jemand sowohl Zuschauer als auch Opfer war.

„Es ist möglich, dass die Schüler, die bei anderen Gelegenheiten selbst ein Opfer waren, das psychologisch gesehen alles wieder neu durchleben”, sagt Rivers. „Derweile könnten sich andere Zuschauer Sorgen machen, dass sie in Zukunft irgendwann selbst Ziel des Täters werden, und das erzeugt große seelische Qualen und Ängste.”

Frühere Studien haben gezeigt, dass Schüler Schuldgefühle haben, wenn sie ohne direkte Beteiligung zu Zeugen von Mobbing werden, ohne sich aber für das Opfer einzusetzen, was ihre größeren seelischen Nöte erklären könnte.

Rivers und sein Mitautor Dr. Paul Poteat vom Boston College in den USA hoffen, dass Schulen diese Studie zum Anlass nehmen, mehr auf mögliche Folgen zu achten, die bloßes Zuschauen beim Mobbing für die seelische Gesundheit ihrer Schüler haben kann. „Schulpsychologen können Schülern helfen zu erkennen, dass sie keine Zuschauer sein müssen. Sie können Verteidiger sein“, fügt Rivers an.

Quellen:

American Psychology Association, 17. Dez 2009

Rivers et al. School Psychology Quaterly, 2009

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Rubrik: Kinder & Jugendliche
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