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Warum sind Altersdepressionen besonders hartnäckig?

27. Mai 2010

Warum sind Altersdepressionen besonders hartnäckigDie Diagnose und Therapie von Altersdepressionen ist nicht die Gleiche wie die von Depressionen bei jüngeren Menschen. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass eine unnormale Wahrnehmung von Emotionen bei Patienten mit Alterdepressionen zu diesen Unterschieden beitragen könnte. Wir haben eine Presseerklärung des Instituts zu der Untersuchung von Anfang des Monats übersetzt, die einen Aspekt der deutlich anderen Sichtweise der Patienten beschreibt:

Wissenschaftler haben eine wichtige Beobachtung gemacht, die helfen könnte zu verstehen, warum Depressionen bei älteren Menschen schwieriger zu behandeln sind und der Erfolg oft nicht von Dauer ist. Die Studie unter Leitung von Wissenschaftlern des Baycrest, einem geriatrischen Forschungszentrum in Toronto in Kanada, zeigte, dass ältere Menschen mit Depressionen nicht normal auf emotionale Reize wie den Anblick fröhlicher, trauriger oder neutraler Gesichter reagieren.

Die Studie erscheint diese Woche online im American Journal of Geriatric Psychiatry und ist wahrscheinlich die erste Veröffentlichung, die die Verarbeitung emotionaler Reize speziell bei älteren Depressionspatienten untersucht, die nicht medikamentös behandelt werden.

„Unsere Studie zeigte, dass es deutliche Unterschiede zwischen älteren Patienten mit Depressionen und gesunden älteren Menschen gibt, wie sie emotional auf den Ausdruck von Gesichtern reagieren und ihn wahrnehmen“, sagt Dr. Linda Mah, die Leiterin der Studie und klinische Wissenschaftlerin an der Mood Clinic von Baycrest.

Emotionale Fehlregulation ist ein wohl bekanntes Symptom von Depressionen bei Patienten mittleren Alters, und manche Studien haben gezeigt, dass sie das Risiko für ein späteres Wiederauftreten emotionaler Depressionssymptome bei Patienten erhöht. Doch Studien über Altersdepressionen haben sich überwiegend auf den Zusammenhang zwischen wiederkehrenden Depressionen und geistigem Verfall konzentriert. Diese Untersuchungen haben gezeigt, dass die Prognose der Depressionen mit fortschreitendem geistigen Verfall schlechter wird.

„Unsere Daten zeigen, dass wir die Emotionen eingehender untersuchen müssen, um die Neurobiologie von Altersdepressionen besser zu verstehen, damit wir sie effektiver behandeln können und die Besserung länger anhält“, sagt Dr. Mah.

Für die Studie nahmen elf Patienten mit klinischen Depressionen, die in einer ambulanten Klinik nicht-medikamentös behandelt wurden, sowie elf gesunde Kontrollpersonen an zwei psychologischen Tests teil, in denen sie Fotos von Gesichtern betrachteten, die verschiedene Emotionen zeigten (fröhlich, traurig, ängstlich oder neutral). Die Testpersonen waren zwischen sechzig und achtundsiebzig Jahre alt.

Im ersten Test sollten die Teilnehmer eine physische Eigenschaft von Gesichtern beurteilen, ohne dabei den emotionalen Ausdruck zu bewerten. Im zweiten Test sollten die Teilnehmer den emotionalen Ausdruck von Gesichtern beurteilen.

Die Ergebnisse zeigten, dass die gesunden Kontrollpersonen 16 Prozent mehr Zeit brauchten, um die physischen Eigenschaften bei Gesichtern mit einem positiven oder negativen Gefühlsausdruck (fröhlich, traurig oder ängstlich) zu beurteilen als bei neutralen Gesichtern. Das deutet darauf hin, dass sie der Gefühlsausdruck der Gesichter ablenkte oder anderweitig beeinflusste. Dagegen waren die Reaktionszeiten der Patienten mit Depressionen gleich, unabhängig davon, ob sie die physischen Eigenschaften von Gesichtern mit einem emotionalen oder einem neutralen Ausdruck bewerteten. Das zeigt, dass die Patienten weniger empfindlich auf den positiven oder negativen Gefühlsausdruck der Gesichter reagierten.

Im zweiten Test machten die Depressionspatienten über 60 Prozent mehr Fehler als die gesunden Kontrollpersonen, wenn sie neutrale Gesichter beurteilen sollten. Denn die Depressionspatienten hielten neutrale Gesichter oft für fröhlich, traurig oder ängstlich.

Dr. Mah bemerkt, dass diese Schwierigkeiten beim Deuten des emotionalen Gesichtsausdruck anderer Menschen soziale Folgen haben und die Qualität der sozialen Interaktion mit anderen beeinträchtigen können.

Außerdem macht sie darauf aufmerksam, dass sich diese unnormale Verarbeitung von Emotionen bei älteren Patienten mit Depressionen von der bei jüngeren Patienten unterscheidet, da sie emotionale Reize insgesamt negativer wahrnehmen und verarbeiten als gesunde Menschen.

Quellen:

Baycrest News, 4.5.10

Mah & Pollock. American Journal of Geriatric Psychiatry, 2010

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Rubrik: Alter, Depression
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