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Steigert körperliche Fitness die Intelligenz?

8. Dezember 2009

fit small„In einem gesunden Körper ein gesunder Geist“ wusste schon Juvenal. Eine aktuelle wissenschaftliche Studie gibt nun dem römischen Dichter (um 100 nach Chr.) recht. Ich habe die Pressemitteilung der Forscher übersetzt, in der ein Detail etwas untergeht. Der Zusammenhang ist statistisch eindeutig abgesichert, aber gute Sportler sind gar nicht viel schlauer als schlechte:

Junge Erwachsene, die körperlich fit sind, haben einen höheren IQ-Wert und studieren öfter an der Uni. Das zeigt eine große neue Studie von Forschern an der Sahlgrenska-Akademie der Universität Göteborg und dem Sahlgrenska-Universitätsklinikum in Schweden.

Die Ergebnisse der Untersuchung wurden jetzt in dem renommierten Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht. Für ihre Studie analysierten die Wissenschaftler die Daten von 1,2 Millionen schwedischen jungen Männern aus den Geburtsjahrgängen 1950 bis 1976, die ihren Militärdienst leisteten. Das Forscherteam wertete die Ergebnisse von Fitness- und Intelligenztests aus, die die Männer bei der Aufnahme in den Militärdienst gemacht hatten.

Die Studie zeigte einen klaren Zusammenhang zwischen einer guten körperlichen Fitness und besseren Ergebnissen beim Intelligenztest. Der Zusammenhang war bei logischem Denken und sprachlichem Verständnis am stärksten ausgeprägt. Allerdings beeinflusste nur Fitness (körperliche Ausdauer) die Ergebnisse des Intelligenztests, nicht aber die Muskelkraft.

„Fit sein heißt, dass Leute auch ein gutes Herz und Lungenvolumen haben, und dass ihr Gehirn viel Sauerstoff bekommt”, sagt Michael Nilsson, Professor an der Sahlgrenska-Akademie und Chefarzt am Sahlgrenska-Universitätsklinikum. „Das könnte einer der Gründe sein, warum wir einen klaren Zusammenhang mit Fitness sehen, nicht aber mit Muskelkraft. Wir wissen auch von Wachstumsfaktoren, die dabei eine wichtige Rolle spielen.“

Die Forscher werteten die Daten von Zwillingen unter den Rekruten aus und konnten dadurch zeigen, dass sich der Zusammenhang von Fitness und höherem IQ-Wert vor allem durch Umweltfaktoren erklären lässt und nicht durch einen Einfluss der Gene.

„Wir haben auch gezeigt, dass die jungen Leute, die im Alter von fünfzehn bis achtzehn Jahren ihre körperliche Fitness verbessern, ihre geistigen Fähigkeiten steigern“, sagt Maria Åberg, die Forscherin an der Sahlgrenska-Akademie und Ärztin am Åby-Gesundheitszentrum ist. „Deshalb ist Sport ein wichtiges Schulfach und ein absolutes Muss, wenn wir in Mathematik oder theoretischen Fächern Erfolg haben wollen.“

Die Forscher verglichen auch die Ergebnisse von Fitnesstests während des Wehrdienstes mit dem sozialen und wirtschaftlichen Status der Männer im späteren Leben. Diejenigen, die mit achtzehn fit waren, besuchten dann häufiger eine Hochschule, und viele von ihnen fanden Arbeit in höher qualifizierten Berufen.

Ein Zusammenhang zwischen körperlicher Fitness und geistiger Leistungsfähigkeit wurde schon vorher in Studien an Tieren, Kindern und Senioren nachgewiesen. Dagegen hatten Untersuchungen an jungen Erwachsenen bis jetzt zu widersprüchlichen Ergebnissen geführt. Im Alter von etwa zwanzig Jahren könnte sich unser Gehirn durch seine anhaltende geistige und emotionale Entwicklung noch schnell verändern.

Quellen:

Universität Göteborg, 1. Dez 2009

Åberg et alPNAS, 8.12.09

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Rubrik: Leistungsfähigkeit
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2 Kommentieren

  1. VonFernSeher
    Januar 12th, 2010

    Der Zusammenhang ist wohl dargelegt, seine Orientierung scheint mir aber keinesfalls gesichert. Zwei schnelle Argumente, die mir dazu einfallen:

    1. Könnte es nicht auch sein, dass höhere Intelligenz vermehrt zur Erkenntnis führt, dass sich ein Militärdienst (und nicht nur der) in einem gesunden Körper wohl wesentlich besser und problemloser durchführen lässt? Für mich z.B. kam der unangemessene Umgang mit unsportlichen Rekruten in diesem speziellen sozialen Umfeld keineswegs überraschend; bei den Ausbildern schien mir nämlich hohe Fitness eher selten mit hohem IQ zu korrelieren. Möglicher Grund: Geistig und körperlich Fitte lassen sich wohl ungern 12 Jahre lang alle 3 Monate mit neuen Schulabgängern beschießen, sondern suchen ihre berufliche Zukunft vielleicht woanders.

    2. Zu behaupten, der soziale und wirtschaftliche Status einer Person spiegele seine Intelligenz wider, ist eine nicht haltbare Position. Dass Menschen, die zu einem Zeitpunkt, da sie aus Schule in Akademie oder Berufsleben wechseln, körperlich fitter sind, später im Leben sozial normiert als erfolgreicher gelten, hat wohl weniger mit einer gemessenen höheren Intelligenz als vielmehr mit dem Umstand zu tun, das körperliche Fitness Attraktivität und Erfolg ausstrahlt und solche Menschen auch bei niedrigerer Leistung oft bevorteilt werden.

    Aber das sind nur zwei Punkte, die mir jetzt spontan einfielen. Mit ein bisschen Nachdenken könnte man wohl noch mehr finden, warum die Ergebnisse dieser speziellen Gruppe kaum als Stütze der These „Körperlich Fitness steigert die Intelligenz“ herhalten kann.

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    August 13th, 2013

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