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Lassen sich Essstörungen über gezeichnete Selbstporträts erschließen?

15. März 2011

Depressive Symptome und Übergewicht bei Teenagern - Was ist der ZusammenhangPatienten mit Essstörungen versuchen oft, ihre Erkrankung zu verheimlichen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass man das gestörte Selbstbild der Patienten in ihren Zeichnungen von sich selbst erkennen und zur Diagnose verwenden kann. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu der Studie vom Februar übersetzt, in deren englischer Originalfassung ein paar Beispiele von Patientenzeichnungen abgebildet sind:

Die Selbstporträts von Frauen mit Anorexie (Magersucht) oder Bulimie (Ess-Brechsucht) haben auffällige Merkmale, die sie von den Selbstporträts gesunder Frauen unterscheiden, die nicht unter Essstörungen leiden und normalgewichtig sind. Das zeigt eine neue Studie, die gemeinsam von Forschern der University of Haifa, dem Soroka University Medical Center und dem Achva Academic College in Israel durchgeführt wurde und in dem Journal The Arts in Psychotherapy erschienen ist.

„Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass man Frauen, die Essstörungen wie Anorexie und Bulimie haben oder dazu neigen könnten, mit einem einfachen diagnostischen Test identifizieren kann. Der Test ist nicht aufdringlich und der Patient zeichnet lediglich ein Bild von sich selbst“, erläutert Prof. Rachel Lev-Wiesel, die Leiterin der Graduate School of Creative Art Therapies an der University of Haifa und eine Autorin der Studie.

Die Studie, die von Prof. Lev-Wiesel zusammen mit Dr. Jonathan Guez, Shimrit Valetsky, Dr. Diego Kruszewski Sztul und Dr. Bat-Sheva Pener durchgeführt wurde, untersuchte 76 Frauen, von denen 36 eine Diagnose von Anorexie oder Bulimie hatten. Zwanzig hatten keine Essstörungen aber Übergewicht. Weitere 20 hatten keine Essstörungen und waren normalgewichtig. Alle Teilnehmerinnen beantworteten zwei Standard-Fragebögen zur Diagnose von Essstörungen und sollten dann ein Bild von sich selbst zeichnen. Außer dass sie ein Selbstporträt zeichnen sollten, hatten sie keine Anweisungen oder Vorgaben für ihre Zeichnung zu beachten.

Das Forscherteam wertete die Zeichnungen aus und stellte fest, dass sich die Bilder der Patientengruppen bei vier Körpermerkmalen unterschieden:

• Der Hals: Frauen mit Anorexie oder Bulimie zeichneten oft einen Hals, der größer war, nicht mit dem Körper verbunden, oder er fehlte ganz.

• Der Mund: dieses Merkmal war in den Zeichnungen stärker betont, wenn die Frauen unter Anorexie oder Bulimie litten.

• Die Hüften: Frauen mit Essstörungen zeichneten ihre Hüften breiter als die anderen Teilnehmerinnen der Studie.

• Die Füße: Frauen mit Essstörungen neigten dazu, Bilder ohne Füße oder mit abgetrennten Füßen zu zeichnen.

Außerdem zeigte die Studie, dass man anhand der gezeichneten Selbstporträts Frauen mit Anorexie und Bulimie unterscheiden kann: Frauen mit Anorexie ließen bei ihren Zeichnungen oft die Brüste weg, sie zeichneten weniger klare Körperkonturen, und ihre Figuren waren im Verhältnis zur Größe des Blattes eher klein.

Um die Zuverlässigkeit der Zeichnungen als diagnostischer Test beurteilen zu können, verglichen die Forscher die deutlichsten Testergebnisse mit den zwei diagnostischen Standardtests für Essstörungen und konnten eine sehr gute Übereinstimmung der Ergebnisse in allen drei Tests zeigen.

„Meistens verbergen Frauen mit Essstörungen ihre Erkrankung, sogar vor ihren eigenen professionellen Therapeuten, und es fällt ihnen schwer, über ihre Probleme zu reden. Deshalb könnte eine nicht-verbale, unaufdringliche Methode wie einfach ein Selbstporträt zeichnen zu einem wichtigen Hilfsmittel in der kreativen Kunsttherapie werden“, sagt Prof. Lev-Wiesel.

Quellen:

University of Haifa, 13.2.11

Guez et al. The Arts in Psychotherapy, Nov 2010

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Rubrik: Essstörungen
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