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Hängen Essstörungen mit kognitiven Defiziten zusammen?

2. Januar 2010

Menschen mit Essstörungen haben ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Körper. Eine neue Studie befasst sich mit der Frage, ob dies mit einer veränderten Wahrnehmung oder anderen geistigen Funktionen bei den Patienten zusammenhängen könnte. Solche Veränderungen wurden tatsächlich beobachtet, was aber nicht beweist, ob das eine das andere verursacht. Ich habe eine Presseerklärung des Journals vom Julie 2009 übersetzt, das die Studie vorab online publiziert hat:

Menschen, die unter Essstörungen leiden, schneiden in psychologischen Tests bei bestimmten kognitiven Aufgaben schlechter ab. Zu diesem Ergebnis kommt eine umfassende Literaturstudie, die den Zusammenhang zwischen Essstörungen und kognitiven Defiziten untersuchte und im Journal of Neuropsychology veröffentlicht wurde.

Professor Konstantine Zakzanis und seine Mitarbeiter von der University of Toronto in Kanada werteten Untersuchungen über Menschen mit Essstörungen auf übereinstimmende Muster von kognitiven Defiziten aus. Insgesamt analysierten die Autoren 27 Studien an 608 Patienten mit Anorexia nervosa (Magersucht) und 14 Studien an 347 Patienten mit Bulimia nervosa (Ess-Brechsucht).

Professor Zakzanis sagt: „In den letzten 30 Jahren wurden viele Menschen mit Anorexie oder Bulimie in psychologischen Studien untersucht, darunter mit Tests, wie sie Entscheidungen treffen, ihr verbales Gedächtnis und ihre Reaktionszeiten. Die Ergebnisse zeigten, dass Patienten mit Essstörungen bei manchen dieser Aufgaben nicht so gut abschneiden wie gesunde Menschen.”

„In dieser Übersichtsstudie haben wir gezeigt, dass man bei Menschen mit Anorexie und Bulimie übereinstimmend deutliche Probleme bei manchen kognitiven Aufgaben beobachtet hat. Dabei ist die kognitive Leistungsfähigkeit umso geringer je weniger der Patient wiegt.”

Patienten mit Anorexie hatten insbesondere eine beeinträchtigte räumliche Wahrnehmung und geistige Vorstellung vom Raum, was die verzerrte Selbsteinschätzung des Körperbildes bei Patienten mit dieser Störung erklären könnte. Insgesamt hatten Menschen mit Bulimie weniger Beeinträchtigungen als Patienten mit Anorexie. Allerdings waren Bulimiepatienten impulsiver, und einundzwanzig Prozent hatten in Tests für Impulsivität schlechtere Ergebnisse als Menschen, die nicht unter einer Essstörung litten.

„Diese Ergebnisse zeigen, dass kognitive Defizite bei Menschen mit Essstörungen bestimmten Mustern folgen. Aber bis jetzt wissen wir noch nicht, ob diese Defizite eine Folge des unnormalen Essverhaltens sind, zum Beispiel Unterernährung, oder ob kognitive Defizite Essstörungen verursachen oder sie verschlimmern ”, fährt Professor Zakzanis weiter. „Wenn kognitive Defizite zu Essstörungen beitragen, könnte uns das helfen zu verstehen, warum diese Störungen bei bestimmten Menschen auftreten, und die Entwicklung psychologischer Behandlungen für die Zukunft erleichtern.“

Quellen:

British Psychological Society, 22.7.09

Zakzanis et al. Journal of Neuropsychology, März 2010

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Rubrik: Essstörungen
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