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Wird das Risiko für ADHS bei Kindern durch das Rauchen der Eltern erhöht?

28. November 2009

ADHD c sADHS bei Kindern ist in den letzten Jahren immer mehr zum Thema für Eltern geworden und wird heute zunehmend auch medikamentös behandelt. Eine aktuelle Studie weist nun auf eine andere Möglichkeit hin: schwangere Frauen könnten weniger rauchen. Ich habe einen Presseartikel über die Studie vereinfacht und übersetzt:

Forscher in den USA haben einen Zusammenhang festgestellt zwischen der Einwirkung von Rauchen in der Schwangerschaft, Bleibelastung im Kindesalter und einem stark erhöhten Risiko für ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) bei Kindern. Während wir dazu neigen, uns auf die Behandlung von ADHS zu konzentrieren, könnte nach Meinung der Wissenschaftler die Beseitigung solcher Umwelteinflüsse die Entwicklung der Störung bei vielen hunderttausend Kindern von vornherein verhindern.

Leiter der Studie, die jetzt online in der Fachzeitschrift Pediatrics veröffentlicht wurde, war Dr. Robert Kahn, Arzt und Forscher am Cincinnati Children’s Hospital Medical Center in Ohio in den USA.

Dr. Kahn und seine Mitarbeiter schätzen, dass sich insgesamt bis zu 35 Prozent der Fälle von ADHS bei Kindern und Jugendlichen im Alter von acht bis fünfzehn Jahren verhindern ließen, indem man die Umwelteinwirkungen von Blei und Rauchen in der Schwangerschaft beseitigt: in Zahlen ausgedrückt wären das allein in den USA etwa 800 000 Kinder.

Dr. Kahn erklärte gegenüber der Presse, während man sich in der Vergangenheit überwiegend auf die Behandlung konzentriert hat, „zeigt unsere Studie, dass eine Verringerung von Schadstoffen in der Umwelt ein wichtiger Ansatz sein könnte, um die Häufigkeit von ADHS zu senken.”

Für ihre Studie analysierten Dr. Kahn und seine Mitarbeiter die Daten von 2588 Kindern und Jugendlichen im Alter von acht bis fünfzehn Jahren, die zwischen 2001 und 2004 an der sogenannten NHANES-Studie teilnahmen. NHANES (National Health and Nutrition Examination Survey) ist eine landesweite Langzeitstudie an einer für die USA repräsentativen Bevölkerungsgruppe und sammelt unter anderem Informationen zur Gesundheit und Ernährung.

Die Einwirkung von Tabakrauch analysierten die Forscher anhand der Angaben von Müttern über ihren Tabakkonsum während der Schwangerschaft. Für die Untersuchung der Umwelteinwirkung durch Blei werteten die Forscher den Bleigehalt aktueller Blutproben der Kinder aus. Die Diagnose von AHDS beruhte auf dem DSM-IV (Diagnostic and Statistical Manual for Mental Disorders, Fourth Edition), einem Nachschlagewerk, das als „Goldstandard” für die Diagnose psychischer Störungen gilt.

Die Ergebnisse zeigten, dass fast neun Prozent der Kinder ADHS hatten. Bei Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft geraucht hatten, war die Häufigkeit von ADHS war mehr als doppelt so hoch. Auch Kinder mit Werten von Blei im Blut, die deutlich über dem Durchschnitt lagen, hatten mehr als doppelt so oft ADHS.

Aber wenn Kinder beiden Umwelteinflüssen ausgesetzt waren, hatten sie etwa achtmal so häufig ADHS wie Kinder ohne jede Belastung durch eines der beiden Umweltgifte. Alle beobachteten Unterschiede waren von statistischer Bedeutung.

Daraus schlossen die Autoren: „Bei Kindern in den USA gibt es einen Zusammenhang zwischen den Einwirkungen von Tabakrauch vor der Geburt, Blei in der Kindheit und einer erhöhten Häufigkeit von ADHS. Das gilt insbesondere für Kinder, die beiden Umwelteinwirkungen ausgesetzt sind.”

Die Autoren meinen, dass eine Verminderung der Einwirkungen von Rauchen in der Schwangerschaft und Blei wichtige Schritte sein können, um einer Entwicklung von ADHS bei Kindern vorzubeugen.

Die erste Autorin Dr. Tanya Froehlich, Ärztin in der Abteilung Entwicklungs- und Verhaltenspädiatrie am Cincinnati Children’s Hospital Medical Center, sagt:

„Sowohl die Einwirkung von Rauchen als auch von Blei haben ihre eigenen schädigenden Auswirkungen, die beide wichtig sind.“

„Aber wenn Kinder dem Einfluss von Blei in der Umwelt und Rauchen in der Schwangerschaft ausgesetzt sind, verstärken sich die Wirkungen gegenseitig“, erklärt sie.

ADHS ist eine häufige Verhaltensstörung, von der circa acht bis zehn Prozent aller Kinder im Schulalter betroffen sind. Jungen entwickeln etwa dreimal so häufig eine ADHS wie Mädchen, obwohl die Gründe dafür noch unklar sind.

Kinder mit ADHS sind überaktiv, sie handeln ohne zu denken, und das Konzentrieren fällt ihnen schwer. Obwohl sie vielleicht verstehen, was man von ihnen erwartet, haben sie Schwierigkeiten, es auch zu tun. Denn das Aufpassen, Erfassen von Details und Ruhigsein bereitet ihnen Mühe.

Während dieses Verhalten typisch für viele Kinder ist, besonders wenn sie sehr klein sind oder etwas aufregend finden, bleiben Kinder mit ADHS viel länger so. ADHS behindert die soziale und schulische Entwicklung von Kindern und macht ihren Familien das Leben oft sehr schwer.

Quellen:

Medical News Today, 24.11.09

Froehlich et al. Pediatrics, Nov 2009

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Rubrik: ADHS, Kinder & Jugendliche, Sucht/Substanzmissbrauch
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