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Was hilft, wenn der Winter-Blues die Seele trübt?

15. Februar 2016

Auch wenn dieser Winter einer der wärmsten überhaupt in Deutschland war, ändert es nichts an der Tatsache, dass das relativ kalte Wetter, die kurzen Tage, der Mangel an Licht und die Grauheit der Natur – nicht einmal viel Schnee gab es- ihres dazu beitrugen, dass manche Menschen unter quälenden Symptomen einer Winterdepression leiden. Doch welche Behandlung wirkt am besten und vor allem langfristig?

Die saisonal-affektive Störung (SAD) ist eine Form der Depression, die über 14 Millionen Amerikaner, davon 1,5 % der Population in den Südstaaten wie Florida bis über 9 % in den nördlichen Regionen der USA, betrifft. Schätzungsweise 10-20 % aller rezidivierenden (wiederkehrenden) Depressionen folgen einem Jahreszeitenmuster.
SAD ist seit 150 Jahren bekannt, wurde aber erst in den frühen 1980er Jahren offiziell benannt.

Man geht davon aus, dass sie durch ein hormonelles Ungleichgewicht, ausgelöst durch die kürzeren Tage im Winter, verursacht wird. Bei Personen, die unter SAD leiden, bringt der späte Sonnenaufgang im Winter die zirkadianen Rhythmen durcheinander. So bleiben Mengen des Schlafhormons Melatonin morgens hoch, was Müdigkeit und Depression zur Folge hat.
Die Symptome schließen Müdigkeit, Gewicht- und Appetitveränderungen, Verlängerung der Schlafdauer, Verlust des Interesses an Hobbies und sozialen Aktivitäten, Konzentrationsschwierigkeiten und Verstimmung ein. Gefühle der Ängstlichkeit und Reizbarkeit können ebenso auftreten wie Konzentrationsstörungen, Schwierigkeiten im Gedächtnis und beim Treffen von Entscheidungen.

Behandlungsmöglichkeiten bei SAD
Lichttherapie war lange Zeit der Goldstandard bei der Behandlung der SAD. Dabei werden regelmäßige, tägliche Sitzungen in einem Raum mit einer Tageslichtlampe, die künstliches Licht mit spezifischen Wellenlängen ausstrahlt, durchgeführt. Nach dem amerikanischen National Institute of Health (NIH) reagieren allerdings 50 % der Betroffenen nicht auf Lichttherapie alleine, so dass sie mit kognitiver Verhaltenstherapie (CBT) und Antidepressiva kombiniert wurde.

Eine Forschungsgruppe um Prof. Kelly Rohan von der University of Vermont untersuchte 177 Teilnehmer sechs Wochen lang täglich für 30 Minuten mit Hilfe der Lichttherapie. Die Dauer wurde mit der Zeit angepasst, um die Wirkung zu maximieren und Nebenwirkungen zu reduzieren. Einige Teilnehmer führten bis zum Frühling die tägliche Lichtdosis zu Hause fort und ihnen wurde die Behandlung im nächsten Winter erneut angeboten.
Die restlichen Teilnehmer erhielten eine spezielle Form der kognitiven Verhaltenstherapie mit zwei Sitzungen in der Woche für je 50 Minuten über sechs Wochen hinweg. In den Sitzungen lernten sie, negative Gedanken über die dunklen Wintermonate in Frage zu stellen und Verhaltensweisen, die die Stimmung beeinträchtigen wie beispielsweise soziale Isolation, zu vermeiden.

Im ersten Winter nach Beginn der Studie berichteten beide Gruppen eine vergleichbare Verbesserung ihrer Symptome. Beide Behandlungen schienen effektiv die Depressionssymptome der SAD zu reduzieren, wobei es keinen signifikanten statistischen Unterschied zwischen ihnen gab.
Im zweiten Winter jedoch hatten beinahe 70 % der Teilnehmer, die nur Lichttherapie erhielten, ihre Behandlung aufgegeben.

Die SAD kehrte bei 46 % aus dieser Gruppe zurück, verglichen mit nur 27 % der Teilnehmer der Gruppe, die kognitive Verhaltenstherapie erhielten. Die Schwere der Symptome war ebenfalls in der Gruppe der Lichtbehandelten ausgeprägter.
Scheinbar ist die Behandlung mit Lichttherapie effektiver bei akuten Depressionsepisoden, während CBT mit größerer Wahrscheinlichkeit einen Rückfall in späteren Wintern verhindert.

Prof. Rohan sagt: „Lichttherapie ist ein palliative (krankheitsmildernde) Behandlungsform wie blutdrucksenkende Mittel, bei denen man dazu gezwungen ist, die Behandlung immer weiter zu benutzen, damit sie effektiv ist. Die Tatsache, dass man bei der Lichttherapie 30 – 60 Minuten täglich für 5 Monate braucht, kann belastend sein.“

CBT im Gegenzug ist ein präventives Mittel. Wenn man einmal die Grundlagen gelernt hat, bleiben die Auswirkungen greifbar, was einem ein Kontrollgefühl vermittelt.

Die Wissenschaftler legen nahe, dass im Anbetracht der Anhängigkeit der Lichtbestrahlung und einer so großen Anzahl an durch wiederkehrende Winterdepression betroffenen Amerikanern, kognitive Verhaltenstherapie langfristig die bessere Behandlungsalternative darstellt.

Quelle:
http://www.medicalnewstoday.com/articles/302041.php

Rubrik: Depression, Verhaltenstherapie


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