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Verkürzt Stress die Lebenserwartung eines Menschen?

26. Oktober 2011

Sind bei Gedächtnisverlust auch die Emotionen verlorenEs liegt auf der Hand, dass zu viel Stress dem Menschen schadet. Aber gibt es so etwas wie ein gesundes Mittelmaß an Stress, das die Belastbarkeit und Gesundheit fördert, ähnlich wie Sport? Diese Frage untersuchte eine aktuelle Studie amerikanischer Forscher. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu der Studie von letzter Woche übersetzt, die zu einem ganz anderen Ergebnis kam als eine ähnliche Studie auf diesem Blog:

Eine neue Studie kommt zu dem Schluss, dass Männer, die über einen längeren Zeitraum mittel bis viele stark belastende Lebenserfahrungen machen, eine um fünfzig Prozent erhöhte Sterblichkeitsrate haben.

Ganz allgemein fanden die Forscher nur wenige Faktoren, die Menschen mit viel Stress im Leben einen Schutz bieten. Leute, die ihre Gesundheit als gut einschätzten, lebten länger, genauso wie verheiratete Männer. Außerdem lebten mäßige Trinker länger als Nichttrinker.

„Keinen Alkohol trinken und rauchen erhöhte die Sterblichkeit“, sagt Carolyn Aldwin, die erste Autorin der Studie und eine Professorin für Humanentwicklung und Familienwissenschaften an der Oregon State University. „Vielleicht ist also das Geheimnis eines langen Lebens, dass man versucht stark belastende Erlebnisse möglichst zu vermeiden, verheiratet ist und jeden Abend ein Glas Wein trinkt.“

Dies ist die erste Langzeitstudie, die einen direkten Zusammenhang zwischen Stress und Sterblichkeit in einer älter werdenden Bevölkerungsgruppe zeigt. Im Gegensatz zu früheren Studien, die über relativ kurze Zeiträume an kleineren Gruppen durchgeführt wurden, berücksichtigte diese Studie gezielt auch wichtige Stressfaktoren (wie der Tod eines Lebenspartners oder Eltern ins Altersheim geben), die spezifisch für Menschen im mittleren und Rentenalter sind.

„Die meisten Studien untersuchen belastende Ereignisse, die typisch für jüngere Menschen sind, wie Schulabschluss, Jobverlust oder das erste Kind bekommen“, sagt Aldwin. „Ich modifizierte die Messmethode, sodass sie die Art von Stress widerspiegelt, den Menschen haben, wenn sie älter sind. Und wir waren selbst überrascht, wie stark der Zusammenhang zwischen Stress im Leben und Sterblichkeit war.“

Aldwin sagt, dass frühere Studien Stress nur an einem einzigen Zeitpunkt untersucht haben, während diese Studie Stressmuster über viele Jahre verfolgte.

Die Studie, die nun im Journal of Aging Research veröffentlicht wurde, untersuchte Langzeitdaten von fast 1000 Männern aus der Mittel- und Unterschicht, die über einen Zeitraum von achtzehn Jahren (1985 bis 2003) mehrfach befragt worden waren. Alle Männer in dieser Studie wurden ausgewählt, weil sie gesund waren, als sie sich in den Sechziger Jahren entschlossen, an einer noch größeren Langzeitstudie über das Altern (Boston VA Normative Aging Study) teilzunehmen.

Die Männer in der Gruppe mit wenig Stress hatten in ihrem Leben durchschnittlich bis zu zwei stark belastende Ereignisse pro Jahr, verglichen mit durchschnittlich drei in der Gruppe mit moderatem Stress und bis zu sechs in der Gruppe mit viel Stress. Eine der größten Überraschungen der Studie war, dass die beiden Gruppen mit moderatem und viel Stress ein ähnlich hohes Sterberisiko hatten.

„Es scheint einen Schwellenwert zu geben und vielleicht haben Leute bei mehr als zwei stark belastenden Lebensereignissen pro Jahr einfach genug“, sagt Aldwin. „Wir waren überrascht, dass der Effekt nicht linear war, und dass die moderate Gruppe ein ähnliches Sterberisiko hatte wie die Hochrisiko-Gruppe.“

Diese Studie untersuchte gezielt wichtige Lebensereignisse und die langfristige Entwicklung des Stresses im Leben eines Menschen. Aldwin sagt, dass die Forschungsgruppe nun chronischen Stress und Bewältigungsstrategien im Alltag untersuchen will.

„Der Mensch ist zählebig und kann mit ein paar stark belastenden Ereignissen pro Jahr zurechtkommen“, sagt Aldwin. „Aber unsere Untersuchung zeigt, dass langfristig sogar moderater Stress eine Wirkung haben kann, die tödlich ist.“

Quellen:

Oregon State University News, 20. Okt 2011

Aldwin et al. Journal of Aging Research, 2011

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Rubrik: Alter, Burnout/Stress, Mensch & Gruppe
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