Depressiv durch Facebook?
Wie bei allen technischen Errungenschaften der Menschheit ist es auch beim Internet und dort vor allem den sozialen Netzwerken so, dass sie positive wie auch negative Auswirkungen für den Menschen haben können, also komplexer zu betrachten sind. Das bedeutet, dass man den Umgang damit erst kennen lernen und erlernen muss. Nach über einem Jahrzehnt Nutzung von sozialen Internetplattformen wie Facebook kann die Forschung erste übergreifende Ergebnisse vorweisen. Unter anderem zur emotionalen Wirkung des konstanten In-Kontakt-Seins auf den Einzelnen. In der folgenden Überblicksstudie geht es um die Frage, ob die Nutzung sozialer Netzwerke depressives Erleben fördern kann und wenn ja, unter welchen Umständen.
Die American Academy of Pediatrics (AAP; amerikanische Akademie für Kinderheilkunde) postulierte im Jahr 2011 die Existenz einer Facebook-Depression. Sie definierten sie folgendermaßen: „Depression, die sich entwickelt, wenn Kinder und Jugendliche sehr viel Zeit auf Seiten der sozialen Medien wie z.B. Facebook verbringen und dann beginnen, klassische Depressionssymptome zu zeigen.
Während die AAP dafür kritisierte wurde, dass ihre Behauptungen nicht angemessen belegt sind, lassen vorherige Forschungsergebnisse vermuten, dass Facebook-Nutzung mit einigen psychischen Problemen verbunden ist wie Depression, niedriger Selbstwert und Eifersucht.
Niedrige Stimmung und depressive Symptome scheinen mit der Facebook-Nutzung Hand in Hand zu gehen, doch einer der auslösenden Faktoren scheint dabei der soziale Vergleich zu sein.
Personen, die regelmäßig Facebook nutzen, sind dem glänzenden Imagefilm des Lebens von Freunden, Familie und Bekannten ausgesetzt. Die idealisierten Highlights der täglichen Existenz von Vergleichspersonen kann Gefühle von Neid auslösen und den verzerrten Glauben daran, dass andere glücklicher, aufregender und erfolgreicher leben.
Studien weisen darauf hin, dass manche Personen empfänglicher für die Entwicklung einer Depression sind, wenn sie die moderne Technik über längere Zeitperioden verwenden, oder können sich sogar innerlich von ihrem echten analogen Sozialleben oder dem Arbeitsumfeld entfernen.
Ein aktueller systematischer Überblick über die gesamte Literatur, die mit sozialen Medien und Depression verbunden ist, wurde durch die Lancaster University in England durchgeführt, um die Beziehung zwischen den beiden genauer zu untersuchen.
Die Ergebnisse waren gemischt, wobei 16 % der Studien eine Verbindung zwischen Aktivität in sozialen Onlinenetzwerken und Depression fanden, 6 % ergaben, dass soziale Netzwerke nicht ursächlich für Depression sind und im Gegenteil einen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit haben, und 13 % keine bedeutsame Verbindung fanden.
Diese Ergebnisse, die in der Zeitschrift Cyberpsychology, Behavior and Social Networking veröffentlicht wurde, gehen davon aus, dass die Beziehung zwischen sozialen Onlinenetzwerken und Depression komplex ist. Die Forscher schreiben, dass der soziale Vergleich Auslöser in den Fällen war, in denen es eine bedeutsame Verbindung zwischen sozialen Netzwerken und Depression gab. Denn der Vergleich mit anderen kann zu Grübeln oder übermäßigem Bedenken führen.
Wenn wir uns negativ mit anderen vergleichen während wir Facebook nutzen, kann man bewiesenermaßen Depression durch die Angewohnheit des Grübelns vorhersagen. Auch das Posten auf Facebook war aus dem gleichen Grund mit Depression verbunden. Zusätzlich sind die Häufigkeit, Qualität und er Typ der sozialen Netzwerkinteraktionen wichtige Einflussfaktoren.
Es gibt verschiedene Typen von Verhalten in sozialen Netzwerken, die es wahrscheinlicher machen, dass eine Person eine Facebook-Depression auslöst. Diese umfassen:
–         Wie besessen über die eigene virtuelle Identität sein und darüber wie sie von anderen wahrgenommen wird
–         Neid, der durch das Beobachten des Lebens der anderen ausgelöst wird
–         Akzeptieren von früheren Partnern als Facebook-Freunde
–         Häufiges Aktualisieren der eigenen Posts und exzessives Interagieren
–Â Â Â Â Â Â Â Â Â Negativer Vergleich mit anderen
Ein Vermeiden all dieser fünf Verhaltensweisen könnte dabei helfen, den Beginn einer Facebook-Depression zu verhindern. Nach den Autoren der Studie können auch das Geschlecht und die Persönlichkeit eine Rolle bei der Entwicklung der Depression spielen, denn Frauen und Personen mit einer neurotischen Persönlichkeit neigen zur Entwicklung einer Depression.
Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass manche Personen negative Erfahrungen im Umgang mit den sozialen Netzwerken machen, während andere positive machen. Sie fassen das so zusammen:
„Obwohl das Konzept der Facebook-Depression vereinfachend sein mag und die tausenden Faktoren, die diese Beziehung sowohl positiv als auch negativ beeinflussen, nicht in Betracht zieht und trotz der Begrenzungen, die in dieser Forschung identifiziert wurden, legen die Forschungsergebnisse nahe, dass für manche Personen soziale Onlinenetzwerke mit gesteigerten Symptomen von Depression einhergehen während für anderen die Aktivität wohltuend sein kann.“
Es wird auch darauf hingewiesen, dass Personen, die unter Depressionen leiden, auch von den online Plattformen profitieren könnten, wenn sie als Quelle sozialer Unterstützung erlebt werden.
Quelle:
http://www.medicalnewstoday.com/articles/314765.php
Rubrik: Depression, Medienkonsum, Mensch & Gruppe