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Aus der Reihe „Postnatale Depression (PND)“: Faktoren der Angst vor der Geburt bei Erstgebärenden

16. September 2015

Psychische Schwierigkeiten können wie in vorherigen Artikeln schon erwähnt über die Erkrankung an einer Depression hinausreichen. Interessant und wichtig ist es auch, sich mögliche Nöte und Ängste vor der Geburt – besonders bei Frauen, die ihr erstes Kind zur Welt bringen – anzusehen. Eine im Folgenden genauer beschriebene Studie untersucht die sozialen und psychologischen Signale, die auf eine Entwicklung von Angst vor der Geburt bei Frauen, die zum ersten Mal gebären, hinweisen.


Es wurden in den Jahren zwischen 1997 bis 2003 in Dänemark 30 480 gesunde Frauen, die ein erstes Kind erwarteten, untersucht. Dazu wurden zwei Interviews durchgeführt. Das erste fand in der 16. Schwangerschaftswoche statt. Dabei gaben die werdenden Mütter sozio-demographische Angaben wie beispielsweise Bildungsniveau, ob sie einen Partner haben, Rauch- und Alkoholkonsum, regelmäßigen Sport und gynäkologische Krankengeschichte an. Das zweite Interview fand in der 32. Schwangerschaftswoche statt. Dann wurden die Frauen dazu befragt, ob sie unter Ängsten oder depressiven Momenten während ihrer Schwangerschaft litten. Während beider Interviews fragte man die Frauen, ob sie die herannahende Geburt fürchteten.

Die Forscher fanden heraus, dass Angst vor der Geburt relativ konsistent durch die Schwangerschaft hindurch auftritt. Im ersten Interview berichteten von allen Frauen 7,6 % Angst vor der Geburt, im zweiten Interview 7,4 % aller Frauen. Nur 3,2 % gaben Angst vor der Geburt bei beiden Interviews an.

Soziale Faktoren, die die Entwicklung dieser Angst begünstigten waren: Fehlen eines sozialen Netzwerks, ein ungelernter Arbeitsplatz oder niedriges Bildungsniveau, Rauchen, junges Alter und Arbeitslosigkeit.
Schwangere, die unter Angststörungen leiden, haben ein fünffaches Risiko, Angst vor der Geburt zu entwickeln, und Schwangere, die unter depressiven Symptomen leiden ein doppelt so hohes Risiko.
Diese Studie ist eine der größten Studien dieser Art bis heute und wurde auf nationalem Level (Dänemark) durchgeführt.
Die Wissenschaftler raten zu einer therapeutischen Beratung für Frauen, die unter Angst vor der Geburt leiden, da diese Frauen eher dazu neigen, weniger soziale und psychologische Ressourcen zur Verfügung zu haben und deswegen ihre Angst und die Schwangerschaft im Allgemeinen schlechter zu bewältigen.

In der Studie wurde besonders auf den Unterschied zwischen Angst vor der Geburt und Angst vor den Schmerzen während der Geburt hingewiesen, da die erste eine psychologische Angst ist. Deswegen kann die Angst vor der Geburt nicht durch das Angebot einer Epidural-Injektion gelöst werden, da diese nur den körperlichen Schmerz der Frau lindert.
Dr. Maja Laursen von dem University Hospital of Copenhagen, die die Studienleiterin war, sagte: „Es ist allgemein bekannt, dass psychologisch vulnerable Frauen eher dazu neigen, Angst vor der Geburt zu entwickeln. Zusätzlich fanden wir, dass Frauen aus ungünstigeren sozialen Verhältnissen, niedrigerem Ausbildungsgrad und jungem Alter öfter Angst erlebten.

„Angst vor der Geburt wurde von manchen Frauen gleich zu Beginn der Schwangerschaft und währenddessen erlebt, bei anderen Frauen allerdings entwickelte sich die Angst erst später in der Schwangerschaft. Wir glauben, dass Behandler dies beachten sollten, wenn sie Screenings und Unterstützung für Frauen mit Angst vor der Geburt planen.

„Angst vor der Geburt hat mehr und mehr an Beachtung gewonnen, aber es gab keinen Zuwachs an Erstgebärenden mit Angst zwischen 1997 und 2003.“
Professor Philip Steer, Chefherausgeber der Zeitschrift BJOG (An International Journal of Obstetrics and Gynaecology), in der die Studie veröffentlich wurde, sagte: „Diese Studie ist interessant, weil sie zeigt wie die Angst vor der Geburt diese Frauen während ihrer Schwangerschaft beeinträchtigen kann. Diese Ängste sind nicht irrational und haben soziale und/oder psychologische Wurzeln. Wenn man weiß, welche Faktoren manche Frauen eher diese Angst entwickeln lassen, können Frauenärzte und Hebammen besser die Schwangeren identifizieren, die das größte Bedürfnis nach zusätzlicher Unterstützung haben.“

Quelle: http://www.medicalnewstoday.com/releases/96665.php

Rubrik: Allgemeines, Angst- & Panikstörung
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