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Kaffee macht munter – ein Mythos?

11. Juni 2010

Kaffee macht munter - ein MythosKaffee (und nicht Bier) ist das meistgetrunkene flüssige Genussmittel der Deutschen. Eine aktuelle Studie entlarvt nun die Wirkung des beliebten Muntermachers als reines Entzugsphänomen. Wir haben die Pressemitteilung der Universität zu der Studie von letzter Woche übersetzt, die eigentlich Koffein untersuchte, das unter anderem auch in Tee, Schokolade und Cola enthalten ist:

Die stimulierende Wirkung von Koffein könnte nichts weiter als eine Illusion sein. Denn eine neue Studie zeigt, dass die gewohnte morgendliche Tasse Kaffe in Wirklichkeit zu nichts Nutze ist.

Für die Studie testete das englisch-deutsche Forscherteam die Wirkung von Koffein oder einem Placebo an 379 Versuchspersonen, nachdem sie sechzehn Stunden lang kein Koffein zu sich genommen hatten. Die Tests zeigten kaum Unterschiede bei der Munterkeit der Versuchspersonen.

Die Studie, die online in Neuropsychopharmacology erschien, zeigt, dass regelmäßige Kaffeetrinker eine Toleranz gegenüber den Angst auslösenden und stimulierenden Wirkungen von Koffein entwickeln. Menschen, die regelmäßig Kaffee trinken, haben vielleicht das Gefühl, davon munter zu werden. Doch die Ergebnisse zeigen, dass dieser Eindruck in Wirklichkeit nur auf der Abnahme der Ermüdungserscheinungen bei akutem Koffeinentzug beruht. Und wenn man die Angst auslösenden und Blutdruck steigernden Effekte von Koffein berücksichtigt, hat der Kaffeetrinker netto gar keinen Nutzen.

Peter Rogers von der Abteilung Experimentelle Psychologie der University of Bristol in Großbritannien und erster Autor der Studie, sagt: „Unsere Untersuchung zeigt, dass Menschen vom Koffeinkonsum keinerlei Vorteile haben – obwohl wir das Gefühl haben, davon munter zu werden, stellt das Koffein lediglich den Normalzustand wieder her. Andererseits bedeutet Toleranz auch, obwohl Koffein Angstgefühle verstärken kann, tritt dieser Effekt bei den meisten Koffeinkonsumenten kaum zutage.”

Etwa die Hälfte der Versuchspersonen nahm für gewöhnlich kein oder wenig Koffein zu sich und die andere Hälfte mittel bis viel. Für die Tests erhielten die Versuchspersonen entweder Koffein oder ein Placebo. Vorher und nachher gaben sie an, wie ängstlich und wach sie sich fühlten, und wie stark ihre Kopfschmerzen waren. Außerdem machten sie verschiedene psychologische Tests am Computer, mit denen ihr Gedächtnis, ihre Aufmerksamkeit und ihre Wachsamkeit (Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum) gemessen wurden.

Die mittel/starken Koffeinkonsumenten, die das Placebo erhalten hatten, gaben an, sich müder zu fühlen und stärkere Kopfschmerzen zu haben, nicht jedoch die Versuchspersonen, die Koffein erhalten hatten. Aber nach der Koffeingabe waren starke Koffeinkonsumenten nicht wacher als geringe Koffeinkonsumenten, die Placebo erhalten hatten. Das zeigt, dass Koffein bei Kaffeetrinkern lediglich den „Normalzustand” wiederherstellt.

Außerdem stellten die Autoren fest, dass sich Menschen, die eine genetische Veranlagung zur Ängstlichkeit haben, dadurch nicht vom Kaffeetrinken abhalten lassen. Tatsächlich tranken Menschen mit der Genvariante für erhöhte Ängstlichkeit sogar etwas mehr Kaffee als Menschen ohne diese Genvariante, was darauf hindeutet, dass ein leichtes Angstgefühl mit zu der wohlig anregenden Wirkung von Kaffee gehören könnte.

Quellen:

University of Bristol, 2.6.10

Rogers et al. Neuropsychopharmacology, Juni 2010

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Rubrik: Angst- & Panikstörung, Leistungsfähigkeit, Sucht/Substanzmissbrauch
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