28. September 2017
Filme wie die beiden Oskar-nominierten „Memento“ (2000) oder „Still Alice – Mein Leben ohne Gestern“ (2014) können einem auf eindrückliche Weise vermitteln, wie die Funktionalität des eigenen Gedächtnisses mit einem Erleben von Identität zusammenhängt. Im ersten kämpft ein Mann, der aufgrund eines traumatischen Erlebnisses sowohl unter anterograder als auch unter retrograder Amnesie leidet, um die Rückgewinnung seiner Erinnerungen und damit seiner Identität und Ganzheit. Er ist nach dem traumatischen Erlebnis unfähig, Ereignisse, die er im Jetzt erlebt, länger als wenige Minuten zu speichern, und kann sich gleichzeitig an Ereignisse vor dem Trauma nicht erinnern. Somit wird er also Totalgefangener des aktuellen Moments. In dem anderen Film geht es um eine Universitätsdozentin, die am eigenen Leib erleben muss, wie sie langsam ihr Selbst und damit ihr Leben an die Krankheit Alzheimer verliert. Der folgende Artikel will darauf aufmerksam machen, dass Personen aus den verschiedensten Gründen, auch nicht somatischen, Einschränkungen ihres Gedächtnisses erleben können und notwendigerweise durch den hohen Leidensdruck Hilfestellungen brauchen:
23. November 2015
Bei der heutigen Diskussion um den Zeitpunkt des Kinderkriegens, wenn es z.B. darum geht, dass Frauen Karriere machen wollen, und das Alter der werdenden Eltern immer weiter nach hinten rutscht, ist es interessant zu sehen, welchen Einfluss dieser Faktor auf die Entwicklung der Kinder hat. Erste Studien werden veröffentlicht, die bestimmten eingeschränkten Altersgruppen und Effekten nachgehen. Eine dieser kürzlich veröffentlichten Studien aus Australien fand doch einen erst mal eher kontraintuitiven Zusammenhang: Nach dieser Studie, die von der Amerikanischen Psychologenvereinigung (APA) veröffentlicht wurde, entwickeln Töchter, aber nicht die Söhne, von Müttern, die ab einem Alter von 30 Jahren entbinden, als junge Erwachsene eher Depressionssymptome als die Töchter von jungen Müttern.
14. Mai 2015
Was ist eigentlich mit Meditation gemeint? Man verbindet den Begriff ja eher mit fern-östlich religiösen Praktiken z.B. im Buddhismus. In der westlichen modernen Psychotherapie jedoch werden nicht-religiöse meditative Techniken dazu verwendet, sich in Achtsamkeit zu üben. Was meint nun wieder Achtsamkeit? Während der Meditation versucht man, im Hier und Jetzt zu sein ohne seinen Gedanken nachzugehen, sich frei zu machen für den Moment, was letztlich zu Entspannung und Klarheit führt. Es ist vorstellbar, dass ein solcher Zustand Menschen mit hohem Grad an Belastungen und Nöten helfen kann, Stress abzubauen. Deswegen gibt es z.B. das vor 30 Jahren von einem Prof. für Psychotherapie (Jon Kabat-Zinn) entwickelte Programm MBSR (Mindfulness Based Stress Reduction/Achtsamkeitsbasierte Reduktion von Stress), das sich in begleitend zu Psychotherapie als hilfreich gezeigt hat. Dort lernt man in einem Kurs über 8 Wochen in täglicher Übung Achtsamkeit durch Meditation, Yoga und Beobachtungsübungen, bewusster mit der Psyche, dem Körper und der Umwelt umzugehen. Die im Folgenden übersetzte Studie widmet sich einem solchen Programm und berichtet die positiven Auswirkungen auf Patienten mit chronischen Nackenschmerzen.
21. November 2014
Die psychotherapeutische Versorgung von Personen im erwerbsfähigen Alter ist ungenügend. Nur etwa jede zehnte psychisch kranke Erwerbsperson (9,9 Prozent) erhält innerhalb eines Jahres eine Psychotherapie. Hingegen wird ein Viertel der Betroffenen (25,3 Prozent) mit Psychopharmaka behandelt. Dies ergaben Analysen für das Jahr 2012 im aktuellen Gesundheitsreport der BARMER GEK.
„Es kann nicht sein, dass psychisch kranke Menschen im erwerbsfähigen Alter so selten psychotherapeutisch behandelt werden, obwohl bei vielen psychischen Erkrankungen Psychotherapie nach wissenschaftlichen Erkenntnissen die Behandlungsmethode der Wahl ist und helfen kann, die Arbeitsfähigkeit wiederherzustellen“, kritisiert Prof. Dr. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK).
5. Juli 2013
Ein Workaholiker ist jemand, für den die Arbeit zur Sucht geworden ist. Das krankhafte Verhalten wird oft von Vorgesetzten noch verstärkt. Eine neue Studie hat die Zufriedenheit von Workaholikern am Arbeitsplatz untersucht. Für diese Untersuchung war der Begriff „Workaholiker“ weit gefasst als Leute, die „sehr hart arbeiten“. Wir haben die Pressemitteilung der Universität zu der Studie vom Mai übersetzt, die Managern Tipps für den Umgang mit arbeitswütigen Mitarbeitern gibt:
Workaholiker neigen zu Extremen. Einerseits sind sie hoch zufrieden mit ihrer Arbeit und äußerst kreativ. Andererseits sind sie aber oft auch sehr frustriert und erschöpft. Nun gibt eine neue Studie von Forschern der Florida State University praktische Ratschläge für Manager, wie man diesen Mitarbeitern helfen kann am Arbeitsplatz gesund und effektiv zu bleiben.
Wayne Hochwarter, Jim Moran Professor für Betriebswirtschaft am College of Business der Florida State University und sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Daniel Herrera untersuchten mehr als 400 Arbeitnehmer in qualifizierten Berufen und in der Verwaltung. Etwa sechzig Prozent dieser Arbeitnehmer hielten sich für Workaholiker, für die charakteristisch ist, dass sie „Schuldgefühle haben, wenn sie einen Tag frei nehmen.“
21. April 2013
Der Schaden für Unternehmen durch Mitarbeiter, die vor lauter Stress krank werden, beläuft sich jedes Jahr auf mehrere Milliarden Euro. Mind, eine gemeinnützige Stiftung in Großbritannien, hat untersuchen lassen, wie Arbeitnehmer und Arbeitgeber mit dem Thema „Stress“ auf der Arbeit umgehen. Wir haben die Presseerklärung zu der Studie vom März übersetzt, die ein Problem untersuchte, über das viele aus Angst um den Arbeitsplatz nicht offen reden:
Nach einer Untersuchung, die im Auftrag von Mind durchgeführt wurde, ist die Arbeit der größte Stressfaktor im Leben von Menschen. Jeder dritte Befragte (34 Prozent) gab an, dass er sein Berufsleben als sehr oder ziemlich stressig empfindet. Die Arbeit rangiert damit noch vor Schulden oder finanziellen Problemen (30 Prozent) oder der Gesundheit (17 Prozent).
Die Umfrage unter 2000 Menschen zeigte, dass Stress am Arbeitsplatz bei sieben Prozent der Befragten schon zu Selbstmordgedanken geführt hatte (sogar zehn Prozent bei 18- bis 24-Jährigen). Jeder Fünfte (18 Prozent) entwickelte Ängste. Oft war Stress der Grund dafür, dass Leute ihre Hilfe bei Alkohol und Drogen suchten. Drei von fünf Befragten (57 Prozent) gaben an, dass sie nach der Arbeit trinken, und einer von sieben (14 Prozent), dass er während des Arbeitstages trinkt, um den Stress und Druck am Arbeitsplatz aushalten zu können. Andere Bewältigungsmechanismen, die Leute benutzten, waren rauchen (28 Prozent), Antidepressiva nehmen (15 Prozent), rezeptfreie Schlafmittel (16 Prozent) und verschreibungspflichtige Schlaftabletten (10 Prozent).
24. Februar 2013
Psychischer Stress hat eine Fülle von negativen Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit. Er erhöht das Risiko für so verschiedene Krankheiten wie Schnupfen, Rückenschmerzen und Herzinfarkt. Eine neue Studie hat das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen durch chronischen Stress quantifiziert. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu der Studie vom Dezember übersetzt, die Stress mit anderen Risikofaktoren für die Herzgesundheit verglich:
Fühlen Sie sich gestresst? Eine neue Metaanalyse von sechs Studien an fast 120 000 Menschen zeigt, dass die Antwort auf diese Frage vorhersagen könnte, wie hoch Ihr Risiko ist koronare Herzkrankheit (KHK) zu entwickeln oder daran zu sterben. Die Ergebnisse der Studie unter Leitung von Forschern des Columbia University Medical Centers (CUMC) in den USA wurden vor Kurzem im American Journal of Cardiology veröffentlicht.
Die sechs großen Studien, die in der Metaanalyse statistisch neu ausgewertet wurden, waren sogenannte „prospektive, beobachtende Kohortenstudien“, in denen die Teilnehmer gefragt wurden, wie gestresst sie sich fühlten (zum Beispiel: “Wie sehr fühlen Sie sich unter Stress?” oder „Wie oft fühlen Sie sich gestresst“). Die Antworten wurden als hoch oder niedrig gewertet. Dann beobachteten die Forscher die Teilnehmer für im Durchschnitt vierzehn Jahre und verglichen die Anzahl der Herzinfarkte und Todesfälle durch KHK in beiden Gruppen. Die Ergebnisse zeigten, dass Menschen, die sich sehr gestresst fühlen, ein um 27 Prozent erhöhtes Risiko haben KHK zu entwickeln (definiert als eine neue Diagnose oder ein Krankenhausaufenthalt) oder an KHK zu sterben.
9. Februar 2013
In unserer modernen Gesellschaft gibt es immer mehr einsame Menschen. Man schätzt, dass heute jeder achte Amerikaner keinen eng vertrauten Menschen hat, mit dem er wichtige Dinge durchsprechen kann. Eine aktuelle Studie hat Auswirkungen untersucht, die die Einsamkeit auf die körperliche Gesundheit haben kann. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu der Studie von Ende Januar übersetzt, die sich auf das Immunsystem einsamer Menschen konzentrierte:
Eine neue Untersuchung zeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Gefühl der Einsamkeit und einer gestörten Immunantwort gibt. Das heißt, wenn ein Mensch einsam ist, könnte seine Gesundheit insgesamt Schaden nehmen.
Die Forscher konnten zeigen, dass einsame Menschen Anzeichen für eine latente Reaktivierung des Herpesvirus hatten. Wenn solche Menschen akutem Stress ausgesetzt wurden, produzierten sie mehr Entzündungsproteine als Menschen, die sozial besser integriert waren.
Diese Proteine signalisieren das Vorhandensein einer Entzündungsreaktion. Chronische Entzündungen spielen bei vielen Erkrankungen eine Rolle, darunter Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes Typ 2, Arthritis und Alzheimer, aber auch bei Gebrechlichkeit und körperlichem Verfall im Alter.
10. September 2012
Herzinfarkt gilt als typische Männerkrankheit. Tatsächlich sterben aber mehr Frauen als Männer an einem Herzinfarkt. Eine aktuelle Studie hat Stress, neben Rauchen der wichtigste Risikofaktor für Herzinfarkt, untersucht. Wir haben eine kurze Presseerklärung des Herausgebers der Studie vom Juli übersetzt, die sich auf Stress am Arbeitsplatz konzentrierte:
Wenn Frauen viel Stress auf der Arbeit haben, ist ihr Risiko einen Herzinfarkt zu erleiden 67 Prozent höher und ihr Risiko irgendeine ernste Herzkreislauf-Erkrankung zu entwickeln 38 Prozent höher als bei Frauen mit einem weniger stressigen Job. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die jetzt in dem frei zugänglichen Journal PLoS ONE veröffentlicht wurde.
Das Forscherteam unter Leitung von Dr. Michelle A. Albert vom Brigham and Women’s Hospital und der Harvard Medical School in Boston fand keinen Zusammenhang zwischen Jobunsicherheit und dem Langzeitrisiko für Herzkreislauf-Erkrankungen.
20. August 2012
Dem Yoga werden eine ganze Reihe von gesundheitsfördernden Wirkungen auf Körper und Geist zugeschrieben. Wissenschaftlich erwiesen ist aber das Wenigste davon, zum Teil weil sich viele dieser Wirkungen nur schwer objektiv messen lassen. Nun hat eine neue Studie Yogameditation als Hilfe bei chronischem Stress untersucht und seine Wirkung auf das Immunsystem durch Bluttests gemessen. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu der Studie von Ende Juli übersetzt, die eine Form des Yogas untersuchte, die leicht zu erlernen ist:
Vor sechs Monaten veröffentlichten Forscher von der University of California – Los Angeles (UCLA) eine Studie, in der sie zeigten, dass eine bestimmte Art von Yogaübungen, die täglich als eine kurze und einfache Meditation praktiziert wird, den Stress bei Menschen abbaut, die sich um Patienten mit Alzheimer und Demenz kümmern. Nun wissen sie warum.
Wie schon berichtet, hemmt eine bestimmte Art der Yogameditation, bei der Versuchspersonen acht Wochen jeden Tag nur zwölf Minuten lang chanten (ein Mantra vor sich hinsingen), die biologischen Mechanismen, die für Entzündungsreaktionen des Immunsystems verantwortlich sind. Wenn solche Entzündungsmechanismen ständig aktiviert sind, kann das zu einer Vielzahl von chronischen Erkrankungen beitragen.