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Schadet Einsamkeit der Gesundheit eines Menschen?

9. Februar 2013

Ist Beliebtheit genetisch sIn unserer modernen Gesellschaft gibt es immer mehr einsame Menschen. Man schätzt, dass heute jeder achte Amerikaner keinen eng vertrauten Menschen hat, mit dem er wichtige Dinge durchsprechen kann. Eine aktuelle Studie hat Auswirkungen untersucht, die die Einsamkeit auf die körperliche Gesundheit haben kann. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu der Studie von Ende Januar übersetzt, die sich auf das Immunsystem einsamer Menschen konzentrierte:

Eine neue Untersuchung zeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Gefühl der Einsamkeit und einer gestörten Immunantwort gibt. Das heißt, wenn ein Mensch einsam ist, könnte seine Gesundheit insgesamt Schaden nehmen.

Die Forscher konnten zeigen, dass einsame Menschen Anzeichen für eine latente Reaktivierung des Herpesvirus hatten. Wenn solche Menschen akutem Stress ausgesetzt wurden, produzierten sie mehr Entzündungsproteine als Menschen, die sozial besser integriert waren.

Diese Proteine signalisieren das Vorhandensein einer Entzündungsreaktion. Chronische Entzündungen spielen bei vielen Erkrankungen eine Rolle, darunter Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes Typ 2, Arthritis und Alzheimer, aber auch bei Gebrechlichkeit und körperlichem Verfall im Alter.

Man weiß, dass ein Zusammenhang zwischen der Reaktivierung latenter Herpesviren und Stress besteht. Das deutet darauf hin, dass Einsamkeit als ein chronischer Stressfaktor wirkt, der eine funktionsgestörte Immunantwort auslöst.

„Frühere Forschungsarbeiten haben klar gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen schlechten Beziehungen und einer Reihe von Gesundheitsproblemen gibt, zum Beispiel einer verkürzten Lebenserwartung und den verschiedensten anderen schweren Erkrankungen. Und Menschen, die sich einsam fühlen, sind ganz offenbar der Meinung, dass ihre Beziehungen nicht gut sind“, sagt Lisa Jaremka, ein Postdoctoral Fellow am Institute for Behavioral Medicine Research der Ohio State University und erste Autorin der Studie.

„Diese Art von Untersuchungen ist wichtig, damit wir verstehen, wie sich Einsamkeit und menschliche Beziehungen ganz allgemein auf die Gesundheit auswirken. Je besser wir diesen Prozess verstehen, desto größer sind die Chancen etwas gegen diese negativen Auswirkungen unternehmen zu können – vielleicht sogar zu intervenieren. Wenn wir die physiologischen Prozesse nicht kennen, wie sollten wir etwas daran ändern?“

Für ihre Studie verglichen die Forscher zwei Gruppen von Testpersonen: gesunde Frauen mittleren Alters, die Übergewicht hatten, und Frauen, die eine Brustkrebserkrankung überlebt hatten. Für alle ihre Untersuchungen quantifizierten die Forscher Einsamkeit mit der „UCLA Loneliness Scale“, einem Fragebogen, der testet, ob sich ein Mensch sozial isoliert und einsam fühlt.

Jaremka wird die Ergebnisse der Untersuchung am 19. Januar auf der Jahrestagung der Society for Personality and Social Psychology in New Orleans vorstellen.

Zuerst wollten die Forscher eine Momentaufnahme davon machen, wie sich das Immunsystem eines einsamen Menschen verhält, indem sie den Blutspiegel von Antikörpern bestimmten, die gebildet werden, wenn Herpesviren reaktiviert werden.

Die Teilnehmerinnen waren 200 Frauen, die zwei Monate bis drei Jahre zuvor eine Brustkrebsbehandlung beendet hatten und im Durchschnitt 51 Jahre alt waren. Ihr Blut wurde auf Antikörper gegen Epstein-Barr-Virus und Cytomegalovirus untersucht.

Diese beiden Viren sind Herpesviren, mit denen die meisten Amerikaner infiziert sind. Etwa die Hälfte dieser Infektionen verläuft ohne Symptome. Aber wenn jemand erst einmal infiziert ist, bleiben die Viren in einem inaktiven Zustand im Körper. Wenn sie reaktiviert werden, steigt der Antikörperspiegel (oder Titer), was oft wieder keine Symptome verursacht, aber auf Probleme bei der Regulation der zellulären Immunantwort hindeutet.

Bei einsamen Teilnehmerinnen waren die Antikörperspiegel gegen Cytomegalovirus höher als bei nicht einsamen. Dieser erhöhte Antikörperspiegel war mit vermehrten Symptomen für Schmerzen, Depressionen und Ermüdung verbunden. Beim Antikörperspiegel gegen Epstein-Barr-Virus wurde kein Unterschied beobachtet. Das könnte daran liegen, dass die Reaktivierung dieses Virus altersabhängig ist und viele dieser Teilnehmerinnen etwas älter waren. Das heißt, ein Zusammenhang zwischen Reaktivierung und Einsamkeit wäre schwieriger nachzuweisen gewesen, sagt Jaremka.

Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass Stress die Reaktivierung dieser Viren fördern kann, was auch die Antikörpertiter erhöht.

„Dieselben Prozesse, die an Stress und der Reaktivierung dieser Viren beteiligt sind, spielen wahrscheinlich auch bei der Einsamkeit eine Rolle“, sagt Jaremka. „Manche vertreten die Meinung, dass Einsamkeit in vieler Hinsicht als ein chronischer Stressfaktor zu betrachten ist – eine schmerzliche soziale Situation, die sehr lange andauern kann.“

In einer zweiten Reihe von Untersuchungen wollten die Wissenschaftler herausfinden, wie sich Einsamkeit auf die Produktion bestimmter entzündungsfördernder Proteine (sogenannter Zytokine) auswirkt, die der Körper als Reaktion auf Stress bildet. Diese Untersuchungen wurden an 144 Frauen aus derselben Gruppe von Teilnehmerinnen durchgeführt, die eine Brustkrebserkrankung überlebt hatten, und an 134 übergewichtigen Frauen im mittleren Alter oder älter, die keine größeren Gesundheitsprobleme hatten.

Vor Beginn der Untersuchungen wurden von allen Teilnehmerinnen Blutproben entnommen. Dann wurden sie Stress ausgesetzt – sie sollten aus dem Stehgreif eine fünfminütige Rede halten und eine Kopfrechenaufgabe vor einer dreiköpfigen Jury und laufender Videokamera vorrechnen. Dann stimulierten die Forscher das Immunsystem der Teilnehmerinnen mit Lipopolysaccharid, einer Substanz, die auf der Zellwand von Bakterien zu finden ist, und die bekanntlich eine Immunantwort stimuliert.

In beiden Gruppen reagierten diejenigen Teilnehmerinnen, die sich am einsamsten fühlten, auf akuten Stress mit einem deutlich höheren Spiegel des Zytokins Interleukin 6 (IL-6) als Teilnehmerinnen, die besser sozial integriert waren. Der Spiegel eines anderen Zytokins (Tumor Necrosis Factor alpha) stieg bei einsamen Teilnehmerinnen ebenfalls stärker an als bei nicht einsamen. Aber statistisch signifikant waren diese Ergebnisse nur in einer Studiengruppe, den gesunden Erwachsenen.

In der Untersuchung an Frauen, die eine Brustkrebserkrankung überlebt hatten, testeten die Forscher auch den Spiegel des Zytokins Interleukin-1-beta und zeigten, dass er bei einsamen Teilnehmerinnen ebenfalls erhöht war.

An diesen Ergebnissen änderte sich nichts, nachdem die Wissenschaftler Kontrollen für eine Reihe von Faktoren wie Schlafqualität, Alter und allgemeine Gesundheit gemacht hatten.

„Wir beobachteten übereinstimmend in beiden Untersuchungen, dass einsame Menschen höhere Werte für Entzündungsreaktionen hatten als weniger einsame“, sagt Jaremka.

„Es ist aber auch wichtig auf die andere Seite hinzuweisen, nämlich dass Menschen, die sich sozial gut integriert fühlen, bessere Ergebnisse haben“, sagt sie.

Quelle:

Ohio State University, 19. Jan 2013

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Rubrik: Burnout/Stress, Mensch & Gruppe
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