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Wie hängen Stressanfälligkeit und Depressionen zusammen?

24. Mai 2011

Hängen Depressionen im Jugendalter mit ADHS zusammenSeit gut zwanzig Jahren sind keine Antidepressiva auf den Markt gekommen, die nach einem neuen Wirkungsmechanismus funktionieren. Doch die Effektivität und Verträglichkeit der gängigen Medikamente lässt zu wünschen übrig. Nun haben Forscher ein neues Gen entdeckt, das an der Entstehung von Depressionen beteiligt ist. Wir haben die Presseerklärung des Herausgebers der Studie von Ende April übersetzt, die helfen könnte effektivere Antidepressiva zu entwickeln, die über einen neuen Mechanismus wirken:

Eine aktuelle Studie beschreibt ein neues Gen, das mit klinischen Depressionen assoziiert ist. Die Untersuchung, die von Cell Press in der Aprilausgabe des Journals Neuron publiziert wird, zeigt, dass es einen bis jetzt unbekannten Mechanismus für klinische Depressionen gibt, und könnte den Weg für zukünftige Behandlungsstrategien für diese ernste Stimmungsstörung weisen.

Klinische Depressionen sind eine psychische Erkrankung, die zu erheblichen Produktivitätsverlusten im Arbeitsleben führt und manche Patienten bis zum Selbstmord treiben kann. „Die heutigen Medikamente sind für die Behandlung von klinischen Depressionen unverzichtbar, aber ihre klinische Wirksamkeit ist immer noch unbefriedigend, weil viele Patienten nicht auf sie ansprechen und unerwünschte Nebenwirkungen häufig sind“, erklärt der erste Autor der Studie Dr. Martin A. Kohli vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München. „Die Identifikation von Mechanismen, die Depressionen verursachen, dient der Entwicklung besserer Antidepressiva.“

Wahrscheinlich trägt eine Kombination von genetischen und Umweltfaktoren zu einem erhöhten Risiko für klinische Depressionen bei. Aber die Identifikation von Genen, die das Krankheitsrisiko erhöhen, gestaltet sich schwierig, weil die Genetik komplex ist und viele verschiedene Umweltfaktoren mit der Krankheit assoziiert sind. Dr. Kohli und seine Mitarbeiter suchten im gesamten Genom systematisch nach möglichen genetischen Assoziationen, indem sie Patienten mit einer Diagnose von klinischen Depressionen und passende Kontrollpersonen ohne eine Vorgeschichte von psychischen Erkrankungen miteinander verglichen. So identifizierten sie SLC6A15, ein neues Gen, das mit einer Anfälligkeit für klinische Depressionen assoziiert ist. Es kodiert für ein Protein, das bestimmte Aminosäuren in Nervenzellen transportiert. Die Ergebnisse beruhen auf einer umfassenden Untersuchung der Daten von mehr als 15 000 Personen.

Weiter untersuchten die Forscher die funktionelle Relevanz der genetischen Assoziation zwischen SLC6A15 und klinischen Depressionen. Die Ergebnisse zeigten, dass selbst gesunde Testpersonen mit bestimmten Varianten des SLC6A15-Gens, die das Depressionsrisiko erhöhen, eine verminderte Aktivität des Gens im Hippocampus haben, einer Gehirnregion, die an klinischen Depressionen beteiligt ist. Außerdem zeigten Gehirnscans von Patienten, dass Träger der genetischen Risikovarianten, die schon einmal an klinischen Depressionen erkrankt waren, eine kleinere Hippocampus-Region hatten. Schließlich war die Aktivität des SLC6A15-Gens im Hippocampus von Labormäusen vermindert, die besonders anfällig für chronischen sozialen Stress, einen erwiesenen Risikofaktor für Depressionen sind.

Die Autoren meinen, dass eine verminderte Aktivität des SLC6A15-Gens zu einer Störung von neuronalen Schaltkreisen führen könnte, die etwas mit der Anfälligkeit für klinische Depressionen zu tun haben. „Unsere Ergebnisse sprechen für die These, dass eine verminderte Aktivität des SLC6A15-Gens, besonders im Hippocampus, die Anfälligkeit eines Menschen für Stress erhöhen könnte, indem sie die neuronale Integrität und Übertragung von aktivierenden Nervensignalen in dieser entscheidenden Gehirnregion verändert“, sagt Dr. Elisabeth B. Binder, die Leiterin der Studie. „Da es möglich zu sein scheint, die Aktivität von SLC6A15 gezielt mit Medikamenten zu beeinflussen, könnten unsere Ergebnisse den Anstoß für die Entwicklung einer neuen Klasse von Antidepressiva geben.“

Quellen:

EurekAlert!, 27. April 2011

Kohli et al. Neuron, April 2011

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Rubrik: Burnout/Stress, Depression, Hirnforschung
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