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Welche Rolle spielen Lebenserfahrungen bei Ängsten und Depressionen?

3. November 2011

Warum verbessern sich im Alter Freundschaften und BeziehungenOb Hochzeit oder Beerdigung – auch nach sehr emotionalen Ereignissen kehrt der Mensch immer wieder zu einem emotionalen Ausgangspunkt zurück, der für jeden Menschen typisch ist. Eine aktuelle Studie hat untersucht, ob dieser individuelle Normalzustand angeboren ist oder erworben wird. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu der Studie von Anfang Oktober übersetzt, die demnächst in dem Fachjournal Psychological Science erscheinen wird:

Unsere Lebenserfahrungen – die Höhen und Tiefen und alles dazwischen – formen uns, sie begleiten uns und beeinflussen unseren emotionalen Grundzustand als Erwachsene. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie unter Leitung von Forschern der Virginia Commonwealth University (VCU) in den USA.

Die Studie zeigt, dass außer unseren Genen auch unsere Lebenserfahrungen einen wichtigen Einfluss auf unsere Neigung zu Ängsten und Depressionen haben.

„Wir leben heute in einer Zeit, in der die Bedeutung von Genen für dieses und jenes Merkmal betont wird. Aber es wichtig sich zu vergegenwärtigen, dass Erfahrungen mit unserer Umwelt auch einen wichtigen Betrag dazu leisten, wer wir als Menschen sind“, sagt der Leiter der Studie Dr. Kenneth Kendler, Direktor des Virginia Institutes für Psychiatrische und Verhaltensgenetik an der VCU.

„Als ich groß wurde, sagten wir, wenn von der Bedeutung einer guten Ernährung die Rede war: ,Der Mensch ist, was er isst.’ Die Ergebnisse dieser Studie zeigen aber, wie sehr ,Der Mensch ist, was er erlebt hat.’ Das heißt, Ihre Lebensgeschichte begleitet Sie und beeinflusst Ihr Leben ähnlich wie ein Lebenslauf eine Karriere, im Guten wie im Schlechten“, sagt er.

Kendler, Professor für Psychiatrie und Human- und Molekulargenetik an der School of Medicine der VCU, und ein internationales Team von Forschern der VCU und anderer Universitäten analysierten neun Datensätze von mehr als 12000 eineiigen Zwillingen, die im Laufe ihres Lebens Symptome von Depressionen und/oder Ängsten hatten.

Studien an eineiigen Zwillingen ermöglichen es Forschern Paare von Menschen zu untersuchen, die mit einem identischen genetischen Make-up und in das gleiche Familienumfeld geboren wurden. Ihre Umwelt kann sich später ändern, wenn sie älter werden und beginnen unterschiedliche Entscheidungen zu treffen, sodass sie sich auseinanderentwickeln und andere Lebensstile, Ernährungsgewohnheiten oder Freunde haben.

Die Teilnehmer aller Studien machten über einen Zeitraum von jeweils fünf bis sechs Jahren Angaben, aus denen Rückschlüsse auf ihre Symptome von Ängsten und Depressionen möglich waren. Die Teilnehmer waren unterschiedlich alt und hatten an amerikanischen und europäischen Bevölkerungsstudien teilgenommen.

Laut Kendler benutzten die Forscher statistische Modelle, die sein Kollege Dr. Charles Gardner, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Psychiatrie der VCU, entwickelt hatte, um zu untersuchen, wie sich die individuellen Unterschiede bei den einzelnen Zwillingspaaren im Laufe der Zeit veränderten. Das Team beobachte, dass sich angefangen von der Kindheit die vorhergesagte Ausprägung der Angst- und Depressionssymptome immer mehr auseinanderentwickelte, je älter die Zwillinge wurden. Ab dem Alter von etwa 60 Jahren aber entwickelten sie sich nicht mehr weiter auseinander. Außerdem stellten sie fest, dass Erfahrungen mit der Umwelt ab dem mittleren Erwachsenenalter eine wichtige Rolle bei stabilen und vorhersagbaren interindividuellen Unterschieden beim Grad von Ängsten und Depressionen spielen.

Quelle:

VCU News, 5. Okt 2011

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Rubrik: Angst- & Panikstörung, Depression
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