Kann Mobbing unter Schülern zu Langzeitschäden führen?
Viele Kinder machen in der Schule Erfahrungen mit Mobbing. Die meisten überstehen es unbeschadet, aber nicht jeder. Eine neue Studie hat untersucht, zu welchen gesundheitlichen Schäden Mobbing bei Kindern führen kann und wie hoch das Risiko ist. Wir haben einen Presseartikel über die Studie vom Februar übersetzt, die zeigt, dass bei manchen Schülern die Auswirkungen von Mobbing bis ins Erwachsenenalter reichen können:
Kinder, die in der Schule gemobbt werden, haben ein erhöhtes Risiko Angststörungen und Depressionen zu entwickeln, wenn sie erwachsen werden. Das zeigt eine neue Studie, die jetzt in dem Fachjournal JAMA Psychiatry veröffentlicht wurde.
Nach der Studie ist Mobbing unter Schülern (auch Bullying genannt) nicht einfach ein harmloser Teil des „Erwachsenwerdens“, weil es bei Opfern und Tätern auch zu ernsten gesundheitlichen Schäden führen kann, darunter Depressionen, körperliche Gesundheitsprobleme, Verhaltensstörungen, emotionale Schwierigkeiten, Symptome von Psychosen und Motivationsverlust.
Die Forscher unter Leitung von Dr. William E. Copeland vom Medical Center der Duke University in den USA untersuchten, wie weitreichend die Folgen sind, die Mobbing in der Schule im späteren Leben haben kann – sowohl bei Opfern als auch bei Tätern. Sie wollten wissen, ob es möglich ist auf diese Weise psychiatrische Probleme im Erwachsenenalter vorherzusagen.
An der Studie nahmen insgesamt 1 420 Schüler teil, die ab dem Alter von neun Jahren regelmäßig untersucht wurden bis sie sechzehn waren. Die Forscher teilten sie in vier Gruppen ein: Täter, Opfer, Schüler, die beides waren oder keines von beidem.
Die Autoren schreiben:
„Bullying ist nicht einfach ein harmloser Ritus unter Heranwachsenden oder ein unvermeidlicher Teil des Erwachsenwerdens. Opfer von Bullying haben ein erhöhtes Risiko im Erwachsenenalter emotionale Störungen zu entwickeln. Das Risiko für Täter/Opfer ist am höchsten. Sie haben am häufigsten Selbstmordgedanken oder -pläne. Diese Probleme bringen erhebliche emotionale Belastungen und finanzielle Kosten für die Gesellschaft mit sich.“
Die Ergebnisse zeigten, dass Opfer, aber auch Täter/Opfer, als Erwachsene häufiger psychische Erkrankungen und finanzielle Schwierigkeiten in der Familie hatten. Auch im Kindesalter litten sie häufiger unter psychische Erkrankungen.
Nachdem die Autoren Kontrollen für finanzielle Notlagen in der Familie und psychische Probleme in der Kindheit gemacht hatten, zeigten die Daten, dass Platzangst, generalisierte Angststörungen und Panikstörungen bei Opfern von Mobbing gehäuft auftreten. Außerdem hatten Täter/Opfer ein hohes Risiko für Depressionen, Panikstörungen und Selbstmordneigungen. Täter hatten ein erhöhtes Risiko nur für antisoziale Persönlichkeitsstörungen.
Die Autoren kommen zu dem Schluss:
„Für medizinisches Fachpersonal und Mitarbeiter von Schulen ist es leicht Bullying festzustellen und zu überwachen, und es gibt effektive Maßnahmen, mit denen man Schikanen eindämmen kann. Solche Maßnahmen sollten Fälle menschlichen Leidens seltener machen, langfristig Gesundheitskosten reduzieren und Kindern eine sicherere Umgebung bieten, in der sie aufwachsen können.“
Man sollte darauf hinweisen, dass Teens, die unter Depressionen leiden, ein erhöhtes Risiko haben in der Schule gemobbt zu werden, weil es ihnen schwerer fällt Freundschaften schließen. Das könnte bedeuten, dass manche Jugendliche eher zu Opfern werden, weil sie bereits unter psychischen Problemen leiden.
Quellen:
Medical News Today, 21. Feb 2013
Copeland et al. JAMA Psychiatry, Feb 2013
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Rubrik: Angst- & Panikstörung, Depression, Kinder & Jugendliche
Tags: Aggression, Entwicklung, Mobbing, Risikofaktor, Schule