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Hat die Konjunktur einen Einfluss auf die Gesundheit von Arbeitnehmern?

30. März 2012

men-doctor-s-sVieles in der Wirtschaft wie Börsenkurse oder Konjunkturaussichten hat mit Psychologie zu tun. Eine aktuelle Studie hat einen Aspekt dieses Zusammenhangs untersucht, nämlich ob sich die letzte Rezession auf die psychische und physische Gesundheit von Arbeitnehmern ausgewirkt hat. Wir haben einen Presseartikel über die Studie von Ende Februar übersetzt, die britische Beamte untersuchte:

Jeder vierte Arbeitnehmer hat während einer Rezession das Gefühl, dass ihn seine Arbeit mehr stresst. Insgesamt nimmt der Stress für Arbeitnehmer um 40 Prozent zu. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die Forscher der University of Nottingham und der University of Ulster durchgeführt haben. Weiter stellten die Forscher fest, dass die Anzahl der Arbeitnehmer, die wegen Stress auf der Arbeit krankgeschrieben werden, um 25 Prozent steigt. Die Anzahl verlorener Arbeitstage nahm durch den erhöhten Stress während einer Wirtschaftskrise um insgesamt mehr als ein Drittel zu. Die Studie wurde heute in dem wissenschaftlichen Fachjournal Occupational Medicine veröffentlicht.

Die Ergebnisse sollten ein Warnsignal für Arbeitnehmer und Arbeitgeber sein in einer Zeit, in der manche Fachleute der britischen Wirtschaft eine erneute Rezession vorhersagen. Die Society of Occupational Medicine rät Firmen ihren betriebsärztlichen Service zu nutzen, wenn sie keine langfristigen Produktivitätseinbußen riskieren wollen.

Dr. Henry Goodall, Präsident der Society of Occupational Medicine, erläutert:

„Das Angebot des betriebsärztlichen Service ist noch wichtiger in Zeiten einer Rezession, denn Spezialisten können helfen mit dem Stress zurechtzukommen, der durch eine steigende Arbeitsbelastung, organisatorische Veränderungen und Jobunsicherheit verursacht wird. Wir können Betrieben helfen, die überlegen, wie sie mit Stress umgehen und die Arbeitsumgebung ihrer Arbeitnehmer verbessern können.“

Die Forscher verglichen die Ergebnisse zweier Umfragen unter Zehntausenden von Beamten in Nordirland. Die erste wurde 2005 (vor der Rezession) durchgeführt und die zweite 2009, als die Wirtschaft schwer angeschlagen war.

Die Forscher untersuchten Beamte der untersten Besoldungsgruppen und befragten sie nach den Arbeitsanforderungen, die Manager an sie stellten, der Kontrolle, die sie selbst über ihre Arbeit hatten, und wie viel Druck sie auf der Arbeit ausgesetzt waren. Weiter quantifizierte das Team, wie gestresst sich die Arbeitnehmer auf ihrer Arbeit fühlten, und wie viele Tage sie wegen Stress auf der Arbeit krankgeschrieben waren. Die Ergebnisse der Studie zeigen, wie wichtig es ist sich um die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden von Arbeitnehmern während einer Rezession zu kümmern.

Der erste Autor der Studie, Jonathan Houdmont, sagt:

„Wir hatten Glück, dass wir die Daten einer Umfrage unter Mitarbeitern aus einer Zeit hatten, bevor die ersten Anzeichen einer beginnenden Rezession zu erkennen waren, und dann vier Jahre später auf dem Höhepunkt der Rezession. Die deutlichen Unterschiede zwischen den Antworten, die zu beiden Zeitpunkten gegeben wurden, zeigen klar, dass nationale Wirtschaftskrisen weitreichende Folgen für die Gesundheit von Mitarbeitern und ihre Arbeitsleistung haben können.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Firmen, die versuchen in wirtschaftlich kargen Zeiten Stress auf der Arbeit zu reduzieren, wahrscheinlich weniger Fehlzeiten bei Mitarbeitern und eine höhere Produktivität haben.“

Ein Unternehmen, das die Problematik erkannt und auf diesem Gebiet die Initiative ergriffen hat, ist British Telecom (BT). Catherine Kilfedder, Gesundheitsberaterin der BT-Gruppe, erklärt:

„BT bietet seinen Mitarbeitern und ihren Familien jede Menge Informationen und Unterstützung bei vielen Aspekten der Gesundheit und des Wohlbefindens, auch bei den Auswirkungen der Rezession und Stress. Als die Rezession begann, haben wir in Partnerschaft mit Relate [ein unabhängiger, kostenloser Beratungsdienst] zusätzliche Hilfen für Mitarbeiter in ganz Großbritannien angeboten, und zwar in Form eines vertraulichen Internet-Chats mit Beratern. Wir entwickeln unsere Hilfsangebote weiter und werben für sie in diesen schweren Zeiten.“

Die häufigsten Gründe für lange andauernde Krankschreibungen sind Ängste und Depressionen. Das leitende Management kann eine entscheidende Rolle dabei spielen Menschen die Rückkehr zur Arbeit zu erleichtern, indem es in den betriebsärztlichen Service investiert. Denn eine Investition in den betriebsärztlichen Service wird nicht nur die Leistung einzelner Mitarbeiter und der Organisation als Ganzes verbessern, sie wird auch die Kosten senken, die durch Krankentage entstehen.

Betriebsärzte und –krankenschwestern sind dafür ausgebildet abzuschätzen, ob ein Mensch in der Lage ist seinen Job zu machen oder nicht. Indem sie die Natur der Arbeit und die spezifischen Aufgaben verstehen, die ein Mitarbeiter hat, können sie Arbeitgebern helfen Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die Mitarbeiter davon abhalten, zur Arbeit zurückzukehren.

Der betriebsärztliche Service kann den Kontext untersuchen, in dem ein Mensch krank geworden ist, und einen ganzheitlichen Ansatz bieten, was ein Hausarzt in einem siebenminütigen Gespräch nur schwer kann.

Nach Dr. Goodall ist eine effektive Kommunikation genauso entscheidend wie ein gutes betriebsärztliches Angebot.

„Wenn die Rezession zuschlägt, muss das Management die Initiative ergreifen und Mitarbeiter wissen lassen, was vor sich geht, sodass alle Unsicherheiten beseitigt werden. Wenn Leute Sorgen um ihre Jobsicherheit haben, können sie manchmal Signale überinterpretieren und irrationale Ansichten haben. Klare und rechtzeitige Kommunikation ist entscheidend.“

Quellen:

Medical News Today, 21. Feb 2012

Houdmont et al. Occupational Medicine, März 2012

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Rubrik: Burnout/Stress, Leistungsfähigkeit, Mensch & Gruppe
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