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Wie kann man Schmerzen effektiv lindern, aber ohne Medikamente?

12. Februar 2012

men-doctor-s-sDer Placeboeffekt wird oft belächelt, könnte aber einer der wirkungsvollsten Mechanismen in der Medizin sein. Viel ist allerdings nicht darüber bekannt, wie er eigentlich funktioniert. Eine aktuelle Studie hat die Rolle der Ablenkung beim Placeboeffekt untersucht. Wir haben eine Pressemitteilung des Herausgebers der Studie von Anfang Februar übersetzt, die zeigt, wie sich der Placeboeffekt ganz einfach verstärken lässt:

Placebos lindern Schmerzen, indem sie bei Patienten die Erwartung erzeugen, dass der Schmerz nachlässt. Ablenkung – sagen wir ein Puzzle machen – lindert Schmerzen, indem sie das Gehirn beschäftig. Aber benutzen beide die gleichen Gehirnprozesse? Neuroimaging scheint zu zeigen, dass es die gleichen sind. Wenn sie ein Placebo verabreichen, können Wissenschaftler sehen, wie der dorsolaterale präfrontale Cortex aktiviert wird. Dieser Teil des Gehirns kontrolliert höhere geistige Funktionen wie das Arbeitsgedächtnis und die Aufmerksamkeit – die benutzt werden, um das ablenkende Puzzle zu machen.

Nun stellt eine neue Studie die Theorie infrage, dass der Placeboeffekt eine höhere geistige Funktion ist. Die Autoren – Jason T. Buhle, Bradford L. Stevens und Jonathan J. Friedman von der Columbia University und Tor D. Wager von der University of Colorado Boulder in den USA – linderten Schmerzen mit zwei Methoden – entweder indem Sie Versuchspersonen ein Placebo oder eine schwierige Gedächtnisaufgabe gaben. Aber wenn sie beide Methoden gleichzeitig benutzten „gaben die Versuchspersonen an, dass sich die schmerzlindernde Wirkung addierte. Die Effekte beeinträchtigten sich nicht gegenseitig“, sagt Buhle. „Das zeigt, dass sie auf zwei unabhängigen Mechanismen beruhen.“

Die Ergebnisse, die in Psychological Science, einem Journal der Association for Psychological Science veröffentlicht wurden, könnten Ärzten helfen die Wirkung dieser nicht-medikamentösen Form der Schmerzlinderung zu maximieren.

Für die Studie nahmen 33 Versuchspersonen an drei verschiedenen experimentellen Sitzungen teil. In der ersten maßen die Forscher die Schmerzwahrnehmung jeder einzelnen Testperson, indem sie ihre Haut mit kleinen Metallplättchen erhitzten. Für die zweite Sitzung cremten sich manche Testpersonen mit einer ganz normalen Hautcreme ein, nachdem die Forscher ihnen gesagt hatten, die Creme enthielte ein hoch effektives aber sicheres Schmerzmittel. Andere Testpersonen cremten sich ebenfalls ein, wussten aber, dass es eine ganz normale Handcreme war. In den Versuchen mit dem Placebo konzentrierten sich die Testpersonen auf ein Kreuz auf einem Bildschirm und schätzten die Schmerzintensität bei einer größeren Anzahl von Hitzepulsen ab – mit der selben Intensität, obwohl sie glaubten, die Intensität wäre variabel. Für andere Versuche machten sie eine schwierige Gedächtnisaufgabe – Ablenkung und Placebo gleichzeitig. Für die dritte Sitzung bekamen die Testpersonen, die zuerst die normale Creme hatten, das „Schmerzmittel“ und umgekehrt. Sonst war der Versuchsablauf gleich.

Die Ergebnisse: Mit der Gedächtnisaufgabe oder dem Placebo allein verspürten die Teilnehmer weniger Schmerzen als in den Versuchen, in denen sie sich nur auf das Kreuz konzentrierten. Zusammen addierten sich die beiden Effekte. Wechselwirkungen oder eine Interferenz wurden nicht beobachtet. Diese Daten zeigen, dass der Placeboeffekt weder höhere geistige Aufmerksamkeit noch das Arbeitsgedächtnis erfordert.

Aber was ist mit den Neuroimaging-Studien? „Neuroimaging ist eine großartige Methode“, sagt Buhle, „aber weil jede Gehirnregion viele Aufgaben hat, wissen Sie nicht, wenn Sie die Aktivierung einer bestimmten Region sehen, welcher geistige Vorgang dafür verantwortlich ist.“ Diese Studie testete die Theorie, wie Placebos funktionieren, durch direkte Beobachtung des Verhaltens.

Dies sind vielversprechende Ergebnisse für die Behandlung von Schmerzen. In der Klinik benutzen Ärzte sowohl Placebos als auch Ablenkung – zum Beispiel virtuelle Realität auf Verbrennungsstationen. Aber sie wussten nicht genau, ob sich die Methoden in ihrer Wirkung gegenseitig beeinträchtigen. „Diese Studie zeigt, dass man sie zusammen benutzen kann“, sagt Buhle, „um das meiste herauszuholen, auch ohne Medikamente.“

Quellen:

Association for Psychological Science, 2. Feb 2012

Buhle et al. Psychological Science, Jan 2012

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Rubrik: Psychosomatik & Schmerzen
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1 Kommentieren

  1. Anonymous
    Februar 14th, 2012

    […] […]

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