3. September 2012
Für die seit Jahren steigende Anzahl von Depressionserkrankungen in Industrieländern werden unter anderem Faktoren wie soziale Isolation, Informationsüberflutung oder Sinnkrise verantwortlich gemacht – typisch westliche Phänomene. Sind Depressionen also eine Zivilisationskrankheit? Um die Frage zu untersuchen, hat eine aktuelle Studie die Häufigkeit von Depressionen und Angststörungen in verschiedenen Ländern systematisch verglichen. Wir haben einen Presseartikel über die Studie vom Juli übersetzt, die zeigt, dass die Häufigkeit in verschiedenen Kulturen recht ähnlich ist:
Eine alte Theorie besagt, dass nur Menschen in westlichen Ländern unter Depressionen leiden. Aber diese These muss nun als widerlegt gelten, denn die Existenz von Depressionen und Angststörungen lässt sich heute in jeder Gesellschaft, überall auf der Welt nachweisen. Zu diesem Ergebnis kommt die bis heute umfangreichste, weltweite Untersuchung über Depressionen und Angststörungen, die von Forschern der University of Queensland in Australien veröffentlicht wurde.
9. Juli 2012
Als Resilienz bezeichnet man die Fähigkeit eines Menschen aus einer psychischen Krise unbeschadet oder sogar gestärkt hervorzugehen. Eine aktuelle Studie hat untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen der Resilienz eines Menschen und seiner Zufriedenheit mit dem Leben gibt. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu der Studie übersetzt, die im April veröffentlicht wurde:
Wenn sich Menschen in ihrem Leben Schwierigkeiten gegenüber sehen, etwa beim Verlust eines geliebten Menschen, erholen sich manche nie wieder ganz von ihrem seelischen Schmerz. Andere (die Mehrheit) schaffen es, bei ihnen lassen die negativen Emotionen (wie zum Beispiel Ängste und Depressionen) mit der Zeit immer mehr nach, bis sie sich an ihre neue Situation angepasst haben. Eine dritte Gruppe von Menschen wächst an ihren Schwierigkeiten, ihr Leben nimmt neue Inhalte an, und sie gehen aus den Schwierigkeiten gestärkt hervor.
16. Mai 2012
Für viele Menschen sind Tod und Sterben ein Tabuthema, über das sie nicht gerne reden oder auch nur nachdenken. Eine neue Studie hat untersucht, wie Leute reagieren, wenn sie an den Tod erinnert werden. Wir haben die Presseerklärung des Herausgebers der Studie von Ende April übersetzt, die zeigt, dass sich Menschen angesichts des Todes vernünftiger und „netter“ verhalten:
Über den Tod nachzudenken kann für Menschen etwas Gutes sein. Das Bewusstsein für die eigene Sterblichkeit kann die körperliche Gesundheit verbessern und Menschen helfen bei ihren Zielen und Werten neue Prioritäten zu setzen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Analyse wissenschaftlicher Veröffentlichungen der letzten Jahre. Sogar wenn man nicht bewusst über den Tod nachdenkt – sondern z. B. an einem Friedhof vorbeigeht – kann das positive Veränderungen auslösen und die Hilfsbereitschaft anderen gegenüber fördern.
Frühere Studien kamen zu dem Schluss, dass das Nachdenken über den Tod etwas Destruktives und Gefährliches ist, das alle möglichen Folgen haben kann, von Vorurteilen über Habgier bis zu Gewalt. Diese Studien standen im Zusammenhang mit der Terror-Management-Theorie (TMT), die besagt, dass Menschen an bestimmten kulturellen Überzeugungen festhalten, um mit dem Gefühl der Sterblichkeit besser umgehen zu können. Aber den potenziellen Nutzen des Bewusstseins für den Tod haben sie kaum untersucht.
14. April 2012
Als Titanic 1997 in die Kinos kam, war der Film der erfolgreichste der Filmgeschichte und spielte über 1 Milliarde US-Dollar ein. Aber warum sehen Menschen Filme, bei denen sie weinen müssen? Eine neue Studie hat untersucht, was Menschen an traurigen Filmen so fasziniert. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu der Studie von März übersetzt, die zeigt, dass solche Filme auch eine positive Wirkung auf Menschen haben:
Menschen schauen sich gerne Filme mit tragischem Ausgang wie „Titanic“ an, weil sie davon etwas scheinbar Unerwartetes haben: ein unglückliches Ende macht Menschen in Wirklichkeit glücklicher, wenn auch nur vorübergehend.
Forscher haben festgestellt, wenn Menschen Filme ohne Happy End sehen, denken sie über ihre eigenen engen Beziehungen nach, was dann wiederum ihre Lebenszufriedenheit erhöht. Im Endeffekt macht so eine scheinbar negative Erfahrung – sich einen traurigen Film anschauen – Menschen glücklicher, indem sie ihnen die positiven Seiten ihres eigenen Lebens bewusst macht.
30. März 2012
Vieles in der Wirtschaft wie Börsenkurse oder Konjunkturaussichten hat mit Psychologie zu tun. Eine aktuelle Studie hat einen Aspekt dieses Zusammenhangs untersucht, nämlich ob sich die letzte Rezession auf die psychische und physische Gesundheit von Arbeitnehmern ausgewirkt hat. Wir haben einen Presseartikel über die Studie von Ende Februar übersetzt, die britische Beamte untersuchte:
Jeder vierte Arbeitnehmer hat während einer Rezession das Gefühl, dass ihn seine Arbeit mehr stresst. Insgesamt nimmt der Stress für Arbeitnehmer um 40 Prozent zu. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die Forscher der University of Nottingham und der University of Ulster durchgeführt haben. Weiter stellten die Forscher fest, dass die Anzahl der Arbeitnehmer, die wegen Stress auf der Arbeit krankgeschrieben werden, um 25 Prozent steigt. Die Anzahl verlorener Arbeitstage nahm durch den erhöhten Stress während einer Wirtschaftskrise um insgesamt mehr als ein Drittel zu. Die Studie wurde heute in dem wissenschaftlichen Fachjournal Occupational Medicine veröffentlicht.
11. März 2012
Können Sie sich vorstellen ein Schmerzmittel gegen Liebeskummer zu nehmen? Forscher haben es probiert und es funktioniert, jedenfalls im Prinzip. Wir haben eine Presseerklärung des Herausgebers der Studie von Ende Februar übersetzt, die dieses und andere interessante Experimente eines kalifornischen Labors zur Biologie des seelischen Kummers beschreibt:
Wenn man sagt, dass etwas einem Menschen „das Herz bricht”, ist das mehr als ein bildlicher Ausdruck – sozialer Schmerz und körperlicher Schmerz haben viel gemeinsam, meint Naomi Eisenberger von der University of California-Los Angeles, die Autorin eines neuen Artikels in Current Directions in Psychological Science, einem Journal der Association for Psychological Science. In ihrem Artikel gibt sie einen Überblick über die neuste Forschung zu den Gemeinsamkeiten zwischen körperlichem und sozialem Schmerz.
1. März 2012
Die Künstler der Antike glaubten, dass ihre Inspiration von den Musen, den Schutzgöttinnen der Künste kam. Dass noch heute der Begriff „Muse“ wie selbstverständlich zur Kunst gehört, zeigt, dass jeder kreative Mensch irgendeine Inspiration, eine Muse eben braucht. Eine neue Studie hat untersucht, ob das Nachspielen von Redewendungen über Kreativität Leute inspirieren kann. Wir haben die Presseerklärung des Herausgebers der Studie übersetzt, die demnächst erscheinen soll:
Wünschen Sie sich über Ihren Tellerrand hinausschauen zu können? Vielleicht sollten Sie es einmal mit einem wirklichen Teller probieren. In einer Studie, die in einer der nächsten Ausgaben von Psychological Science, einem Journal der Association for Psychological Science, erscheinen wird, ließen Forscher Studenten über Lösungen für diverse Probleme nachdenken, während sie verschiedene bildliche Ausdrücke für kreatives Denken nachspielten. Die Ergebnisse zeigten, dass sie dadurch tatsächlich kreativer denken konnten.
27. Februar 2012
Mehr als eine Milliarde Überstunden machen die Deutschen jedes Jahr, am meisten Selbstständige, Führungskräfte und Landwirte. Kaum überraschend ist auch die Zahl der Burnout-Fälle in den letzten Jahren gestiegen. Eine aktuelle Studie hat nun einen möglichen Zusammenhang von Überstunden und Depressionen untersucht. Wir haben einen kurzen Presseartikel zu der Studie von Ende Januar übersetzt, die Beamte untersuchte:
Die Wahrscheinlichkeit an Depressionen zu erkranken ist bei Leuten, die elf Stunden oder länger am Tag arbeiten, mehr als doppelt so hoch wie bei jemandem, der täglich sieben bis acht Stunden arbeitet. Das zeigt eine Studie, die am 25. Januar in dem Online-Journal PLoS ONE erscheint.
Die erste Autorin Marianna Virtanen vom finnischen Institut für Arbeitsmedizin und dem University College London und ihre Kollegen beobachteten fünf Jahre lang etwa 2 000 britische Beamte mittleren Alters und fanden einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Überstunden und Depressionen. Diese Korrelation blieb auch dann bestehen, wenn bei der Analyse Korrekturen für eine Vielzahl anderer potenzieller Einflussfaktoren gemacht wurden, z.B. Lebensstil, soziodemografische und berufliche Faktoren.
24. Februar 2012
Ein niedriger Sozialstatus ist einer von vielen Faktoren, die das Risiko für Depressionen erhöhen. Eine aktuelle Studie hat Bildung als eine Möglichkeit untersucht den Sozialstatus zu verbessern und Depressionen vorzubeugen. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu der Studie übersetzt, die bald erscheinen soll und online schon zu lesen ist:
Könnte es einen Zusammenhang zwischen Depressionen bei Erwachsenen und dem Bildungsniveau ihrer Eltern geben? Eine neue Studie der medizinischen Soziologin Amélie Quesnel-Vallée von der McGill University in Kanada zeigt, dass dies der Fall ist.
Für ihre Studie analysierten Quesnel-Vallée und ihr Mitautor Miles Taylor, ein Assistenzprofessor in der Abteilung Soziologie der Florida State University, Daten des National Longitudinal Survey of Youth 1979 (NLSY79). Diese Langzeitstudie beobachtet die Gesundheit einer Gruppe von mehr als 10 000 US-Amerikanern, die um 1960 geboren wurden. Die Studiendaten ermöglichten es den Forschern die Entwicklung und Zusammenhänge zwischen dem Bildungsniveau der Eltern und dem Bildungsniveau der Kinder, ihrem Haushaltseinkommen und Depressionssymptomen über einen Zeitraum von 29 Jahren zu untersuchten.
21. Februar 2012
Bei der Wirkung von Testosteron würden wohl die meisten zuerst an Aggressionen denken oder an Potenz. Tatsächlich hat das Hormon eine Vielzahl von Wirkungen, auch bei Frauen, was die wissenschaftliche Untersuchung erschwert. Eine neue Studie hat den Einfluss von Testosteron auf die Kooperativität von Menschen untersucht. Wir haben die Presseerklärung zu der Studie von Anfang Februar übersetzt, die vom Wellcome Trust finanziert wurde:
Menschen mit einem erhöhten Testosteronspiegel neigen dazu ihre eigene Meinung überzubewerten und weniger mit anderen zu kooperieren. Das zeigt eine Untersuchung des Wellcome Trust Centres for Neuroimaging am University College London (UCL). Die Ergebnisse könnten helfen zu erklären, wie Gruppenentscheidungen von dominanten Menschen beeinflusst werden.
Probleme als Gruppe zu lösen kann Vorteile gegenüber individuellen Entscheidungen bieten, weil wir Informationen und Kenntnisse mit anderen austauschen können. Aber es besteht eine Spannung zwischen Kooperation und selbstbezogenem Verhalten: obwohl Gruppen von einer kollektiven Intelligenz profitieren können, führt eine zu enge Kooperation leicht zu unkritischem Gruppendenken und am Ende zu Entscheidungen, die für alle Beteiligten schlecht sind.