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Lässt sich die Aufmerksamkeitsspanne durch Meditation steigern?

10. September 2010

Lässt sich die Aufmerksamkeitsspanne durch Meditation steigernDer Meditation werden allgemein geistig und körperlich entspannende Wirkungen zugeschrieben, die zum Beispiel als Veränderungen der Herz- und Atemfrequenz objektiv messbar sind. Eine aktuelle Studie hat die Aufmerksamkeit von Testpersonen nach längerem Meditieren untersucht und zeigt, dass die Technik die Konzentrationsfähigkeit verbessert. Wir haben die Presseerklärung des Herausgebers der Studie vom Juli übersetzt, die Teil einer groß angelegten Forschungsuntersuchung über die Auswirkungen der Meditation ist:

Es ist fast unmöglich, seine Aufmerksamkeit für längere Zeit auf ein und dasselbe zu richten. Eine neue Studie hat untersucht, ob buddhistische Meditation die Aufmerksamkeitsfähigkeit eines Menschen verbessern kann. Die Ergebnisse zeigten, dass sich Versuchspersonen nach einem Meditationstraining besser und länger auf eine visuelle Testaufgabe konzentrieren konnten, bei der sie feine Unterschiede erkennen mussten.

Die Untersuchung wurde durch Arbeiten über buddhistische Mönche inspiriert, die sich jahrelang in Meditation üben. „Man fragt sich, ob die geistigen Fähigkeiten, die Ruhe, der Friede, den sie ausstrahlen, ob diese Dinge eine Folge ihres überaus intensiven Trainings sind, oder ob sie einfach schon vorher ganz besondere Menschen waren”, sagt Katherine MacLean, die an der Studie als Doktorandin an der University of California-Davis arbeitete. Einer ihrer Betreuer, Clifford Saron, hatte vor Jahrzehnten Studien mit Mönchen durchgeführt und wollte die Auswirkungen der Meditation untersuchen, indem er Freiwilligen ein intensives Training anbot und dann testete, wie sich ihre geistigen Fähigkeiten veränderten.

Etwa 140 Leute bewarben für die Teilnahme an der Studie. Sie hatten davon durch Bekannte und Anzeigen in Magazinen für Leute mit einem Interesse am Buddhismus erfahren. Sechzig Bewerber wurden für die Studie ausgewählt. Eine Gruppe von dreißig Leuten ging auf eine Meditationsschulung in einem buddhistischen Einkehrzentrum, während die zweite Gruppe auf eine spätere Schulung wartete. Diese zweite Gruppe diente bei der Studie als Kontrollpersonen. Alle Teilnehmer hatten vorher schon mindestens dreimal an fünf- bis zehntägigen Meditationsschulungen teilgenommen, und daher waren die Übungen für sie nichts Neues. Sie waren drei Monate lang in einem Einkehrzentrum in Colorado und erlernten das Meditieren von B. Alan Wallace, einem der Autoren der Studie, der ein Meditationslehrer und buddhistischer Gelehrter ist.

Die Leute nahmen an mehreren Experimenten teil. Die Ergebnisse eines dieser Experimente wurden jetzt in Psychological Science, einem Journal der Association for Psychological Science, veröffentlicht. Dreimal während der Schulung machte jeder Teilnehmer einen Computertest, der die Aufmerksamkeitsspanne für das Erkennen feiner visueller Unterschiede bestimmte. Dabei konzentrierten sie sich ganz auf einen Bildschirm, auf dem Linien aufblitzten. Die meisten hatten die gleiche Länge, aber in unregelmäßigen Abständen blitzte eine kürzere Linie auf und die Testpersonen mussten mit einem Mausklick antworten.

Je länger das Meditationstraining andauerte, desto besser erkannten die Teilnehmer die kurzen Linien. Diese verbesserte Wahrnehmung führte zu einer längeren Aufmerksamkeitsspanne, sodass auch die Testergebnisse mit der Zeit besser wurden. Die Verbesserung hielt fünf Monate nach Ende der Schulung an, besonders bei Teilnehmern, die weiter jeden Tag meditierten.

Der Test dauerte 30 Minuten und war äußerst anstrengend. „Dieser Test ist wirklich langweilig, andererseits aber auch völlig neutral. Deshalb ist er geradezu perfekt, um das Meditationstraining zu messen”, sagt MacLean. „Leute meinen vielleicht, dass man sich durch Meditation besser fühlt, und dass auf eine Meditationsschulung gehen wie ein Urlaub ist, wo man Frieden mit sich selbst findet. Das glauben Leute, bis sie es selbst probiert haben. Dann wird ihnen klar, was für eine Herausforderung es ist, wenn man einfach nur dasitzt und etwas beobachtet, ohne sich ablenken zu lassen.”

Dieses Experiment ist eines von vielen, die Saron, MacLean und ein Team von fast dreißig Forschern mit der gleichen Gruppe von Studienteilnehmern durchführten. Es ist die bis heute umfassendste Untersuchung über intensive Meditation, in der Methoden der unterschiedlichsten Disziplinen wie der Molekularbiologie, Neurowissenschaften und Anthropologie benutzt wurden. Die Analyse weiterer Experimente mit den gleichen Freiwilligen wird andere geistige Fähigkeiten untersuchen, zum Beispiel wie gut Menschen ihre Emotionen regulieren können und ihr allgemeines Wohlbefinden.

Quellen:

Association for Psychological Science, 14.7.10

MacLean et al. Psychological Science, 2010

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Rubrik: Leistungsfähigkeit
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