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Er liebt mich, er liebt mich nicht: Wie Unsicherheit überzeugt

7. April 2011

Die 5 interessantesten Studien zu Beziehung und Partnerschaft sOnline-Dating oder Singlebörsen sind heute die drittwichtigste Methode zur Partnersuche (nach Arbeit und Bekanntenkreis). Eine neue Studie zeigt, dass gerade im anfänglichen Rätseln über einen potenziellen Partner ein entscheidender Reiz des Online-Datings liegen könnte. Wir haben die Presseerklärung des Herausgebers der Studie vom Februar übersetzt, deren Autoren meinen, man könne diese Unsicherheit gezielt nutzen, um sich für sein Gegenüber beim Online-Dating attraktiver zu machen:

Sind Sie immer noch auf der Suche nach jemanden, mit dem Sie am Valentinstag ausgehen können? Hier ist ein Tipp zur Partnersuche, frisch aus dem Labor: Forscher haben festgestellt, dass es helfen könnte, wenn Sie sich ein bisschen „zieren“. Eine Studie in Psychological Science, einem Journal der Association for Psychological Science, zeigt, dass eine Frau einen Mann attraktiver findet, wenn sie nicht sicher ist, wie sehr er sie mag.

Andererseits haben viele psychologische Untersuchungen gezeigt, dass Person A normalerweise Person B ungefähr so gut leiden kann, wie Person A meint, dass B sie selbst leiden kann. „Wenn wir wissen wollen, wie sehr Sarah Bob mag, können wir das gut daran erkennen, wie sehr ihrer Meinung nach Bob sie mag“, schreiben die Autoren der Studie, Erin R. Whitchurch und Timothy D. Wilson von der University of Virginia und Daniel T. Gilbert von der Harvard University. „Aber was ist, wenn sich Sarah nicht sicher ist, wie sehr Bob sie mag?“ Vielleicht denkt dann Sarah über Bob viel mehr nach, und was er für sie empfindet, und sie könnte ihn umso attraktiver finden, je mehr sie sich in Gedanken mit ihm beschäftigt.

An der Studie nahmen 47 Studentinnen der University of Virginia teil. Die Studentinnen glaubten, dass mit dem Experiment getestet werden sollte, ob sich Facebook als Online-Dating-Seite eignen könnte. Ihnen wurde erklärt, dass Studenten von zwei anderen Universitäten ihr eigenes und die Profile von 15 bis 20 weiteren Frauen angeschaut hatten. Dann sollten die Frauen die Facebook-Profile von vier Männern anschauen, die sie für echt hielten, die aber in Wirklichkeit erdacht waren. Manchen der Frauen wurde gesagt, sie hätten die vier Männer gesehen, denen sie am besten gefielen. Anderen wurde gesagt, es wären vier Männer, die sie etwa durchschnittlich fanden. Einer dritten Gruppe wurde gesagt, es könnten die Männer sein, die sie am meisten mochten, oder aber welche, die sie etwa durchschnittlich fanden—diese Frauen wussten also nicht, wie sehr die Männer an ihnen interessiert waren.

Wie schon frühere Untersuchungen gezeigt hatten, fanden Frauen Männer attraktiver, wenn sie glaubten, dass die Männer sie besonders mochten. Dagegen fanden Frauen Männer weniger attraktiv, wenn sie glaubten, dass die Männer sie nur durchschnittlich mochten. Aber Frauen, die sich nicht sicher waren, wie sehr die Männer an ihnen interessiert waren, fanden diese Männer am attraktivsten.

„Viele populäre Bücher geben Leuten den Rat, ihre Zuneigung einem potenziellen Partner nicht allzu offen zu zeigen und sich stattdessen wählerisch und selektiv zu geben“, schreiben die Autoren. Die Frauen in dieser Studie trafen ihre Entscheidungen, obwohl sie nur sehr wenig über die Männer wussten—aber wenn man jemanden auf einer Online-Dating-Seite kennenlernt, heute nichts Ungewöhnliches, ist das ganz ähnlich. „Wenn Leute sich gerade erst kennenlernen, könnte dieser populäre Ratschlag für die Partnersuche der Richtige sein: Wenn wir Leute im Ungewissen darüber lassen, wie sehr wir sie mögen, denken sie mehr über uns nach, und das weckt ihr Interesse.“

Quellen:

Association for Psychological Science, 7. Feb 2011

Wilson et al. Psychological Science, Dez 2010

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Rubrik: Partnerschaft & Paartherapie
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1 Kommentieren

  1. HS
    August 4th, 2013

    nun ja – ist das „neu“? Unter der Prämisse,d ass die gezeigten potentiellen „Interessenten“ subjektiv attraktiv empfunden werden (darüber wird oben nichts gesagt), sollte dieser Unsicherheitseffekt auftreten, solange man (frau keine andere Entscheidung getroffen hat. Solange die Informationssuche zu einer Entscheidung nicht abgeschlossen ist, führt bei gleichwertiger Ausgangsinteresselage erst einmal mangelhagfte Information zu Informationssuche = Interesse und (virtuelle) Attraktivierung des derzeit nicht aussortierten (abgewerteten) Kontaktes.
    Kann man auch schon in der historischen Liebesliteratur nachlesen 😉

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