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Ist Glück von Kultur zu Kultur verschieden?

12. Juli 2011

Hilft regelmäßiger Sport gegen Angststörungen sDamit ein Mensch mit seinem Leben zufrieden sein kann, müssen seine wichtigsten Bedürfnisse befriedigt sind. Natürlich sind manche Bedürfnisse wie Essen essentieller sind als andere, zum Beispiel Kreativität, aber bei vielen ist es auch Ansichtssache. Eine neue Studie hat untersucht, inwieweit sich die Wichtigkeit der Bedürfnisse bei Menschen in verschiedenen Kulturen unterscheidet. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu der Studie von Ende Juni übersetzt, für die Menschen weltweit befragt wurden:

Im Jahre 1943 stellte der amerikanische Psychologe Abraham Maslow die These auf, dass alle Menschen danach streben eine Hierarchie von Bedürfnissen zu befriedigen, die er als eine Pyramide darstellte. Die Basis der Pyramide bildeten Grundbedürfnisse (zum Beispiel nach Essen, Schlaf und Sex), die seiner Meinung nach zuerst befriedigt werden müssen. Danach kamen laut Maslow Sicherheit und Geborgenheit, dann Liebe und Zugehörigkeit, dann Anerkennung, und an die Spitze der Pyramide stellte er schließlich etwas, das er „Selbstverwirklichung“ nannte. Maslow schrieb, dass Menschen, bei denen diese Bedürfnisse befriedigt sind, zufriedener sein sollten als Menschen, bei denen sie nicht befriedigt sind.

In einer neuen Studie testeten Forscher an der University of Illinois die These Maslows anhand von Daten aus 123 Ländern, die repräsentativ für jede wichtige Region der Welt waren.

„Jeder, der irgendwann einmal Psychologie studiert hat, wird von Abraham Maslow und seiner Theorie der Bedürfnisse gehört haben”, sagt Ed Diener, ein emeritierter Psychologieprofessor der University of Illinois, der die Studie leitete. „Aber die quälende Frage blieb immer: Wo ist der Beweis? Studenten lernen die Theorie, aber wissenschaftliche Untersuchungen, die sie untermauern, werden so gut wie nie erwähnt.“

Die Forscher machten sich die Daten der Gallup World Poll zunutze, eine Umfrage, die Gallup von 2005 bis 2010 in 155 Ländern zu verschiedenen Themen durchgeführt hat. Dazu gehörten Fragen über Geld, Essen, Wohnung, Sicherheit, sozialer Rückhalt, das Gefühl respektiert zu werden, sein Leben selbst zu bestimmen und zu kontrollieren sowie die emotionale Gesundheit der Befragten. Diener, ein leitender Forscher bei Gallup, war am Design der Umfrage beteiligt.

Die Forscher stellten fest, dass die Befriedigung der verschiedensten Bedürfnisse, wie sie Maslow definiert hat, scheinbar etwas Allgemeingültiges ist und wichtig für das Glück des Einzelnen. Aber die Reihenfolge, in der „höhere“ und „niedere“ Bedürfnisse befriedigt werden, hat nur wenig Einfluss darauf, wie viel sie zur Lebenszufriedenheit und Lebensfreude beitragen, sagt Diener.

Außerdem zeigten die Ergebnisse, dass der Zusammenhang zwischen der Befriedigung eher grundlegender Bedürfnisse – zum Beispiel nach Geld, Essen oder Unterkunft – und einer positiven Bewertung des Lebens stärker war, das heißt wie zufrieden jemand mit seinem Leben war (auf einer Skala von überhaupt nicht bis sehr zufrieden). Dagegen zeigte die Befriedigung höherer Bedürfnisse – nach sozialem Rückhalt, Respekt, Unabhängigkeit oder Kontrolle – einen „stärkeren Zusammenhang mit der Lebensfreude, das heißt ob bei einem Menschen positive oder negative Gefühle überwiegen“, sagt Diener.

Ein wichtiges Ergebnis der Untersuchung ist nach Meinung Dieners, dass Menschen ihr Leben positiver bewerten, wenn in ihrer Gesellschaft auch die Bedürfnisse anderer erfüllt sind.

„Lebenszufriedenheit ist daher nicht nur eine Sache des Einzelnen, sondern sie hängt auch stark von der Lebensqualität seiner Mitmenschen ab“, sagt er.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Maslows Theorie im Großen und Ganzen richtig ist. In Kulturen überall auf der Welt findet man den Zusammenhang zwischen der Befriedigung der Bedürfnisse und der Zufriedenheit von Menschen, den er postuliert hat“, sagt Diener. „Aber ein wichtiger Unterschied zu Maslows Theorie ist die Beobachtung, dass ein Mensch gute soziale Beziehungen haben und sich selbst verwirklichen kann, auch wenn seine Grund- und Sicherheitsbedürfnisse nicht voll und ganz erfüllt sind.“

„Ein anderer Unterschied zu seiner Theorie ist die Beobachtung, dass die Befriedigung unterschiedlicher Bedürfnisse zu unterschiedlichen Arten des Wohlbefindens führt“, sagt Diener.

Quellen:

University of Illinois, 29. Juni 2011

Tay & Diener. Journal of Personality & Social Psychology, Juni 2011

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Rubrik: Glücksforschung, Mensch & Gruppe
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