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Fernsehen bei Kleinkindern: Was sind die Folgen?

1. Juni 2010

Fernsehen bei Kleinkindern - Was sind die FolgenOb und wie sehr fernsehen kleinen Kindern schadet, ist unter Eltern und Forschern umstritten. Eine aktuelle Studie hat eine Vielzahl von negativen Einflüssen des Fernsehens auf die Entwicklung von Kindern gezeigt. Diese Effekte sind alle nicht groß, aber ihr Trend ist eindeutig, und er ist negativ. Wir haben die Pressemitteilung der Universität zu der Studie vom Mai übersetzt, die zu dem Schluss kommt, je weniger fernsehen desto besser:

Möchten Sie Kinder haben, die schlauer sind und weniger dick? Dann lassen Sie Ihre Kinder im Vorschulalter nicht so viel fernsehen. Das zeigt eine schockierende Studie von Kinderexperten an der Université de Montréal, dem Forschungszentrum des CHU Sainte-Justine in Kanada und der University of Michigan in den USA, die jetzt in den Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine veröffentlicht wurde. Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass ein hoher Fernsehkonsum im Alter von zwei Jahren negative Folgen für Kinder hat, von mangelnder schulischer Anpassung bis zu ungesunden Verhaltensweisen.

„Wir stellten fest, dass jede Stunde, die sie im Vorschulalter länger fernsahen, einen negativen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern hatte. Sie beteiligten sich später weniger am Unterricht, konnten schlechter rechnen und wurden häufiger von ihren Klassenkameraden diskriminiert. Sie bewegten sich weniger, aßen mehr Junkfood, und schließlich hatten sie auch einen höheren Body Mass Index”, sagt die Leiterin der Studie Dr. Linda S. Pagani, eine Professorin für Psychosoziologie an der Université de Montréal und Mitarbeiterin am Forschungszentrum des CHU Sainte-Justine.

Das Ziel der Studie war zu untersuchen, wie sich der Fernsehkonsum bei Zweijährigen auf ihren späteren schulischen Erfolg, ihre Verhaltensweisen und allgemein auf ihren Umgang mit anderen Kindern auswirkt. „Im Alter von zwei bis vier Jahren verzögerte jedes bisschen mehr Fernsehen die spätere Entwicklung“, sagt Dr. Pagani.

Die Studie untersuchte insgesamt 1314 Kinder, die an einer Langzeitstudie über Umwelteinflüsse auf die Entwicklung von Kindern in Quebec teilnahmen. Die Eltern wurden befragt, wie viel Fernsehen ihre Kinder im Alter von neunundzwanzig beziehungsweise dreiundfünfzig Monaten sahen. Die Lehrer bewerteten die akademischen Leistungen ihrer Schüler, ihr psychosoziales Verhalten und ihr Gesundheitsbewusstsein. Der Body Mass Index (BMI) der Kinder wurde im Alter von zehn Jahren gemessen.

„Die frühe Kindheit ist eine entscheidende Phase für die Entwicklung des Gehirns und des Verhaltens“, gibt Dr. Pagani zu bedenken. „In diesem Alter kann viel fernsehen zu Angewohnheiten führen, die später der Gesundheit schaden. Trotz der klaren Empfehlungen der American Academy of Pediatrics, die zu weniger als zwei Stunden Fernsehen pro Tag rät – und zwar über das Alter von zwei Jahren hinaus – kennen viele Eltern nicht die Fakten und sind sich der Existenz solcher Richtlinien nicht bewusst.”

Die Untersuchung zeigte zahlreiche Spätfolgen für Kinder, die im Vorschulalter zu viel ferngesehen hatten:

sieben Prozent schwächere Beteiligung am Unterricht
sechs Prozent schlechtere Leistungen in Mathematik (aber keine negativen Auswirkungen auf die spätere Lesefähigkeit)
zehn Prozent häufigere Diskriminierung durch Klassenkameraden (Ablehnung durch Gleichaltrige, gehänselt werden, physische oder verbale Aggressionen von Mitschülern)
dreizehn Prozent weniger körperliche Aktivität am Wochenende
neun Prozent weniger körperliche Aktivität insgesamt
neun Prozent höherer Konsum von Softdrinks
zehn Prozent höherer Konsum von Snacks
fünf Prozent höherer BMI

„Wir hatten erwartet, dass die Auswirkungen frühen Fernsehkonsums siebeneinhalb Jahre später in der Kindheit nicht mehr sichtbar sein würden. Daher ist die Beobachtung solcher anhaltender, negativer Effekte äußerst beunruhigend“, sagt Dr. Pagani. „Unsere Ergebnisse sind ein zwingendes Argument für eine öffentliche Gesundheitspolitik, die einen übertrieben hohen Fernsehkonsum in der frühen Kindheit entgegenwirkt und eine Aufforderung an Eltern, sich an den Richtlinien der American Academy of Pediatrics zum Fernsehkonsum zu orientieren.“

Da Fernsehkonsum einen Lebensstil mit wenig Bewegung fördert, sagt Dr. Pagani, sollten Kleinkinder nicht unbegrenzt fernsehen dürfen, um eine Entwicklung passiver geistiger und physischer Angewohnheiten zu vermeiden, die Kinder später beibehalten: „Es ist gesunder Menschenverstand, dass Fernsehkonsum Zeit in Anspruch nimmt, die Kinder mit anderen entwicklungsfördernden Aktivitäten und Aufgaben verbringen könnten, die gut für ihre geistige Entwicklung sind und die ihres Verhaltens und ihrer Motorik.“

Sie fügt hinzu, „Das Besondere an dieser Studie ist, dass sie Vermutungen bestätigt, die schon seit Langem geäußert werden, aber bis jetzt nur für den einen oder anderen Aspekt durch kleinere Untersuchungen belegt waren. Dagegen geht diese Studie die Frage systematisch an und untersucht viele Faktoren wie Eltern, Gesundheit und soziale Aspekte zusammen.“

Quellen:

UdeMNouvelles, 3.5.10

Pagani et al. Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine, Mai 2010

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Rubrik: Kinder & Jugendliche, Medienkonsum
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