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Wirkt internetbasierte kognitive Verhaltenstherapie ebenso gut wie herkömmliche Therapie mit einem anwesenden Therapeuten?

30. August 2015

Internetbasierte psychologische Behandlungen existieren noch nicht lange. Die ersten Versuche wurden in den späten 90er Jahren gestartet. Seither wurde eine große Menge an Programmen entwickelt, ebenso wurden Studien zu einer Reihe an psychiatrischen und somatischen Erkrankungen durchgeführt. Meistens diente dabei die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) als Verfahren. Im Folgenden berichten wir aus einer Metastudie, die die Ergebnisse vieler Studien aus einer längeren Zeitperiode untersucht und zu dem Ergebnis kommt, dass internetbasierte kognitive Verhaltenstherapie (IKVT) im Vergleich mit der herkömmlichen Psychotherapie in Anwesenheit eines Therapeuten gleich wirksam ist.

Viele IKVT Programme haben einen größeren Effekt, wenn sie über verschlüsselte Email therapeutisch begleitet sind. Die meisten Interventionen sind textbasiert wenn auch Video-Clips, Audiodateien und interaktive Elemente eingesetzt werden. Im Allgemeinen umfassen die Programme 6-15 Module (Kapitel in Textform) und brauchen wenig therapeutischen Aufwand, der sich auf Anleitung und Hausaufgabenrückmeldung (ungefähr 10-15 Minuten pro Klient) beschränkt. Bei der Interapy wird mehr Text zwischen Therapeut und Klient ausgetauscht, womit dieses Programm aufwendiger ist. Zuletzt gibt es noch real time internetbasierte Behandlungen, bei denen der Therapeut kein Zeitersparnis hat. Inhaltlich spiegeln die Programme meist kognitive Verhaltenstherapiemanuale.

Die Studien für die Metastudie wurden nach strengen statistisch-mathematischen und inhaltlichen Kriterien ausgesucht. Letztlich wurden aus 1286 Studien 13 zwischen 2005 und 2013 ausgewählt, die alle Kriterien erfüllten. Insgesamt wurden über alle 13 Studien 1053 Teilnehmer untersucht. Die untersuchten Krankheitsbilder waren folgende: Soziale Phobie, Panikstörung, Depression, Körperwahrnehmungsstörung, Tinnitus, sexuelle Dysfunktion, Spinnenphobie.

Für alle Krankheitsbilder zeigte sich, dass beide Behandlungsformen gleich wirksam sind. Ausnahme bildete die einzige Studie zur sexuellen Dysfunktion (Männer mit Prostatakrebs), die einen leichten Vorteil der IKVT nahelegte. (Es liegt nahe, dass sexuelle Themen im indirekten Kontakt leichter zu bearbeiten sind als im direkten. Das zu überprüfen wären weitere Studien nötig)

Die Ergebnisse dieser Metastudie könnten das Denken über Psychotherapie verändern, da die Ergebnisse vermuten lassen, dass die Rolle eines räumlich präsenten Therapeuten für eine größere therapeutische Wirkung weniger bedeutsam ist als in der Literatur angenommen. Die therapeutische Beziehung wurde in dieser Metastudie als Faktor mituntersucht und stellte sich als wenig wichtig heraus. Wie IKVT wirkt ist also eine Frage, die Wissenschaftler in der nächsten Zeit brennend interessieren wird. Es ist außerdem wichtig, die Frage nach der Akzeptanz der internetbasierten Psychotherapie genauer zu untersuchen, z.B. nach Altersgruppen. Außerdem sollte ebenfalls in zukünftigen Studien erfasst werden, ob die ebenbürtige Wirksamkeit der IKVT auch für einen längeren Zeitraum, z.B. über 5 Jahre, aufrechterhalten werden kann.

IKVT gibt es erst seit kurzer Zeit und sie entwickelt sich im schnellen Tempo weiter. Dieser Trend wird durch die Verbreitung von Smartphones und deren Einsatz in der Psychotherapie massiv beeinflusst. In Zukunft werden wahrscheinlich Behandlungsprogramme entstehen, die Smartphone-Apps, IKVT und herkömmliche Therapie in Anwesenheit des Therapeuten mischen.

IKVT verspricht, ein effektives, kostengünstiges und komplementäres Verfahren zur bisherigen Psychotherapie zu sein. Man braucht allerdings noch weitere intensive Forschungsbemühungen, um eindeutige Schlüsse zu ziehen. Mit der vorliegenden Metastudie wird klar, dass die geleitete IKVT ein Behandlungsverfahren der Zukunft darstellt.

Quelle:          http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/wps.20151/full

Rubrik: Allgemeines, Online-Therapie


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