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Wie werden Skin Picking und andere Störungen der Impulskontrolle ausgelöst?

21. April 2015

Dass die Kontrolle der eigenen Impulse oft nicht einfach ist, zeigen anschaulich die Berichte oder Videos (z.B. YouTube) zum Marshmallow-Test des Persönlichkeitspsychologen Walter Mischel aus den 60/70 er Jahren. Den Test gibt es in verschiedenen Versionen. Z.B. setzte er 4-Jährige Kinder vor eine kleine Belohnung, z.B. einen Marshmallow, und bot ihnen die Möglichkeit entweder zu warten bis er wiederkäme – dann bekämen sie einen zweiten dazu – oder eine Glocke zu läuten, dann bekämen sie eben nur einen. Die Länge der Wartezeit konnte er sogar mit dem späteren Erfolg im Leben der Kinder in Zusammenhang bringen. Wenn man sich vorstellt wie schwierig es ist, sich von etwas abzuhalten, das man gerne tut oder für das man eine Gewohnheit entwickelt hat, kann man sich vielleicht vorstellen wie schwierig es für Menschen ist, die unter einer Störung der Impulskontrolle leiden und z.B. zur Beruhigung an den Nägel kauen, sich die Haare ausreißen oder sich die Haut aufkratzen und sich damit selbst schaden. Da diese Verhaltensweisen auch noch mit großer Scham verbunden sind, habe es die Betroffenen nicht einfach, Hilfe zu erhalten. In der Übersetzung des folgenden Artikels geht es darum welche Gemütszustände Störungen der Impulskontrolle vermehrt auslösen.

Personen, die leicht gelangweilt, frustriert oder ungeduldig werden, neigen eher dazu, Skin Picking und andere körperbezogene sich wiederholende Verhaltensweisen zu entwickeln, sagen Forscher des universitären Instituts für geistige Gesundheit Montreal und die Universität von Montreal. „Chronisches Haareausreißen, Skin Picking, Nägelbeißen und viele andere Gewohnheiten sind als körperbezogene sich wiederholende Verhaltensweisen oder auch Störungen der Impulskontrolle bekannt. Obwohl diese Verhaltensweisen bedeutenden Stress verursachen können, scheinen sie gleichzeitig einen Drang zu befriedigen und eine Art Belohnungsgefühl auszulösen“, sagt der Studienleiter Kieron O’Connor. Chronisches Haareausreißen ist auch unter dem Begriff „Trichotillomanie“ bekannt. „Wir glauben, dass Individuen mit diesen wiederholten Verhaltensweisen Perfektionisten sein könnten, in dem Sinn, dass sie unfähig sind, sich zu entspannen und eine Aufgabe in einer normalen Geschwindigkeit auszuführen. Dadurch neigen sie eher zu Frustrationen, Ungeduld und Unzufriedenheit, wenn sie ihr Ziel nicht erreichen. Auch erleben sie ein höheres Ausmaß an Langeweile.“

O’Connor und Kollegen kamen zu diesen Ergebnissen, indem sie mit 48 Studienteilnehmern, von denen die eine Hälfte unter diesen Verhaltensproblemen litt, die andere nicht (Kontrollgruppe), arbeiteten. Die Teilnehmer wurden von einem Therapeuten am Telefon in einem Interview befragt und füllten zu Hause Fragebögen aus. Diese Fragebögen enthielten eine Skala, die Emotionen erfasst wie z.B. Langeweile, Wut, Schuld, Angst, Reizbarkeit und viele mehr. Daraufhin wurden die Probanden einzeln vier experimentellen Situationen im Labor ausgesetzt, von denen jede eine andere Emotion auslösen soll: Stress, Entspannung, Frustration und Langeweile. Für die ersten zwei nutzten die Forscher eine Filmvorführung (Flugzeugabsturz, Wellen am Strand). Frustration wurde durch eine Aufgabe, die als einfach beschrieben war, es aber kein bisschen war, hervorgerufen. Und Langeweile dadurch, dass die Probanden sechs Minuten alleine in einem Raum gelassen wurden.

Personen, die in ihrer Lebensgeschichte schon unter körperbezogenen sich wiederholenden Verhaltensweisen litten, berichteten einen größeren Drang als Personen der Kontrollgruppe in den Langeweile- und Stresssituationen des Experiments diesen Verhaltensweisen nachzugeben, nicht aber in der Entspannungssituation. „Diese Ergebnisse bestätigten unsere Hypothese teilweise, dass Studienteilnehmer eher körperbezogene sich wiederholende Verhaltensweisen ausführten, wenn sie sich gelangweilt, frustriert und unzufrieden fühlen als wenn sie entspannt sind. Darüber hinaus kann man sagen, dass sie definitiv zu diesen Verhaltensweisen greifen, wenn sie unter Stress stehen. Das bedeutet, dass diese Verhaltensstörungen nicht nur eine Folge von nervösen Gewohnheiten ist“, ergänzt Sarah Roberts, die Erstautorin des Artikels ist. „Die Befunde legen nahe, dass Personen, die unter körperbezogenen sich wiederholenden Verhaltensweisen leiden von einer Behandlung profitieren könnten, die darauf ausgelegt ist, Frustration und Langeweile zu verringern und gleichzeitig perfektionistische Denkweisen entkräftet.“

Ãœbersetzungsquelle:

http://www.medicalnewstoday.com/releases/290653.php

Rubrik: Allgemeines, Verhaltenstherapie


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