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Leiden Esssüchtige an einer fehlenden psychologischen Impulshemmung?

30. Januar 2015

Das Thema Maßlosigkeit beim Essen beschäftigt die Menschheit seit Jahrhunderten. Sei es Aristoteles im antiken Griechenland, der in seiner Ethik das Mittelmaß, nicht zu viel, nicht zu wenig von allem – auch bei der Ernährung – als Weg zum Ziel eines glücklichen Lebens beschreibt. Oder sei es Oscar Wilde, der scheinbar selbst Impulsivität beim Essen kannte und folgendes Zitat prägte: „Wenn ich erregt bin, gibt es nur ein Mittel, mich völlig zu beruhigen: Essen.“ Ein altes deutsches Sprichwort bringt einen psychologischen Sachverhalt auf den Punkt, der in der heutigen Wissenschaft heiß diskutiert wird und neu auf dem Prüfstand steht: „Fresser werden nicht geboren, Fresser werden erzogen“. Die Umwelt ist also verantwortlich für Probleme wie Übergewicht und Essstörungen. Der Pressebericht zu einer Studie luxemburgischer Forscher, den wir hier im Folgenden übersetzen, relativiert diesen Sachverhalt und legt durch die Ergebnisse der Experimente nahe, dass es eine Instinkt-basierte und damit biologische Veranlagung zur Impulsivität beim Essen gibt. Wie oft in der Psychologie ist ein Thema komplexer als es auf den ersten Blick scheint. Die Wissenschaftler der Universität von Luxemburg schließen mit der Annahme, dass auch hier biologische Grundausstattung und Einflüsse durch die Umwelt gemeinsam beim Entstehen einer Esssucht beteiligt sind.

Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass Frauen mit Gewichtsproblemen sich in einem psychologischen Test mit Essens-spezifischen Bildern impulsiver reagierten als der Durchschnitt. Dies legt nahe, dass sie instinktiver durch Bilder von Essen stimuliert werden und ihnen gleichzeitig ausreichend hemmende Willenskraft fehlt. Außerdem berichteten manche Frauen über Heißhungerattacken obwohl sie erst kürzlich gegessen hatten, was als Symptom für Esssucht gesehen werden kann.

„Alle Abhängigkeiten ähneln sich darin, dass der Abhängige unter exzessivem Verlangen nach dem Gut-Fühl-Kick leidet, der durch chemische Neurotransmitterabläufe produziert wird, wenn er isst, spielt, raucht, Sex hat oder Drogen nimmt“, erklärte Claus Voegele, Professor der klinischen und Gesundheitspsychologie an der Universität von Luxemburg.

Im Originaltestverfahren, das in der oben genannten Studie eingesetzt wurde, zeigten Forscher Bilder von fettreichen oder süßen Nahrungsmitteln (Burger, Kuchen, Pizza etc.) und nicht Essens-bezogene Bilder (Socken, Tasse, Schuhe etc.) am PC in einer zufälligen Reihenfolge. Die Frauen sollten so schnell wie möglich entweder bei Essens- oder bei nicht Essens-bezogenen Bildern auf einen Knopf drücken. Frauen mit Gewichtsproblemen waren insgesamt langsamer als der Durchschnitt.

Die Experimente wurden entweder drei Stunden nach einer Mahlzeit oder direkt nach einer Mahlzeit durchgeführt. Die Forscher fanden heraus, dass manche Frauen mit Gewichtsproblemen sagten, dass der Test bei ihnen Heißhunger auslöste egal wie lange die letzte Mahlzeit zurücklag. Prof. Voegele kommentierte diesen Fund so: „Dies legt nahe, dass manche Menschen eine Instinkt-basierte, psychologische Veranlagung zu wiederkehrenden Essanfällen haben“.

Er verwies auf weitere Untersuchungen, die belegen, dass sowohl Anlage als auch Umwelt verantwortlich für diese Probleme sind. „Manche Menschen essen zu viel, um sich zu trösten, manche, weil sie langweilig sind, manche nur zum Spaß oder aus Gewohnheit“, sagte er. Am anderen Ende des Spektrums kontrollieren Menschen zu stark. Dort findet man andere bekannte Störungsbilder wie z.B. Anorexia Nervosa (Magersucht).

 

Ãœbersetzungsquelle:

http://www.sciencedaily.com/releases/2014/06/140612085134.htm

Der Text basiert auf Materialien, die von der Universität von Luxemburg zur Verfügung gestellt werden.

 

Rubrik: Essstörungen, Sucht/Substanzmissbrauch


1 Kommentieren

  1. Christoph
    April 24th, 2015

    Toller Blog! Schaut doch auch mal auf meinem Blog vorbei!
    http://www.interessanteswissen.blogspot.com

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