Je tiefer und zahlreicher die Freundschaften, desto geistig fitter im Alter?
„Von allen Geschenken, die uns das Schicksal gewährt, gibt es kein größeres Gut als die Freundschaft – keinen größeren Reichtum, keine größere Freud.“ Dieser Ausspruch geht auf den Philosophen und Begründer der Denkschule des Epikureismus (341-271 v. Chr.) Epikur zurück, der wohl in freundschaftlichen Beziehungen die für die Seelenruhe bestmögliche Beziehungsart verstand. Er lebte nach seinen Vorstellungen in einem großen Garten in Athen mit vielen Freunden und Bekannten zusammen ein einfaches, der Philosophie und Seelenruhe gewidmetes Leben und wurde in der damaligen Zeit immerhin etwa 72 Jahre alt. Die heutige Zeit erscheint unter Anbetracht der unendlichen Suche nach neuen Freundschaften und Verknüpfungen in den digitalen sozialen Netzen ein Zeitalter der Freundschaft zu werden. Der folgende Artikel weist darauf hin, dass dieses Bestreben auch einen angenehmen langfristigen Effekt mit sich bringt:
Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass es den Abbau geistiger Fähigkeiten verhindern kann, wenn man enge Freundschaften bis ins hohe Alter erhält.
Die Studie wurde von Forschern des „Cognitive Neurology and Alzheimer´s Disease Center“ (Zentrum für kognitive Neurologie und Alzheimer) in Chicago durchgeführt. Diese untersuchten das soziale Netzwerk und die kognitiven Fähigkeiten einer Gruppe der sogenannten Superalten – Menschen in ihren 80ern mit mentalen Fähigkeiten, die andere in ihren 50ern und 60ern haben. Der Einfluss sozialer Faktoren auf diese Gruppe wurde hier zum ersten Mal erforscht.
Dazu wurden 31 Superalte und 19 gleichaltrige Probanden mit durchschnittlichen Werten des episodischen Gedächtnisses als Kontrollgruppe gebeten, einen Fragebogen mit 42 Fragen zu ihrem psychischen Wohlbefinden zu beantworten. Die Fragen umspannten sechs Kriterien: Autonomie, positive Beziehungen mit anderen, Alltagsbewältigung, persönliches Wachstum, Lebenssinn und Selbstakzeptanz.
Die Teilnehmer waren mindestens 80 Jahre alt und das episodisches Gedächtnis der Superalten war mindestens so gut wie das vergleichbarer Personen im mittleren Lebensalter. Episodisches Gedächtnis wird als Fähigkeit definiert, bestimmte Erfahrungen so zu erinnern als ob man mental zeitreisen könnte, um individuelle Ereignisse wieder zu erleben.
Während Superalte und die Kontrollgruppe ähnlich hohe Werte beim psychischen Wohlbefinden über die oben erwähnten verschiedenen Kategorien hinweg berichten und sich auch nicht in der Intelligenzausprägung oder bei demographischen Variablen unterscheiden, bestätigten die Superalten höhere Werte bei positiven sozialen Beziehungen.
Genauer gesagt erzielten die Superalten einen Median von 40 bei der Messung von sozialen Beziehungen mit anderen, die Kontrollgruppe allerdings nur einen Median von 36, was in dieser Studie einen signifikanten Unterschied bedeutet.
Die Studienleiter vermuten, dass es sein könnte, dass diese Differenz sich in manchen neurologischen Eigenschaften wiederspiegelt, die sich schon in vorherigen Studien gezeigt haben. Diese neurologischen Merkmale sind eine höhere Dicke des anterioren cingulären Gyrus und eine höhere Dichte von Von-Economo-Neuronen (zuständig für Empathie und Selbstwahrnehmung), die Forscher vorher in den Gehirnen von Superalten fanden. Dies ist allerdings nur Spekulation. Die hier berichtete Studie basiert auf Beobachtung und kann die hinter den Ergebnissen liegenden Mechanismen nicht erklären.
Enge Freundschaften zu pflegen und aufrecht zu erhalten, wirkt sich scheinbar positiv im Alter aus. Man muss nicht der Mittelpunkt der Party sein, doch diese Studie unterstützt die Theorie, dass das Pflegen starker sozialer Netze mit einem langsameren kognitiven Verfall zusammenzuhängen scheint. Dieses Ergebnis ist insbesondere ein aufregender Schritt zu einem Verständnis für die Faktoren, die dem Erhalt der kognitiven Fähigkeiten in hohem Alter zugrunde liegen. Faktoren, die vor allem beeinflussbar sind. Natürlich kann man nicht einfach sagen, dass ein starkes soziales Netz dafür sorgt, dass man nie Alzheimer bekommt. Aber Freunde zu haben, scheint ein großartiger Präventionsfaktor sein.
Quelle:Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â https://www.medicalnewstoday.com/articles/319978.php
http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0186413
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