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Besteht ein Zusammenhang zwischen der Stärke des Wohlbefindens und der Lebensdauer?

15. Januar 2015

Im letzten Beitrag ging es darum, für das neue Jahr den Blick besonders auf die psychische Gesundheit zu richten. Es wurden mehrere Bereiche gezeigt, die dabei helfen können, gute Vorsätze fürs neue Jahr zu finden und das eigene Wohlbefinden zu steigern. Der folgende Beitrag unterstreicht, welchen Einfluss das Wohlbefinden auf die Verbesserung von Lebensqualität und hier sogar die Lebensdauer hat. Denn er untersucht die positive Wirkung von Wohlbefinden auf die Lebenszeit älterer Menschen. In beeindruckender Weise finden sich in der beschriebenen Studie englischer und amerikanischer Forscher Hinweise auf eine konkrete Verlängerung der Lebensdauer bei älteren Menschen mit sehr hohem Wohlbefinden. Jeder kann sich in der Übersetzung des Presseberichts zu dieser Studie selbst davon überzeugen, dass es sich lohnt, einen Sinn im Leben zu finden und Kontakte zu Mitmenschen zu pflegen:

Es macht das Leben auf jeden Fall lebenswerter, wenn man einen Sinn darin sieht und eine Aufgabe für sich gefunden hat, aber kann es das Leben auch verlängern? Nach Forschern, die in „The Lancet“ veröffentlichten, ist die Antwort auf diese Frage „Ja“.

Wissenschaftler des University College London (UCL) in Großbritannien arbeiteten mit Kollegen der Princeton University und Stony Brook University in den Vereinigten Staaten zusammen, um diesen Sachverhalt genauer zu erforschen.

Frühere Studien bewiesen schon den positiven Einfluss einer optimistischen Einstellung auf das Altern. Medical News Today berichtete erst kürzlich von einer dieser Studien, die nahe legt, dass unterhalb der Wahrnehmungsgrenze liegende positive Botschaften bei älteren Menschen bessere Körperfunktionen zur Folge haben.

Für die neueste Studie zu dem Thema setzten die Forscher unter der Leitung von Prof. Andrew Steptoe, der Direktor des UCL Institute of Epidemiology and Health Care ist, Fragebögen ein, um einen bestimmten Typ des Wohlbefindens, bekannt als „eudaimonisches Wohlbefinden“, zu erfassen. Dieses Wohlbefinden fokussiert sich auf das Kontrollerleben von Individuen, auf ihr Gefühl dafür, dass ihr Handeln sich lohnt, und auf den Sinn in ihrem Leben.

Es wurden im Verlauf dieser Studie 9050 Engländer untersucht, die im Durchschnitt 65 Jahre alt waren. Diese Probanden wurden je nach ihren Antworten im Fragebogen in vier Kategorien des Wohlbefindens unterteilt (angefangen mit dem höchsten Wohlbefindens-Wert bis zum niedrigsten). Nach 8,5 Jahren wurde die Untersuchung wiederholt.

Mit statistischen Mitteln wurden folgende Faktoren, die auch einen Einfluss auf die Lebensdauer haben können, herausgerechnet, so dass das Ergebnis nur den Einfluss des Wohlbefindens zeigt: Alter, Geschlecht, sozioökonomischer Status, körperliche Gesundheit, Depression, Rauchen, Bewegung und Alkoholkonsum.

Menschen mit höherem Wohlbefinden lebten 2 Jahre länger.

Die Forscher beobachteten, dass innerhalb der 8,5 Jahre Wartezeit 9 % der Personen starben, die in der Kategorie mit dem höchsten Wohlbefinden erfasst waren, wohingegen 29 % der Personen starb, die in der Kategorie mit dem niedrigsten Wohlbefinden eingeordnet waren.

Nach Ausschluss der anderen genannten Faktoren zeigte sich, dass die Probanden in der höchsten Wohlbefinden-Kategorie 30 % weniger wahrscheinlich während der Wartezeit starben und im Durchschnitt 2 Jahre länger lebten als Probanden in der niedrigsten Wohlbefinden-Kategorie.

Prof. Steptoe bemerkte, dass sie in früheren Studien herausfanden, dass Glücklich-Sein im Zusammenhang mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit zu sterben verbunden ist. Die aktuelle Studie ergänzt diese Ergebnisse, indem sie beweist, dass das Gefühl, einen Sinn im Leben zu haben, bei älteren Menschen mit ihrem Überleben zusammenhängt.

„Wir können allerdings nicht sicher sein, dass höheres Wohlbefinden unbedingt eine geringere Sterbewahrscheinlichkeit verursacht,“ sagt er, „da der Zusammenhang nicht kausal ist. Die Ergebnisse der Studie legen die faszinierende Möglichkeit nahe, dass das Wohlbefinden dabei helfen könnte, körperliche Gesundheit zu verbessern.“

Im Zuge ihrer Studie erhoben die Wissenschaftler Daten zum „evaluativen Wohlbefinden“ – ein Maß für Lebenszufriedenheit – und „hedonisches Wohlbefinden“ – das mit Gefühlen von Glück, Traurigkeit, Wut, Stress und Schmerz verbunden ist.

Auch wenn internationale Daten der Gallup Organisation (eines der führenden Markt- und Meinungsforschungsinstitute weltweit) zeigen, dass Lebenszufriedenheit in englischsprachigen Ländern im mittleren Alter fällt und im Alter wieder steigt, findet man weltweit unterschiedliche Muster.

Z.B. berichten in der ehemaligen Sowjetunion und den osteuropäischen Ländern ältere Menschen besonders niedrige Werte für Lebenszufriedenheit verglichen mit jüngeren Menschen. Dasselbe Muster wurde in Lateinamerika und den karibischen Inseln gefunden. In Schwarzafrika war die berichtete Lebenszufriedenheit in allen Altersgruppen niedrig.

Es ist wichtig, dass wir mit der Welt und andern Menschen in Kontakt sind, wenn wir älter werden!

„Es gibt biologische Mechanismen, die Wohlbefinden mit körperlicher Gesundheit in Verbindung bringen,“ bemerkt Prof. Steptoe, „z.B. durch Hormonveränderungen oder verringertem Bluthochdruck.“

Er fügt jedoch hinzu, dass noch weitere Forschung nötig ist, um festzustellen, ob diese Veränderungen den Zusammenhang zwischen Lebenserwartung und Wohlbefinden bei älteren Menschen beeinflussen.

Auf die Frage, was man tun kann, um sein Wohlbefinden im Alter zu verbessern sagte Prof. Steptoe der MNT, dass es keine Zauberformel gäbe. Er ergänzte: „ dass es nach den Studienergebnissen wichtig sei, im Alter mit der Welt und anderen Menschen in Kontakt zu sein. Jedem erscheint etwas anderes als wertvoll, aber es muss keine ehrgeizige Tätigkeit sein. Gärtnern, Kochen, in die Familie einbezogen sein und Nachbarn helfen kann Sinn und ein Kontrollerleben in das eigene Leben bringen.“

Er erzählte uns, dass er und seine Kollegen weiter erforschen werden, was Wohlbefinden und Gesundheit verbindet. Sind vielleicht ganz spezielle biologische Reaktionen beteiligt? In welchem Zusammenhang stehen Wohlbefinden und soziale und kulturelle Aktivität? Können wir das Wohlbefinden beeinflussen, um Gesundheit zu fördern? Das sind die Themen, die diese Wissenschaftler verfolgen wollen.“

Eine aktuelle Studie, die in der Zeitschrift für Sozialwissenschaft & Medizin veröffentlicht wurde, legt nahe, dass es für die psychische Gesundheit förderlich sein kann, wenn man das Alter positiv sieht.

 

Ãœbersetzungsquelle:

http://www.medicalnewstoday.com/articles/284978.php

Rubrik: Allgemeines, Alter, Glücksforschung


2 Kommentieren

  1. Martin Winkler
    Januar 25th, 2015

    Interessanter Beitrag, den ich gerne in meine Übersicht von empfehlenswerten Psychologie-Beiträgen in meinem Blog übernehme. Danke !

  2. Dr. phil. Karin Pöppel
    März 23rd, 2015

    Dieser Beitrag ist sehr wertvoll, doch jetzt fängt die „Arbeit“ erst an. Denn wichtig ist nun doch, den Menschen dabei zu helfen herauszufinden, WIE sie Wohlbefinden für sich persönlich generieren können. Nicht wahr?

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