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Warum neigen wir dazu, mit der Masse zu gehen?

15. Januar 2009

Warum neigen wir dazu, mit der Masse zu gehen-1In der heute veröffentlichten Ausgabe der Zeitschrift Neuron ist eine interessante Studie erschienen, in der über die spezifischen Hirnaktivitäten berichtet wird, die offenbar unsere Neigung „der Mehrheit zu folgen“ erklären helfen.

Dass Gruppenmeinungen einen erheblichen Einfluss auf eigene Entscheidungen haben, ist bereits in vielen Untersuchungen nachgewiesen worden.  Die zugrundeliegenden neuronalen Gehirnaktivitäten sind bislang allerdings noch weitgehend unklar.  Der Autor der Studie, Vasily Klucharev vom F.C. Donders Center for Cognitive Neuroimaging in den Niederlanden,  vertritt folgende Hypothese:  Soziale Konformität wird durch „Verstärkungslernen“ hergestellt. Konkret heisst dies: Sozial konformes Verhalten wird von der Gruppe belohnt und verstärkt daher entsprechendes Individualverhalten in der Zukunft.  Ein wesentliches Element für Verhaltensänderungen im Konzept des Verstärkungslernen ist der sogenannte „Vorhersagefehler“ (predicition error), d.h. die Diskrepanz zwischen erwarteten und tatsächlichem Ergebnis eines Verhaltens.  Dieser (erkannte) Vorhersagefehler erzeugt im Menschen das Bedürfnis zur Verhaltensanpassung (damit dieser Fehler in Zukunft nicht mehr eintritt).

In ihrem Experiment untersuchte das Team von Klucharev die Hirnaktivität von Personen, die zunächst die Attraktivität von präsentierten Gesichtern bewerten sollten und anschließend erfuhren, welche Einschätzungen die Mehrheit einer Gruppe hierzu hatte.  Wie in vielen Studien zuvor, passten die Versuchspersonen auch in diesem Experiment ihr Urteil der Mehrheitsmeinung an. Gleichzeitig konnte jedoch auch gezeigt werden, dass dieser Anpassungprozess einhergeht mit verstärkter neuronaler Aktivität in den Gehirnregionen, die mit Belohnungserwartung und -bewertung in Verbindung gebracht werden. Das Ergebnis: Je höher die Aktivität in dieser Region, desto eher passten die Versuchspersonen ihre Meinung der Mehrheitsmeinung an.

Was bedeutet dies? Die Ergebnisse sind ein starker Indikator, dass nicht nur individuelles, sondern auch soziales Verhalten über klassisches Verstärkungslernen (übrigens einer der Grundpfeiler der Vehaltenstherapie)  beschrieben und erklärt werden kann. Außerdem sind sie ein weiterer faszinierender Beleg für die seit Jahren steigende Bedeutung der Hirnforschung für die Beschreibung und Erklärung von menschlichem Verhalten.

Quelle:

Klucharev et al. Neuron, Jan 2009

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Rubrik: Hirnforschung, Mensch & Gruppe
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