31. Juli 2010
Zahlworte wie „eins“, „zwei“ und „drei“ gehören zu den ältesten Worten in der Evolution der (indogermanischen) Sprachen und sind damit so alt wie „ich“ oder „wir“. Eine aktuelle Studie an Babys zeigt nun, dass die Wahrnehmung von quantitativen Unterschieden vielleicht nicht einfach erlernt ist, sondern dem Menschen sogar angeboren sein könnte. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu der Studie vom Juni übersetzt, die die Faszination von Kindern mit Konzepten wie „groß“ und „klein“ erklären könnte:
Noch bevor sie sprechen lernen, organisieren Babys Informationen über Zahlen, Raum und Zeit auf eine komplexere Art und Weise als man bisher dachte. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie unter Leitung der Psychologin Stella Lourenco von der Emory University in den USA. „Wir haben gezeigt, dass neun Monate alte Babys ein Gespür für die Verhältnisse von Objekten zueinander haben und „mehr als“ oder „weniger als“ bei Zahl, Größe und Dauer erkennen können. Und das wirklich Bemerkenswerte ist, sie brauchen nur Erfahrung mit einem dieser quantitativen Konzepte, um zu erraten, wie andere Quantitäten aussehen sollten”, sagt Lourenco.
Lourenco führte die Studie, die in einer der nächsten Ausgaben von Psychological Science veröffentlicht werden soll, zusammen mit dem Neurowissenschaftler Matthew Longo vom University College London durch.
26. Juni 2010
Die Häufigkeit von ADHS bei Kindern ist in den letzten Jahren stark gestiegen, doch die Ursachen dafür sind nicht klar. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass eine hohe Pestizidbelastung vor der Geburt und bei Kleinkindern das Risiko für spätere Verhaltensstörungen erhöht, die ADHS ähneln. Wir haben einen Pressebericht zu einer aktuellen Studie vom Mai übersetzt, die nun zum ersten Mal einen Zusammenhang zwischen Pestizidbelastung und ADHS bei Kindern in der Allgemeinbevölkerung zeigt:
Ein Team von Wissenschaftlern der University of Montreal in Kanada und der Harvard University in den USA hat einen Zusammenhang zwischen einer Umweltbelastung durch Pestizide vom Typ der Organophosphate und einem erhöhten Risiko für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern gezeigt.
25. Juni 2010
Depressionen bei Kindern im Vorschulalter äußern sich anders als bei älteren Kindern und sind schwer zu erkennen. Zum Beispiel wirken sich die Depressionen nicht auf die schulische Leistung aus und die Kinder werden noch weitgehend von den Eltern versorgt, die vielleicht auch deshalb nicht wahrhaben wollen, ihr Kind könnte depressiv sein. Wir haben die Presseerklärung des Herausgebers eines Übersichtsartikels vom Mai übersetzt, der auch neue Ansätze zur Therapie in diesem Alter vorstellt:
Es ist schwierig, sich einen depressiven Drittklässler vorzustellen. Es ist noch schwieriger, sich ein depressives Vorschulkind vorzustellen. Obwohl Depressionen bei Kindern wohlbekannt sind und behandelt werden, haben Forschungsstudien erst in letzter Zeit begonnen, Depressionen auch bei Kindern unter sechs Jahren zu untersuchen. In der neusten Ausgabe von Current Directions in Psychological Science, einem Journal der Association for Psychological Science, beschreibt die Kinderpsychiaterin und Forscherin Joan Luby von der Washington University in St. Louis in den USA die Ergebnisse aktueller Studien, die Depressionen bei Kindern im Vorschulalter und die Bedeutung der Früherkennung untersucht haben.
15. Juni 2010
Wenn wir von Menschen in ihren „besten Jahren“ reden, meinen wir das Alter um die Fünfzig. Nun zeigt eine neue Studie, dass gerade in diesem Alter Menschen mit sich und ihrem Leben am wenigsten zufrieden sind. Wir haben einen Artikel aus der New York Times über die Studie von vor zwei Wochen übersetzt, der das Phänomen beschreibt aber nicht richtig erklären kann:
Es kommt unaufhaltsam. Die Muskeln schlaffen ab. Das Gehör und die Augen werden langsam immer schlechter. Wir bekommen Falten und gehen gebückt. Wir können nicht mehr rennen oder noch nicht einmal so schnell laufen, wie wir es gewohnt waren. Körperteile ziepen und schmerzen, die wir vorher nie wahrgenommen hatten. Wir werden alt.
Es klingt zum Bemitleiden, aber scheinbar ist es das nicht. Eine große Gallup-Umfrage hat gezeigt, dass Menschen, egal wie man es betrachtet, mit zunehmendem Alter glücklicher werden, und die Forscher wissen nicht recht warum.
6. Juni 2010
Unfälle sind bei Menschen unter vierzig Jahren die häufigste Todesursache und erreichen im Teenageralter einen deutlichen Höchstwert. Eine aktuelle Studie hat einen Gehirnmechanismus untersucht, der zu der Risikobereitschaft von Teens mit beitragen könnte. Wir haben eine Pressemitteilung der Universität zu der Studie von dieser Woche übersetzt, die einen faszinierenden Einblick in die Biologie der Unvernunft bietet:
Die Fehlurteile und die Risikobereitschaft, die für junge Menschen so typisch sind, haben biologische Ursachen. Das zeigt eine neue Studie von Psychologen der University of Texas at Austin.
Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass Teenager stärker auf Belohnungen reagieren als Kinder oder Erwachsene. Nun haben Russell Poldrack und seine Mitarbeiter einen ersten entscheidenden Schritt gemacht, um die Mechanismen im Gehirn zu identifizieren, die junge Menschen zu diesem Verhalten treiben, und zu verstehen, welche Auswirkungen diese entwicklungsbedingten biologischen Unterschiede auf das unüberlegte Verhalten junger Menschen haben könnten.
1. Juni 2010
Ob und wie sehr fernsehen kleinen Kindern schadet, ist unter Eltern und Forschern umstritten. Eine aktuelle Studie hat eine Vielzahl von negativen Einflüssen des Fernsehens auf die Entwicklung von Kindern gezeigt. Diese Effekte sind alle nicht groß, aber ihr Trend ist eindeutig, und er ist negativ. Wir haben die Pressemitteilung der Universität zu der Studie vom Mai übersetzt, die zu dem Schluss kommt, je weniger fernsehen desto besser:
Möchten Sie Kinder haben, die schlauer sind und weniger dick? Dann lassen Sie Ihre Kinder im Vorschulalter nicht so viel fernsehen. Das zeigt eine schockierende Studie von Kinderexperten an der Université de Montréal, dem Forschungszentrum des CHU Sainte-Justine in Kanada und der University of Michigan in den USA, die jetzt in den Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine veröffentlicht wurde. Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass ein hoher Fernsehkonsum im Alter von zwei Jahren negative Folgen für Kinder hat, von mangelnder schulischer Anpassung bis zu ungesunden Verhaltensweisen.
25. April 2010
Immer mehr Kindern haben heute eine Diagnose von ADHS und werden dagegen, zum Teil medikamentös, behandelt. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass sich zumindest weniger schwere Verhaltensprobleme auch von allein wieder geben können. Wir haben einen Presseartikel von HealthDay News übersetzt, der die Untersuchung kurz darstellt:
Kinder mit einem Aufmerksamkeitsdefizit sollten jährlich neu untersucht werden, weil sich die Symptome oft von einem Jahr zum nächsten bessern. Das zeigt eine neue Studie von Dr. David Rabiner und seinen Mitarbeitern an der Duke University in den USA.
26. März 2010
Oft kommen besonders aggressive Kinder aus gestörten Familienverhältnissen. Eine neue Studie hat das bekannte Phänomen systematisch untersucht und zeigt, dass an ihrem Verhalten eine Fülle von Faktoren beteiligt sind, die überwiegend nichts mit der Natur der Kinder zu tun haben. Ich habe einen Presseartikel der Universität von letzter Woche übersetzt, der die noch unveröffentlichte Studie zusammenfasst:
Eine Reihe von Forschungsuntersuchungen hat gezeigt, dass aggressive Kinder meistens aus Familien stammen, die durch starke Konflikte geprägt sind. Eine neue Studie der Psychologin Arantzazu Bellido hat dieses Phänomen in der Autonomen Gemeinschaft Baskenland systematisch untersucht und bestätigt. Dazu befragte sie eine größere Anzahl von Familien in der baskischen Provinz Bizkaia, wobei sie Elemente ähnlicher früherer Umfragen an die örtlichen Gegebenheiten anpasste und mit neuen, für diese Studie spezifischen Umfragen ergänzte.
10. Februar 2010
Hochsensible Kinder leiden besonders stark unter einer unglücklichen Kindheit. Eine neue Studie zeigt nun, dass solche Kinder aber bei guter Fürsorge auch besonders gut gedeihen. Ich habe einen Presseartikel der EurekAlert vom 5. Februar übersetzt, der die umfangreiche Untersuchung kurz zusammenfasst:
Kinder, die besonders empfindlich auf Stress reagieren, sind auch anfälliger für die Auswirkungen schwieriger Familienverhältnisse, und sie haben mehr Verhaltens- und Gesundheitsprobleme als gleichaltrige Kinder. Aber eine neue Langzeitstudie zeigt, dass sich hoch empfindsame Kinder auch besonders gut entwickeln, wenn sie in einer Umwelt aufwachsen, die sie fördert.
19. November 2009
Viele Eltern sind vorsichtig, was sie in Gegenwart ihrer Kinder sagen, damit die Kleinen nichts falsch aufschnappen. Dabei lernen sie wahrscheinlich das meiste richtig, sehr gut und offenbar auch erstaunlich früh. Eine aktuelle Studie hat nun gezeigt, dass bei Babys die Sprachentwicklung schon viel früher beginnt als bisher angenommen. Ich habe die Pressemitteilung der Forscher übersetzt.
Schon von den allerersten Tagen im Leben an hat das Schreien von Babys Merkmale, die typisch für die Sprache seiner Eltern sind. Das zeigt eine neue Studie, die in der Novemberausgabe von Current Biology, einem Journal aus der Cell Press-Reihe, online veröffentlicht wurde. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich Säuglinge Elemente ihrer späteren ersten Sprache schon im Mutterleib aneignen, und damit lange vor ihrem ersten Babbeln oder Gurren.