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Sport, Sex, Unterhaltung: Was macht uns glücklich?

29. Dezember 2010

Sport, Sex, Unterhaltung - Was macht uns glücklichGrübeln und Gedankenkreisen sind klassische Symptome von Depression. Eine aktuelle Studie hat untersucht, wie sich mangelnde Konzentration auf das menschliche Befinden allgemein auswirkt und zeigt, dass Tagträumen (sogar über Angenehmes) auch gesunde Menschen unglücklich macht, egal was sie sonst tun. Wir haben einen Presseartikel vom November aus Medical News Today über die noch laufende Studie übersetzt, an der Besitzer eines Smartphones selbst teilnehmen können:

Menschen sind meistens unglücklich, wenn sie ihre Gedanken schweifen lassen, was wir offenbar 46,9 Prozent der Zeit tun, die wir nicht schlafen. Am glücklichsten sind Menschen, wenn sie Sex haben, Sport treiben oder sich mit anderen unterhalten, schreiben Forscher der Harvard University in einem Artikel, der heute in dem Fachjournal Science erscheint. Am wenigsten glücklich sind wir, wenn wir uns ausruhen, einen Heimcomputer benutzen oder arbeiten. Wir sind die einzigen Tiere auf diesem Planeten, die ausgesprochen viel Zeit damit verbringen, über Dinge nachzudenken, die gar nicht um uns herum passieren. Wir denken über Dinge in der Vergangenheit nach, die in der Zukunft geschehen könnten, oder die wahrscheinlich nie eintreffen werden. Man könnte sagen, Gedankenschweifen ist der Standardmodus unseres Gehirns.

Matthew A. Killingsworth und Daniel T. Gilbert benutzten eine iPhone-Applikation, um 250 000 Datensätze über Handybenutzer zu sammeln, die sie über ihre Gefühle, Gedanken und Aktivitäten befragten, während sie ihrem täglichen Leben nachgingen.

Die Autoren schreiben:

„Der menschliche Geist ist ein unsteter Geist, und ein unsteter Geist ist ein unglücklicher Geist. Die Fähigkeit, über Dinge nachzudenken, die gar nicht passieren, ist eine kognitive Leistung, die einen emotionalen Preis hat.“

Die Forscher schickten den 2 250 Studienteilnehmern im Alter von 18 bis 88 Jahren in zufälligen Abständen Botschaften per SMS und fragten sie, wie glücklich sie sich gerade fühlten, was genau sie im Moment machten, und ob sie sich darauf oder auf etwas anderes konzentrierten, das unangenehm, neutral oder angenehm sein konnte. Die Teilnehmer repräsentierten ein weites sozioökonomisches Spektrum und hatten die verschiedensten Berufe. Vierundsiebzig Prozent waren US-Amerikaner.

Die iPhone-Applikation bot 22 Aktivitäten zur Auswahl, zum Beispiel fernsehen, Sport machen, essen oder einkaufen. Die Forscher stellten fest, dass Leute im Durchschnitt 46,9 Prozent des Tages ihre Gedanken schweifen ließen. Sogar wenn sie gerade mit etwas beschäftigt waren, mit Ausnahme von Sex, ließen Leute mindestens 30 Prozent der Zeit ihre Gedanken wandern. Scheinbar hilft Sex Menschen, sich wirklich zu konzentrieren.

Killingsworth, der an der Harvard University in Psychologie promoviert, sagt:

„Scheinbar lassen Menschen ihre Gedanken bei allem schweifen, egal was sie tun. Das Bemerkenswerte an dieser Untersuchung ist, dass sie zeigt, wie sehr unser geistiges Leben von Gedanken über Dinge durchdrungen ist, die gar nicht da sind.

Gedankenschweifen ist ein ausgezeichneter Indikator für die Zufriedenheit eines Menschen. Wie häufig unsere Gedanken von der Gegenwart abschweifen und wohin sie dann wandern, sagt unsere Zufriedenheit besser voraus als das, was wir gerade tun.“

Die Forscher schätzen, wie sehr ein Mensch seine Gedanken schweifen lässt, bestimmt zu etwa 10,8 Prozent, wie glücklich er ist. Dagegen trägt die jeweilige Tätigkeit, mit der sich ein Mensch gerade beschäftigt, nur 4,6 Prozent bei. Außerdem analysierten sie zeitliche Verzögerungen und kamen zu dem Schluss, dass Gedankenschweifen Menschen unglücklich macht und nicht umgekehrt.

Sie schreiben:

„Viele philosophische und religiöse Traditionen lehren, dass wir Glück finden können, wenn wir im Moment leben, und unterweisen ihre Anhänger, schweifenden Gedanken zu widerstehen und im ,Hier und Jetzt’ zu sein. Diese Traditionen zeigen, dass ein unsteter Geist ein unglücklicher Geist ist.“

Die iPhone-Applikation heißt Track Your Happiness und wird gegenwärtig von mehr als 5 000 Menschen genutzt.

Quellen:

Medical News Today, 11. Nov 2010

Killingsworth & Gilbert. Science, Nov 2010

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Rubrik: Glücksforschung
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2 Kommentieren

  1. P.Dunkelberg
    Januar 2nd, 2011

    Sehr interessante Artikel, komme wieder. Wie wär´s mit einem RSS?

  2. admin
    Januar 13th, 2011

    Danke für den Hinweis! Geht natürlich längt – aber jetzt haben wir auch einen entsprechenden „Abo-Button“ integriert.

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