2. Mai 2012
Computer werden in immer mehr Bereichen der Psychologie eingesetzt, auch in der Therapie. Eine aktuelle Studie hat ein Computerspiel untersucht, mit dem man Depressionen bei Jugendlichen behandeln kann. Wir haben einen Presseartikel über die Studie vom April übersetzt, die zeigt, dass das Computerspiel ähnlich effektiv sein kann wie eine traditionelle Psychotherapie:
Depressionen sind bei Jugendlichen häufig. Aber viele junge Leute scheuen sich davor professionelle Hilfe zu suchen. Eine neue Studie, die jetzt im British Medical Journal (BMJ) erschienen ist, zeigt, dass eine spezielle Computertherapie bei Jugendlichen mit Depressionen genauso effektiv ist wie eine persönliche Therapie durch einen Arzt.
Um zu testen, ob SPARX, eine neue computerisierte Form der Verhaltenstherapie, Depressionssymptome ebenso effektiv reduzieren kann wie eine traditionelle Verhaltenstherapie, führten Forscher von der University of Auckland, Neuseeland eine randomisierte, kontrollierte Studie an 187 Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren durch.
6. April 2012
In Deutschland leiden mehr als eine Million Menschen an Demenz. Die meisten dieser Patienten sind pflegebedürftig. Eine aktuelle Studie hat die Wahnvorstellungen untersucht, die für Demenz charakteristisch sind. Wir haben den Presseartikel eines Sponsors der Universität über die Studie von Ende März übersetzt, die zeigt, dass die Wahnvorstellungen dieser Patienten gar nicht so irrational sind:
Demenz – ein akuter Verlust geistiger Fähigkeiten – kann sich durch Symptome wie Gedächtnisschwund, eine verkürzte Aufmerksamkeitsspanne und Desorientierung äußern. Sie tritt bei ernsten psychischen Störungen wie Alzheimer auf. Obwohl die Erkrankung häufig ist, besonders bei älteren Menschen, gibt es heute noch keine effektive Behandlung.
Laut Prof. Jiska Cohen-Mansfield vom Herczeg-Institut für Altersforschung und der Sackler-Fakultät für Medizin der Universität Tel Aviv in Israel werden Demenzpatienten oft psychotrope Medikamente verschrieben, um Symptome wie Wahnvorstellungen abzuschwächen. Aber sie sagt, dass diese Taktik manchmal mehr schadet als nützt. Denn viele der Wahnvorstellungen, unter denen Demenzpatienten leiden, können eine rationale Basis haben. Daher könnte es effektiver sein die Patienten mit Verhaltenstherapie als mit Medikamenten zu behandeln, meint Prof. Cohen-Mansfield. Ein besseres Verständnis ihrer Wahnvorstellungen hat direkte Auswirkungen auf die Betreuung von Menschen, die unter Demenz leiden, und wie wir die Patienten sehen.
8. März 2012
Krankschreibungen wegen psychischen Beschwerden werden immer häufiger und können relativ lange dauern. Eine aktuelle Studie hat eine Form der Psychotherapie untersucht, die gezielt versucht die Dauer der Krankschreibung zu minimieren. Wir haben eine Presseerklärung des Herausgebers zu der Studie von Ende Februar übersetzt, bei der die Rückkehr zur Arbeit ein wichtiger Teil der Therapie ist:
Arbeitnehmer, die wegen häufigen psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Ängsten krankgeschrieben sind, können schneller wieder vollzeitig arbeiten gehen, wenn sich ihre Therapie mit beruflichen Problemen befasst und damit, wie sie wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können. Das zeigt eine neue Studie, die von der American Psychological Association (APA) veröffentlicht wurde.
Arbeitnehmer, die eine solche Therapie machten und früher wieder arbeiten gingen, hatten keine Nachteile und ihre psychische Gesundheit wurde innerhalb eines Jahres deutlich besser. Der Artikel erschien online im Journal of Occupational Health Psychology, einem Journal der APA.
11. Dezember 2011
Wenn bei chronischen Schmerzen die Ursachen nicht bekannt sind, eignen sich Medikamente nur bedingt als Langzeitbehandlung, vor allem wegen ihrer Nebenwirkungen. Verhaltenstherapie kann vielen Schmerzpatienten das Leben mit der Krankheit erleichtern, ist aber relativ teuer. Eine neue Studie hat eine telefonische Gesprächstherapie als Alternative untersucht. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu der Studie vom November übersetzt, die zeigt, dass diese Therapieform effektiv und praktikabel ist:
Eine neue Studie aus England untersuchte die Wirksamkeit einer kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) bei Patienten mit chronischen Schmerzen, die von geschulten Therapeuten ausschließlich übers Telefon durchgeführt wurde. Nach sechs Monaten der Behandlung fühlten sich viele Schmerzpatienten deutlich besser.
Die Studie von Wissenschaftlern der University of Aberdeen und der University of Manchester wurde von Arthritis Research UK finanziert. Dies ist die erste Untersuchung über eine telefonische Verhaltenstherapie für Patienten mit chronischen, nicht-lokalisierten Schmerzen.
18. November 2011
Manche Leute haben Vorbehalte gegen fernöstliche Methoden wie die Achtsamkeitsmeditation, weil nicht klar ist, wie sie funktionieren. Aber Anhänger der Meditation können auf positive Effekte in vielen Bereichen verweisen, zum Beispiel als Methode zur Stressreduktion. Eine aktuelle Studie hat die Forschungsergebnisse auf dem Gebiet zusammengefasst und die Prinzipien der Achtsamkeit analysiert. Wir haben eine Presseerklärung des Herausgebers der Studie vom November übersetzt, die zeigt, dass bei der Achtsamkeit mehrere Mechanismen zusammenwirken:
Menschen, die sehr unter Stress stehen, wird oft geraten für einen Moment innezuhalten und einfach nur im „Jetzt“ zu sein. Diese Art der Achtsamkeit, ein wesentlicher Teil der Traditionen des Buddhismus und des indischen Yogas, wird immer populärer bei Menschen, die nach Möglichkeiten suchen etwas gegen ihren Stress zu tun und ihre Lebensqualität zu verbessern. Und die Forschung zeigt, dass Achtsamkeitsmeditation die Gesundheit und Leistungsfähigkeit fördern kann, zum Beispiel indem sie die Funktion des Immunsystems verbessert, den Blutdruck senkt und geistige Fähigkeiten stärkt.
16. November 2011
Die meisten Leute denken bei starken Kopfschmerzen eher an Tabletten als an eine Psychotherapie. Denn die gilt als langwierig und teuer. Eine aktuelle Studie hat die Kosten einer Verhaltenstherapie und ähnlicher Methoden mit einer medikamentösen Migränebehandlung verglichen. Wir haben die Presseerklärung der Universität zu der Studie übersetzt, die zeigt, dass eine Verhaltenstherapie nicht unbedingt teuer sein muss:
Eine neue Studie zeigt, dass eine Behandlung von chronischer Migräne mit verhaltenstherapeutischen Ansätzen (wie Entspannungstraining, Hypnose und Biofeedback) finanziell sinnvoll sein kann, wenn man sie mit einer medikamentösen Behandlung vergleicht, besonders nach einem Jahr oder länger.
Einer der Autoren der Studie ist Dr. Donald Penzien, der Professor für Psychiatrie am University of Mississippi Medical Center (UMMC) ist, seit vielen Jahren Verhaltenstherapie praktiziert und über sie forscht. Er sagt, die Kosten für eine vorbeugende Behandlung mit rezeptpflichtigen Medikamenten (wie sie Patienten mit chronischer Migräne täglich einnehmen, um neue Anfälle zu verhindern) erscheinen vielleicht nicht hoch, selbst bei mehreren Dollar pro Tag.
„Aber diese Kosten addieren sich mit jedem weiteren Arztbesuch und jedem neuen Rezept”, sagt Penzien. „Eine Verhaltenstherapie ist nur zu Anfang teuer. Man geht zu ein paar Therapiesitzungen, aber dann nicht mehr. Und die positive Wirkung kann jahrelang anhalten.“
14. September 2011
Dass Menschen mit manchen Persönlichkeitsmerkmalen eher zu Depressionen neigen als andere, ist bekannt. Eine aktuelle Untersuchung zeigt nun, dass die Persönlichkeit eines Patienten auch seine Wahl der Behandlung bei Depressionen beeinflusst. Wir haben die Pressemitteilung des Journals zu der Studie, die eigentlich für Fachleute geschrieben ist, für den Blog übersetzt und dabei etwas vereinfacht:
Nach einer Studie eines finnischen Forscherteams unter Leitung von Prof. Karlsson von der Universität Helsinki, die in der aktuellen Ausgabe des Journals Psychotherapy and Psychosomatics veröffentlicht wurde, scheint ein niedriger Grad von Optimismus vorherzusagen, ob jemand eine Psychotherapie für Depressionen beginnt.
Die Persönlichkeit eines Patienten könnte einer der vielen Faktoren sein, die zu der Entscheidung beitragen, mit einer bestimmten Art der Behandlung für Depressionen zu beginnen. Das Ziel dieser Studie war zu untersuchen, ob die Veranlagung zum Optimismus und Pessimismus eine Rolle dabei spielt, ob jemand eine Psychotherapie beginnt, wenn er sich für Depressionen behandeln lässt. Die Studie wurde an Angestellten des öffentlichen Dienstes durchgeführt, die zum ersten Mal an Depressionen erkrankt waren.
1. Mai 2011
Eine Therapie über das Internet bietet eine Reihe von praktischen Vorteilen wie zum Beispiel geringere Kosten, aber das individuelle Feedback kann schwierig sein. Eine aktuelle Studie hat ein Online-Programm für Schlafstörungen bei Kindern getestet und zeigt, dass flexible Verhaltensempfehlungen für Eltern auch online möglich sind. Wir haben die Presseerklärung des Herausgebers der Studie von Ende März übersetzt. Eltern können das Programm (auf Englisch) bereits gratis nutzen:
Eine Studie in der Aprilausgabe des Journals SLEEP zeigt, dass ein Online-Programm effektive Hilfe für Schlafstörungen bei Kleinkindern bietet, wovon indirekt auch der Schlaf, die Stimmung und das Selbstvertrauen der Mütter profitieren. Die Ergebnisse zeigen, dass das Internet Eltern von kleinen Kindern mit Schlafproblemen einen uneingeschränkten Zugang zu individuell angepassten Verhaltensratschlägen ermöglichen kann.
Die Daten zeigen, dass kleine Kinder von Eltern, die an dem Online-Programm teilnahmen, deutlich besser schliefen. Die Kinder wachten nachts nur noch höchstens halb so oft auf, sie blieben höchstens halb so lange wach, und die längste durchgehende Schlafphase war mindestens zwei Stunden länger. Außerdem schliefen die Kinder schneller ein und bekamen nachts insgesamt mehr Schlaf. Die Mütter in der Behandlungsgruppe schliefen ebenfalls besser und fühlten sich weniger angespannt, depressiv, übermüdet und unkonzentriert. Dagegen waren der Schlaf und die Stimmung der Mütter in der Kontrollgruppe kaum verbessert.
26. März 2011
Eine Online-Psychotherapie bietet eine Reihe von potenziellen praktischen Vorteilen und kann bei vielen psychischen Erkrankungen wirksam sein. Bei sozialen Angststörungen etwa könnte sie Patienten helfen, die sonst vielleicht keinen Therapeuten aufsuchen würden. Eine aktuelle Studie des Psychologen Thomas Berger von der Universität Bern in Zusammenarbeit mit dem Karolinska-Institut in Schweden hat verschiedene Formen der Online-Kommunikation zwischen Patient und Therapeut untersucht und zeigt, dass in diesem Fall alle sehr effektiv waren. Wir haben diesmal die Zusammenfassung der wissenschaftlichen Veröffentlichung übersetzt, sie aber für den Blog etwas vereinfacht:
Mehrere Forschungsgruppen haben in kontrollierten Studien unabhängig voneinander die Wirksamkeit von Selbsthilfeprogrammen für soziale Angststörungen nachgewiesen, die über das Internet angeboten werden und nur minimale Unterstützung durch einen Therapeuten per E-Mail erfordern. Aber die Rolle und Notwendigkeit der Anleitung durch einen Therapeuten ist immer noch weitgehend unklar.
Diese Studie verglich den Nutzen eines zehnwöchigen Selbsthilfeprogramms für soziale Angststörungen, das online und ohne Anleitung durch einen Therapeuten angeboten wurde, mit derselben Behandlung, die durch eine minimale, aber wöchentliche Unterstützung durch einen Therapeuten per E-Mail ergänzt wurde. Außerdem wurde noch eine dritte Behandlungsmethode untersucht, bei der die Unterstützung flexibel gehandhabt wurde und je nach Wunsch und Bedarf des Patienten von gar keiner Unterstützung, über Kontakt per E-Mail bis zu Telefonaten reichen konnte.
20. März 2011
Ob eine Psychotherapie ein Erfolg ist oder nicht, ist normalerweise eine Frage der Einschätzung des Therapeuten und Patienten. Eine aktuelle Studie hat die Gehirnaktivität bei Patienten im Laufe einer Therapie untersucht und zeigt, dass sich das Behandlungsergebnis objektiv messen und quantifizieren lässt. Wir haben die Presseerklärung des Herausgebers der Studie vom Februar übersetzt, deren methodischer Ansatz die Entwicklung verbesserter Therapien erleichtern könnte:
Wie sehen die Veränderungen im Gehirn eines Patienten aus, der auf eine Psychotherapie anspricht? Diese Frage wollte ein Team von kanadischen Psychologen bei Patienten mit sozialen Angststörungen untersuchen. Die Ergebnisse der Studie wurden nun in Psychological Science, einem Journal der Association for Psychological Science, veröffentlicht.
Soziale Angststörungen sind eine häufige psychische Erkrankung, deren Kennzeichen eine übermächtige Furcht vor sozialen Interaktionen und vor einer Verurteilung durch andere sind. Bei Patienten mit dieser Störung können sowohl Medikamente als auch Psychotherapie effektiv sein. Aber die neurologischen Auswirkungen der Psychotherapie sind weit weniger gut untersucht als die Veränderungen, die Medikamente im Gehirn hervorrufen.
„Wir wollten die Veränderungen im Gehirn beobachten, während ein Mensch eine Psychotherapie macht“, sagt Vladimir Miskovic, ein Doktorand an der McMaster University in Kanada und erster Autor der Studie.